Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat
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Also war die Stelle von II in der Tat ein wenig günstiger Schreib-
grund, und man begreift, daß der Bildhauer des Reliefs die ursprünglich
zugehörige Inschrift III erst viel weiter rechts anbrachte. Ihre Ent-
fernung vom Bilde ist auch dann auffallend, wenn beides erst im 15. Re-
gierungsjahre Salmanassars eingemeißelt wurde; an der ebeneren Wand
vor der oberen Höhle steht ja V direkt unter IV und dem Königsrelief
(Abb. 2). Die zweite Lücke wird eben auch zum Schreiben ungeeignet
sein. Wie kleine Fleckchen an dieser Tunnelwand für Inschriften geeignet
sind, lehrt nochmals die Zerreißung von III in zwei ungleiche Teile, die
noch dazu durch einen Felsenvorsprung getrennt zu sein scheinen (Leh-
mann-Haupt 436). Wo man soweit flußaufwärts rücken mußte, um
für diesen kurzen Text immer noch so notdürftig Platz zu finden, begreift
es sich, daß man das zugehörige Bildwerk lieber entfernt davon, aber
auf einer geeigneten Fläche anbrachte, natürlich weiter draußen, wohl
noch hart vor der inneren Tunnelwand, wo das Relief noch zugleich
mit dem des älteren Königs überblickt werden konnte (Belck, VBAG.
1900, 456).
Daß dieses Relief älter ist, als die dicht daneben angebrachte In-
schrift II, dafür spricht ihr gegenseitiges Verhältnis in den unteren Zeilen
der schmalen linken Inschrift-Kolumne. Hier greifen einige Zeichen auf
das Gewand der Königsfigur über: in Zeile 5 das Schaftende des wage-
rechten Keils vom Worte Adad, in Zeile 8 teilweise das rib im Worte
erib, in Zeile 9 [qätäsu] sarru, das qätä vielleicht nur teilweise. Wie
ein Blick auf Lehmann-Haupts Abbildung Materialien Taf. II zeigt,
gereichen die großen bis zu 0,05 hohen Keilschriftzeichen der kleinen
flachen Relieffigur zu nicht unerheblicher Entstellung. Solche Rück-
sichtslosigkeit hätte der Steinmetz kaum begangen, wenn auch das Relief
sein eigenes, nicht ein älteres Werk gewesen wäre. Der Schreiber von I
vermied dasseibe Verfahren gegenüber seinem Tiglatpilesairelief, obgleich
die Inschrift auch links daneben steht und die Zeilen auf das Bildwerk
zulaufen. Zeile 6 von Tigris I springt deshalb mit ihrem Ende auf die
andere, rechte Seite der Figur herüber, mit dem Zeichen des Gottes
Nusku in dem Namen Mutakkil-Nusku, welches darum erst Lehmann-
Haupt bemerkte (Materialien 18 Anm. 1).
Die Ansicht, daß das untere Reliefbild Salmanassars älter ist als
das vor der oberen Höhle, bestätigen endlich kleine Verschiedenheiten
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Also war die Stelle von II in der Tat ein wenig günstiger Schreib-
grund, und man begreift, daß der Bildhauer des Reliefs die ursprünglich
zugehörige Inschrift III erst viel weiter rechts anbrachte. Ihre Ent-
fernung vom Bilde ist auch dann auffallend, wenn beides erst im 15. Re-
gierungsjahre Salmanassars eingemeißelt wurde; an der ebeneren Wand
vor der oberen Höhle steht ja V direkt unter IV und dem Königsrelief
(Abb. 2). Die zweite Lücke wird eben auch zum Schreiben ungeeignet
sein. Wie kleine Fleckchen an dieser Tunnelwand für Inschriften geeignet
sind, lehrt nochmals die Zerreißung von III in zwei ungleiche Teile, die
noch dazu durch einen Felsenvorsprung getrennt zu sein scheinen (Leh-
mann-Haupt 436). Wo man soweit flußaufwärts rücken mußte, um
für diesen kurzen Text immer noch so notdürftig Platz zu finden, begreift
es sich, daß man das zugehörige Bildwerk lieber entfernt davon, aber
auf einer geeigneten Fläche anbrachte, natürlich weiter draußen, wohl
noch hart vor der inneren Tunnelwand, wo das Relief noch zugleich
mit dem des älteren Königs überblickt werden konnte (Belck, VBAG.
1900, 456).
Daß dieses Relief älter ist, als die dicht daneben angebrachte In-
schrift II, dafür spricht ihr gegenseitiges Verhältnis in den unteren Zeilen
der schmalen linken Inschrift-Kolumne. Hier greifen einige Zeichen auf
das Gewand der Königsfigur über: in Zeile 5 das Schaftende des wage-
rechten Keils vom Worte Adad, in Zeile 8 teilweise das rib im Worte
erib, in Zeile 9 [qätäsu] sarru, das qätä vielleicht nur teilweise. Wie
ein Blick auf Lehmann-Haupts Abbildung Materialien Taf. II zeigt,
gereichen die großen bis zu 0,05 hohen Keilschriftzeichen der kleinen
flachen Relieffigur zu nicht unerheblicher Entstellung. Solche Rück-
sichtslosigkeit hätte der Steinmetz kaum begangen, wenn auch das Relief
sein eigenes, nicht ein älteres Werk gewesen wäre. Der Schreiber von I
vermied dasseibe Verfahren gegenüber seinem Tiglatpilesairelief, obgleich
die Inschrift auch links daneben steht und die Zeilen auf das Bildwerk
zulaufen. Zeile 6 von Tigris I springt deshalb mit ihrem Ende auf die
andere, rechte Seite der Figur herüber, mit dem Zeichen des Gottes
Nusku in dem Namen Mutakkil-Nusku, welches darum erst Lehmann-
Haupt bemerkte (Materialien 18 Anm. 1).
Die Ansicht, daß das untere Reliefbild Salmanassars älter ist als
das vor der oberen Höhle, bestätigen endlich kleine Verschiedenheiten