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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

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Karo, Georg: Orient und Hellas in archaischer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0126
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Georg Karo

auf. Dazu kommen ein paar Fragmente hölzerner, mit Bronzestiften
verzierter Vasen, deren Muster den gleich zu besprechenden granulierten
Goldarbeiten aufs Engste verwandt sind. Wir diirfen nach dem ganzen
Befunde schließen, daß die Tomba del Guerriero nur wenige Jahrzehnte
älter ist als das Bokchorisgrab.

Der Weg von dem berliner Kriegergrab zu den älteren Fosse und
von diesen zu den Pozzetti von Corneto ist in allen seinen Stadien durch
zahlreiche Funde bezeichnet: es genügt, die Tafeln bei Montelius oder
die sorgfältigen Fundberichte Perniers (N. d. Sc. 1907, 43. 227. 312)
durchzublättern, um zu erkennen, daß die Brunnengräber in ihrer Masse
ebenso sicher älter als die Fosse sind, wie diese älter als die Kammer-
gräber. Nicht minder aber wird es offenbar, daß in den ersten neben den
ihnen eigentümlichen Fundstücken (Hütten- und Villanova-Urnen, halb-
kugeligen Helmen und solchen mit Kamm und Seitenstäben, halbmond-
förmigen Rasiermessern, altertümlichen Bogen- und Plattenfibeln) auch
Gegenstände erscheinen, die in den Fosse üblichsind, ja sogar vereinzelt
solche, die typischen Beigaben der ältesten Kammergräber entsprechen 1).
Demnach steht es zwar außer allem Zweifel, daß in Corneto — und
dasselbe gilt mit örtlichen Varianten für alle etruskischen und latinisch-
faliskischen Nekropolen — Pozzetti, Fosse und Kammergräber aufeinander
folgen, aber auch daß diese Grabtypen einander zeitlich überschneiden.
Und nicht bloß lebt, was ja natürlich ist, jede Form noch eine Zeitlang
neben der nächstjüngeren fort, sondern die Brunnen- und Kammergräber
kommen einander sogar recht nahe, so daß die Periode der Fosse sehr
kurz gewesen sein muß. Wenn die ersten Kammergräber eben noch ins
VIII. Jahrhundert hinaufreichen mögen — was mir schon sehr zweifel-
haft erscheint, vgl. unten S. 123ff. — so müssen wir auch alle jüngeren
Pozzetti in dieses Jahrhundert setzen, und ich glaube kaum, daß die
ältesten von ihnen viel früher als 800 v. Chr. angelegt sind. Zu diesem
Schluß führt schon eine sehr einfache Erwägung, der ich zu meinem
Erstaunen bisher nirgends begegnet bin: die Pozzetti sind Einzelgräber,
d. h. tausend von ihnen stellen eine einzige Generation eines kleinen
Gemeinwesens dar. Die Nekropolen von Corneto sind seit Jahrzehnten

0 Z. B. kleine Fayencefigürchen wie Montelius 276, 26, Schlangenfibeln
wie Montelius 276, 3. 281, 5, das Armband 283, 8, die oben erwähnten Gold-
plättchen, das Rauchfaß N. d. Sc. 1907, 53, besser Studi e Materiali III 233, u. a.
 
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