Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat
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12) Zweimal empfing ich den Tribut von Gilzan, dreimal nach Nairi
13) zog ich, an der Quelle des Tigris schrieb ich meinen Namen ein.
Es ist klar, daß jedes von den örtlich zusammengehörigen Paaren
(II—III und IV—V) aus je zwei ganz selbständigen Urkunden besteht.
Daß solche gleichzeitig eingegraben wurden, dürfte schwerlich zu belegen
sein. Lehmann-Haupt (Armenien 455) sucht diese auch für ihn ‘iiber-
raschende Tatsache’ so zu erklären: Die große Inschrift II und IV‘schil-
dert allgemein die Großtaten des Königs unter besonderer Betonung
der Erfolge im Westen und Norden des Reiches’. Ihr ‘fehlte aber jeg-
liches für diese spezielle Örtlichkeit passende individuelle Gepräge, und
so wurde ein zweiter Teil in Gestalt einer neuen Inschrift hinzugefügt’
[III und V], ‘die speziell das Vordringen in die Anzitene und zur Tigris-
quelle und die unmittelbar vorausgehenden und sich daran anschließenden
Kämpfe betonte’. Es ist aber nicht einzusehen, warum solch ein Hin-
weis auf das örtlich Wichtige nicht einfach den Irischriften II und IV
angehängt wurde, sondern zu seiner Anbringung die ganz selbständigen
neuen Urkunden III und V abgefaßt und eingehauen werden mußten,
mit voller Wiederholung des Namens, der Titulatur und der Genealogie
des Königs, die nur in IV fehlt, doch wohl infolge eines Versehens.
Der Gleichzeitigkeit der beiden Inschriftpaare widerspricht ferner,
was Lehmann-Haupt iibersah, die erhebliche Verschiedenheit des
Schriftcharakters. Diesen hat schon Eberhard Schrader in den
Abh. der Berl. Akademie 1885, 10, 14 für die Teile dargelegt, die
ihm in Abklatschen des Ingenieurs Sester vorlagen: nur III vollständig,
von II, Zeile 1—13, von V, Z. 1—8, auch diese nach unten zu fragmen-
tarisch. Danach sonderte Schrader (S. 10 und 14) zwischen den Cha-
rakteren von III und II, und zwar nach folgenden Kriterien: Die Höhe
der Keilschriftzeichen beträgt in III nur 0,035—0,045, in II 0,04—0,055.
Auch erscheinen nach Belcks und Lehmann-Haupts Abklatschen*) die
Zeichen in III schärfer und zierlicher geformt. Ferner sind die Zeilen in
III durch Zwischenlinien gegeneinander abgetrennt, in II nicht (vgl. Belck,
b II: Lehmann-Haupt, Materialien Taf. II; III: S. 37 Fig. 18 a u. b. Diese
Abklatsche, die sich, mit Ausnahme des Belckschen von Tigris V (Materialien 41
Fig. 20), im Berliner Museum befinden, konnte ich mit gütiger Erlaubnis von
Friedrich Delitzsch dort studieren. Inschrift II = Nr. 162/3 der Abklatsche;
III, 1 = Nr. 164; III, 2 Nr. 166; IV = Nr. 167.
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12) Zweimal empfing ich den Tribut von Gilzan, dreimal nach Nairi
13) zog ich, an der Quelle des Tigris schrieb ich meinen Namen ein.
Es ist klar, daß jedes von den örtlich zusammengehörigen Paaren
(II—III und IV—V) aus je zwei ganz selbständigen Urkunden besteht.
Daß solche gleichzeitig eingegraben wurden, dürfte schwerlich zu belegen
sein. Lehmann-Haupt (Armenien 455) sucht diese auch für ihn ‘iiber-
raschende Tatsache’ so zu erklären: Die große Inschrift II und IV‘schil-
dert allgemein die Großtaten des Königs unter besonderer Betonung
der Erfolge im Westen und Norden des Reiches’. Ihr ‘fehlte aber jeg-
liches für diese spezielle Örtlichkeit passende individuelle Gepräge, und
so wurde ein zweiter Teil in Gestalt einer neuen Inschrift hinzugefügt’
[III und V], ‘die speziell das Vordringen in die Anzitene und zur Tigris-
quelle und die unmittelbar vorausgehenden und sich daran anschließenden
Kämpfe betonte’. Es ist aber nicht einzusehen, warum solch ein Hin-
weis auf das örtlich Wichtige nicht einfach den Irischriften II und IV
angehängt wurde, sondern zu seiner Anbringung die ganz selbständigen
neuen Urkunden III und V abgefaßt und eingehauen werden mußten,
mit voller Wiederholung des Namens, der Titulatur und der Genealogie
des Königs, die nur in IV fehlt, doch wohl infolge eines Versehens.
Der Gleichzeitigkeit der beiden Inschriftpaare widerspricht ferner,
was Lehmann-Haupt iibersah, die erhebliche Verschiedenheit des
Schriftcharakters. Diesen hat schon Eberhard Schrader in den
Abh. der Berl. Akademie 1885, 10, 14 für die Teile dargelegt, die
ihm in Abklatschen des Ingenieurs Sester vorlagen: nur III vollständig,
von II, Zeile 1—13, von V, Z. 1—8, auch diese nach unten zu fragmen-
tarisch. Danach sonderte Schrader (S. 10 und 14) zwischen den Cha-
rakteren von III und II, und zwar nach folgenden Kriterien: Die Höhe
der Keilschriftzeichen beträgt in III nur 0,035—0,045, in II 0,04—0,055.
Auch erscheinen nach Belcks und Lehmann-Haupts Abklatschen*) die
Zeichen in III schärfer und zierlicher geformt. Ferner sind die Zeilen in
III durch Zwischenlinien gegeneinander abgetrennt, in II nicht (vgl. Belck,
b II: Lehmann-Haupt, Materialien Taf. II; III: S. 37 Fig. 18 a u. b. Diese
Abklatsche, die sich, mit Ausnahme des Belckschen von Tigris V (Materialien 41
Fig. 20), im Berliner Museum befinden, konnte ich mit gütiger Erlaubnis von
Friedrich Delitzsch dort studieren. Inschrift II = Nr. 162/3 der Abklatsche;
III, 1 = Nr. 164; III, 2 Nr. 166; IV = Nr. 167.