Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat
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Fels gehauene Pforte. Es ist der Eingang in eine doppelte Kammer,
woraus ein Gang schrägabwärts in den Flußtunnel führt 1). Dem ent-
spricht im oberen Friese unserer Reliefplatte die kleine, rechtwinklige
Tiir unter den Füßen des bartlosen Offiziers, deren Lage, genau iiber
der Mitte der ersten rechteckigen Felsöffnung im unteren Fries, auf
eitie Beziehung zum Tunnel hinweisen katm.
Hat mah diesen Bergrücken überstiegen, und das nördlich an-
schließende schmale Hochtal durchschritten, dann steht man, etwa nach
einer halben Stunde Weges und 150 m höher als der Felstunnel 2), vor
einer großen Höhle, die im Hinblick auf den Tunnel die ‘obere’ genannt
wird. ‘Das gewaltige Tor fiihrt in eine weite domartige Halle. In der
Höhle und mehr noch itn Hintergrunde des Gewölbes sind reichlich
Tropfsteinbildungen zu bemerken’ (Lehmann-Haupt 447), wie denn
die ganze Gegend, besonders eine noch größere Höhle weiter östlich,
an derartigen, auch säulenähnlich hohen Gebilden reich ist 3). Daß die
erstere Grotte Salmanassar besucht und zum Gebiet der Tigrisquelle ge-
zählthat, bezeugen sein Bild und zwei Inschriften rechts vor dem Eingang
(S. 55, Abb. 2). Wir haben also liier nicht weit entfernt oberhalb
des Flußtunnels die Tropfsteingrotte, die im oberen Friese des Reliefs
ganz unbefangen Prof. Studniczka als solche erkannt hat (S. 37). Daß
hier der Bildhauer, dem der Schriftgelehrte eine Inschrift dik'tiert, tiefer
in die Höhle hinein verlegt ist, ist wiederum eine geringfügige Ungenauig-
keit, um so begreiflicher, als ja nicht der Frontanblick, sondern der
Durchschnitt der Höhle dargestellt ist.
Auch die Burg, die in der Bronzeplatte aus Raumnot dicht über
der Höhle angeklebt ist, scheint Lehmann-Haupt (S. 446) gefunden zu
haben, freilich nicht in genau entsprechender Lage, sondern auf der
Höhe unmittelbar über dem Ausgang des unterirdischen Flußlaufes 4).
Indes wird man fragen dürfen, ob nicht wirklich auch über der oberen
P Abb. der Tür im Felsen: Lehmann-Haupt Arm. 445, Semiramis 20
(obere Abb.).
2) Lehmann-Haupt, Mitt. d. Geogr. Ges. z. Hamburg XVI 1899, 48.
3) Lehmann-Haupt 447 f.; Belck, Z. f. E. XXXI 1899, 253, gibt an, daß
die Stalagmiten der großen Höhle bis zu 6 m Höhe und 0,50—0,60 im Durch-
messer haben.
4) Vgl. die Kartenskizze Belcks, Verli. Berl. Anthr. Ges. XXXII 1900,
460; Lehmann-Haupt 451.
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Fels gehauene Pforte. Es ist der Eingang in eine doppelte Kammer,
woraus ein Gang schrägabwärts in den Flußtunnel führt 1). Dem ent-
spricht im oberen Friese unserer Reliefplatte die kleine, rechtwinklige
Tiir unter den Füßen des bartlosen Offiziers, deren Lage, genau iiber
der Mitte der ersten rechteckigen Felsöffnung im unteren Fries, auf
eitie Beziehung zum Tunnel hinweisen katm.
Hat mah diesen Bergrücken überstiegen, und das nördlich an-
schließende schmale Hochtal durchschritten, dann steht man, etwa nach
einer halben Stunde Weges und 150 m höher als der Felstunnel 2), vor
einer großen Höhle, die im Hinblick auf den Tunnel die ‘obere’ genannt
wird. ‘Das gewaltige Tor fiihrt in eine weite domartige Halle. In der
Höhle und mehr noch itn Hintergrunde des Gewölbes sind reichlich
Tropfsteinbildungen zu bemerken’ (Lehmann-Haupt 447), wie denn
die ganze Gegend, besonders eine noch größere Höhle weiter östlich,
an derartigen, auch säulenähnlich hohen Gebilden reich ist 3). Daß die
erstere Grotte Salmanassar besucht und zum Gebiet der Tigrisquelle ge-
zählthat, bezeugen sein Bild und zwei Inschriften rechts vor dem Eingang
(S. 55, Abb. 2). Wir haben also liier nicht weit entfernt oberhalb
des Flußtunnels die Tropfsteingrotte, die im oberen Friese des Reliefs
ganz unbefangen Prof. Studniczka als solche erkannt hat (S. 37). Daß
hier der Bildhauer, dem der Schriftgelehrte eine Inschrift dik'tiert, tiefer
in die Höhle hinein verlegt ist, ist wiederum eine geringfügige Ungenauig-
keit, um so begreiflicher, als ja nicht der Frontanblick, sondern der
Durchschnitt der Höhle dargestellt ist.
Auch die Burg, die in der Bronzeplatte aus Raumnot dicht über
der Höhle angeklebt ist, scheint Lehmann-Haupt (S. 446) gefunden zu
haben, freilich nicht in genau entsprechender Lage, sondern auf der
Höhe unmittelbar über dem Ausgang des unterirdischen Flußlaufes 4).
Indes wird man fragen dürfen, ob nicht wirklich auch über der oberen
P Abb. der Tür im Felsen: Lehmann-Haupt Arm. 445, Semiramis 20
(obere Abb.).
2) Lehmann-Haupt, Mitt. d. Geogr. Ges. z. Hamburg XVI 1899, 48.
3) Lehmann-Haupt 447 f.; Belck, Z. f. E. XXXI 1899, 253, gibt an, daß
die Stalagmiten der großen Höhle bis zu 6 m Höhe und 0,50—0,60 im Durch-
messer haben.
4) Vgl. die Kartenskizze Belcks, Verli. Berl. Anthr. Ges. XXXII 1900,
460; Lehmann-Haupt 451.