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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

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Unger, Eckhard: Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat
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https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0107
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Die Wiederherstellung des Bronzetors von Balawat

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Platten des rechten Türflügels, 0 und F (H) hat O das kleinste
entsprechende Entfernungsmaß, da 0 oben saß, so vergrößerten sich
die Entfernungen allmählich nach unten. Obgleich bei den beiden Platten
P und N vom linken Türfliigel keine Ausschnitte und auch keine Maße
existieren, so ist doch kein Zweifel iiber ihre Anordnung möglich, da
von P alle Fragmente in Paris, d. h. zuerst gefunden sind, von N aber
nur die Hälfte. P saß daher über N.

Die andern Platten der zweiten Gruppe saßen also auch am oberen
Türfelde, und die erste Gruppe mit den um durchschnittlich 0,10
größeren Maßen hatte ihren Platz auf der unteren Hälfte des Türfeldes.

Über die Ursache dieser allmählich zunehmenden Entfernung des
Ausschnittes votn Knick der Platten vermögen wir ebenfalls Aufschluß
zu bekommen. Zunächst ist die Länge des ebenen Teiles der Platten,
der auf dem Türfelde ruhte, wie ich beobachtet zu habeti glaube, eine
einheitliche mit 1,40 m. Diese Länge war vor der Anfertigung der Platten
festgesetzt. Unmittelbar atn Knick ist durch Anbringung größerer
Gegenstände (wie Lager und Burgen), durch Richtungsänderung, durch
Aufhören der Leisten und besonders häufig durch eine merkwürdige
Lücke in der Darstellung eitte Caesur angebracht. andrerseits sind die
Reliefs der oberen Gruppe (II) durch den Ausschnitt durchweg zerstört 1).
Demnach lagen also die Knickstellen senkrecht übereinander. Da sich
die Pfosten von 0,40 auf 0,37 Durchmesser nach oben verjüngen, so
mußte diese Verjüngung, welche ati sich klein ist, aber um so deut-
licher an der Außensert^' der Pfosten zutage treten. Die Axe der
Pfosten stand also schief und war nach der Schließleiste zu geneigt.
Das war auf die ganze Tür von höchstem Einflusse. Indem das Schwer-
gewicht der Türflügel nach der Mitte zu verlegt war, mußte die Ti'ir,
welche sich nach innen zu öffnete 2), von selbst zuschlagen 3). Wii

') Das Relief ist zerstört bei K (E) um 0,08, bei E (F) um 0,09 (linker
Flügel); bei O um 0,075, bei F (H) um 0,03, bei H (C) um 0,07, bei J (D) um
0,05 (rechter Flügel).

2) Die assyrischen Tiiren öffneten sich fast allgemein nach innen, vgl.
Place, Ninive et l’Assyrie Tafel XII, b—b; XVIII, Plan a—a; XXV, 1;
XXXV, 6 (Tiir 33). Wiss. Veröff. d. Deutsch. Or. Ges. 23, (1913) Text 5. 23
(Gurgurritor in Assur).

3) Fiir diese Schlußfolgerung bin ich Herrn Oberlehrer Georg König in
Berlin zu Dank verpflichtet.

Athen. Mitteilungen XXXXV 1920 7
 
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