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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0154
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Gottfried v. Lücken

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standen haben. Der Grund lag so tief, daß die Schatten der Gesimse ihn
nicht mitsprechen ließen. So lag es denn nahe, als die Figuren immer
körperlicher wurden und eines Haltes an der Wand nicht mehr bedurften,
die Verbindung mit dem Hintergrund allgemein zu durchbrechen, wie das
in einem einzelnen Fall, dem Typhongiebel der Akropolis i) mit seinen
liegenden Gestalten, schon früher geschehen war. Im Megarergiebel
hängen die Figuren, trotzdem sie schon in voller Plastik gegeben sind
und sehr gut auf eigenen Beinen stehen könnten, noch vollständig mit
der hinteren Fläche zusammen, obgl ich schon bei dem wohl etwas
früheren Giebel des Siphnierschatzhauses in Delphi Kopf und Oberkörper
sich frei gemacht haben, während die übrigen Teile mit dem Hinter-
grund verbunden sind. Ähnlich ist es auch bei dem Alkmaeonidengiebel
in Delphi 3). Der Eretriagiebel dagegen stellt seine Figuren frei vor
die Wand. Aber ebensowenig wie es in der gleichzeitigen Vasenmalerei
dem Euphronios stets gelingt, zu einer plastischen Auffassung des mensch-
lichen Körpers zu kommen, stehen hier die Figuren voll und rund vor
dem Grund. Die hintere Seite ist unbearbeitet gelassen. Schon der etwa
gleichzeitige große Marmorgiebel von der Akropolis geht dazu über,
die Figuren von allen Seiten plastisch zu behandeln, wenngleich auch hier
noch nicht völlig Ernst gemacht ist mit der Wiedergabe der Körperlich-
keit. Der Leib des von Athena bezwungenen Giganten ist vollständig
flächenhaft gedacht und ausgeführt. Die Brust ist von vorn gegeben,
während sich die Beine im Profil darstellen, und die Innenzeichnung mil-
dert hier die Unausgeglichenheit nicht im geringsten. Der Körper scheint
zwischen Brust und Bauch fast im rechten Winkel gedreht zu sein.
Erst bei den Aegineten ist alles Flächenhafte in der Anlage ver-
mieden. Besonders im Ostgiebel stehen die Figuren an Körperlichkeit
in keiner Weise mehr hinter den Gestalten der Freiplastik zurück.

1) Wiegand, Porosarchitektur Taf. 4; Kunstgesch. i. Biid. 2 205, 3; Pcrrot-
Chipiez VIH Taf. 3.
2) HomoIIe, Fouilles de Delphes IV Taf. 16, 17; Kunstgesch. i. Biid. 2 200;
Phot. Alinari 24753.
2) Foniiles de Delphes IV Taf. 32—36; Kunstgesch. i. Biid. 2 215, 1.
*) Ant. Denkm. III 27—29; Furtwängler, Aegina, Text 321 ff.; Kunst-
gesch. i. Biid. ^ 215, 7.
6) Dickins, Catalogue of the Acropoiis Museum 631; Brunn-Bruckmann
Taf. 471, 472; Perrot-Chipiez VIII 552 Fig. 279—281; Kunstgesch. i. Biid.2 214,1-.
 
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