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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

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Unger, Eckhard: Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat
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https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0044
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Eckhard Unger

Assurnasirpals III. 1), wo eine Kulthandlung vor einem Tempel dar-
gestellt ist, dessen Seitenwand unterdrückt wird, um den thronenden
Gott und den Priester oder König vor ihm sichtbar zu machen.

Gegen solche Deutung der drei Felsöffnungen erhebt sich jedoch
ein schwerwiegendes Bedenken. In jeder von ihnen steht neben dem
Fackelträger über dem Wasserspiegel ein Baum. Da in dunkler Höhle
und tiefem Wasser keine Bäume wachsen dürften, und da sie hier mit
den Wipfeln über die wagerechte Decke der Öffnungen herausragen,
müssen die letzteren doch als wirklich vorhandene Durchbrüche der
Felswand gemeint sein, die freilich ihren Zusammenhang im ganzen
nicht stören. Also stehen die Fackelträger nur an diesen Öffnungen,
bereit, dem König in das dunkle Innere hineinzuleuchten. Die recht-
winklige Form wird ebensowenig als wirklich gemeint gewesen sein, als
das regelmäßige Schuppenmotiv des Felsgeländes.

Links an dem senkrechten Rande des Felsens, wo der Strom ans
Tageslicht tritt, setzt sich, oberhalb des Wassers, d. h. am rechten Ufer
(S. 32), das Gebirge noch in einigen kleinen Hügeln fort. Auf ihre unterste
Steinreihe tritt der Führer des Opferzuges, Ebenso steht vor ihm der
langbekleidete Mann. Er scheint dem vor ihm arbeitenden Bildhauer,
dessen Schulter mit der Rechten berührend, Anweisungen zu erteilen.
Der von Pinches erkannte Bildhauer arbeitet mit in der linken Hand er-
hobenem Meißel, dessen Kopf die rechte mit kurzem Schlägel beklopft.
Genau so stellt schon die ägyptische Kunst des alten Reiches diese Tätig-
keit dar 2). Die Fiiße unseres Bildhauers scheinen auf die obersten Wellen
zu treten. In der Vorzeichnung wird es aber vielmehr so gemeint ge-
wesen sein, daß er auf dem quadratischen Block steht, der, obgleich
die Standfläche dafür zu klein geraten ist, zu diesem Zweck in den Fluß
versenkt ist (vgl. Billerbeck-Delitzsch 60). Ist das richtig, dann hat
der Bildhauer an einer Stelle der Felswand zu arbeiten, welche direkt
vom Wasser bespült wurde und ohne solche Vorrichtung nicht zugänglich
war. Lehmann-Haupt (S. 458) meint allerdings, das Königsbild, an dem

r) Rawlinson, Five Great Monarchies 2 II 35; danach bei Jeremias ATAO 2
S. 430; Franz Kaulen, Assyrien und Babylonien 5 219 Abb. 72 (in verkehrter
Richtung); Gressmann, a. a, 0. II 49 Abb. 79, dort werden die Figuren im Tempe!
richtig erklärt.

2) Tgelief aus einem Grabe der 5. Dynastie: Perrot-Chipiez, Histoire de

l’Ar. I 755 (danach Erman, Ägypten 552).
 
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