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Eckhard Unger
Opfertiere nach, zu dem Austritt des Stromes aus einer mächtigen Fels-
masse, die er in einem Tunnel durchströmt. In diesen Tunnel eröffnen
drei Durchlässe, an denen Bäume wachsen, einen Einblick. Sie zeigen
uns die Männer im Tunnel, die mit Fackeln tief im Wasser bereit stehen,
um für den hohen Besuch das Dunkel der Grotten zu erhellen. Im oberen
Friese setzt sich das Opfer und die Felslandschaft fort. In den niedrigen
Felsboden links scheint eine zinnenbekrönte Tür zu führen, über der
ein Offizier steht. Er blickt und weist nach rechts, in eine große Grotte
mit Tropfsteinsäulen, auf deren Wand ein Bildhauer eine Inschrift ein-
meißelt, die der ihm gegenüberstehende Schriftgelehrte auf der Schreib-
tafel entwirft und wohl gleich diktiert. Auf der Felshöhe über der
Grotte steht eine kleine Burg, der sich ein nicht assyrischer Einwohner
des Landes unterwürfig nähert. Im unteren Friese. entspricht ihm ein
Grenzwächter. — Dieses bei allem Ungeschick doch sehr eigenartige Bild
einer Gegend, welche die Beischrift als Quellöffnungen bezeichnet, läßt
sich nun in seinen Hauptzügen in der Wirklichkeit wiederfinden. Eine
solche Darstellung ist im ganzen Altertum etwas Einzigartiges.
b) Vergleich des Reliefs von Balawatmit den Quellgrotten des Bylkaleinßu.
Der Tigris entsteht aus zwei starken Quellflüssen, dein westlichen
von Diarbekr und dem östlichen von Bohtan, die unterhalb von Sört
zusammenfließen 1). Der mächtigere von diesen beiden Strömen, der
Diarbekrßu, entsteht seinerseits aus dem westlichen Arghanaßu und dem
östlichen Sebeneßu oder Zibeneßu. Der Fluß von Arghana kommt aus
der Nälie des Sees Gölldschik. Der Oberlauf des Flusses von Sebene,
den man irrig mit der Subnatquelle der assyrischen Urkunden gleich-
gesetzt hatte 2), heißt aufwärts von Lidje Bylkaleinßu. Er liegt etwa
ein Drittel geraden Wegs von Djarbekr nach Erzerum. Wir kennen ihn
jetzt genauer durch die Forschungen von Taylor und Edmund Nau-
mann 3), namentlich aber durch die armenische Expedition von Waldemar
L Vgl. Richard Kiepert, Karte von Kleinasien C VI Diarbekr; Lehmann-
Haupt, Armenien I, Kartenskizze. Vgl. Lynch, Armenia, Travels and Studies
1901.
2) Vgl. Eberhard-Schrader, Die Keilinschriften am Eingange der Quell-
grotte des Sebeneh-su in den Abhdlg. der Berliner Akademie d. Wissenschaften
1885. Edmund Naumann, Vom goldnen Horn zu den Quellen des Euphrat 1893.
3) Taylor, Travels in Curdistan, Journal of the Royal Geographical Society
XXXV 18(35; E. Naumann, a. a. 0,
Eckhard Unger
Opfertiere nach, zu dem Austritt des Stromes aus einer mächtigen Fels-
masse, die er in einem Tunnel durchströmt. In diesen Tunnel eröffnen
drei Durchlässe, an denen Bäume wachsen, einen Einblick. Sie zeigen
uns die Männer im Tunnel, die mit Fackeln tief im Wasser bereit stehen,
um für den hohen Besuch das Dunkel der Grotten zu erhellen. Im oberen
Friese setzt sich das Opfer und die Felslandschaft fort. In den niedrigen
Felsboden links scheint eine zinnenbekrönte Tür zu führen, über der
ein Offizier steht. Er blickt und weist nach rechts, in eine große Grotte
mit Tropfsteinsäulen, auf deren Wand ein Bildhauer eine Inschrift ein-
meißelt, die der ihm gegenüberstehende Schriftgelehrte auf der Schreib-
tafel entwirft und wohl gleich diktiert. Auf der Felshöhe über der
Grotte steht eine kleine Burg, der sich ein nicht assyrischer Einwohner
des Landes unterwürfig nähert. Im unteren Friese. entspricht ihm ein
Grenzwächter. — Dieses bei allem Ungeschick doch sehr eigenartige Bild
einer Gegend, welche die Beischrift als Quellöffnungen bezeichnet, läßt
sich nun in seinen Hauptzügen in der Wirklichkeit wiederfinden. Eine
solche Darstellung ist im ganzen Altertum etwas Einzigartiges.
b) Vergleich des Reliefs von Balawatmit den Quellgrotten des Bylkaleinßu.
Der Tigris entsteht aus zwei starken Quellflüssen, dein westlichen
von Diarbekr und dem östlichen von Bohtan, die unterhalb von Sört
zusammenfließen 1). Der mächtigere von diesen beiden Strömen, der
Diarbekrßu, entsteht seinerseits aus dem westlichen Arghanaßu und dem
östlichen Sebeneßu oder Zibeneßu. Der Fluß von Arghana kommt aus
der Nälie des Sees Gölldschik. Der Oberlauf des Flusses von Sebene,
den man irrig mit der Subnatquelle der assyrischen Urkunden gleich-
gesetzt hatte 2), heißt aufwärts von Lidje Bylkaleinßu. Er liegt etwa
ein Drittel geraden Wegs von Djarbekr nach Erzerum. Wir kennen ihn
jetzt genauer durch die Forschungen von Taylor und Edmund Nau-
mann 3), namentlich aber durch die armenische Expedition von Waldemar
L Vgl. Richard Kiepert, Karte von Kleinasien C VI Diarbekr; Lehmann-
Haupt, Armenien I, Kartenskizze. Vgl. Lynch, Armenia, Travels and Studies
1901.
2) Vgl. Eberhard-Schrader, Die Keilinschriften am Eingange der Quell-
grotte des Sebeneh-su in den Abhdlg. der Berliner Akademie d. Wissenschaften
1885. Edmund Naumann, Vom goldnen Horn zu den Quellen des Euphrat 1893.
3) Taylor, Travels in Curdistan, Journal of the Royal Geographical Society
XXXV 18(35; E. Naumann, a. a. 0,