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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

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Karo, Georg: Orient und Hellas in archaischer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0168
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Georg Karo

kleine Abweichungen (Proportionen des Opfertisches vor dem König, zu
Menschenköpfen umgebildete Tierköpfe des Horus und Thot). Offenbar
ist das Buccherogefäß ein Abguß, an dem einiges nachmodelliert worden
ist. Nun lebte in Corneto früher der beste Nachbildner antiker Ton-
gefäße, Angelo Scappini; er war kein Fälscher, denn er signierte seine
Werke, aber gewissenlose Händler haben sie mehrfach zerschlagen, ver-
graben und — natürlich ohne die Scherbe mit Scappinis Signatur — als
antik in den Handel gebracht. Das Hauptstück dieser Art ist eine Nach-
bildung der berühmten Riesenschale des Oltos und Euxitheos in Corneto
(Wiener Vorlegeblätter Serie D), die Kenner wie Pottier und C. Smith
getäuscht hat und schließlich m. W. im Musee des Arts decoratifs in
Lyon gelandet ist. Scappini würde ich auch die Bonner Buccherositula
zuschreiben, wenn sie sich nicht nach meinen Erkundigungen schon v o r
d e r Entdeckungdes Originals in der Sammlung Saulini befunden
hätte. Im Jahre 1897 war Scappini in Corneto schon verschollen, ich
konnte nur ermitteln, daß er nach Neapel gezogen sei, dort aber seine
Spur nicht wiederfinden. Anderseits mahnt zu größter Vorsicht die Mit-
teilung Frothinghams (Amer. Journ. Arch. 1901, 17, danach nicht ganz
richtig Arch. Anz. 1901, 17), daß er für das Museum der University of
Pennsylvania ‘four vases of identical shape found in a tomb at Corneto-
Tarquinia . . . the most perfect of this rare variety yet found’ erworben
habe, davon zwei aus Fayence, zwei aus Bucchero, alle mit denselben
figürlichen Reliefs geschmückt. Furtwängler, Münch. Sitz.-Ber. 1905, 254
hält die Fayencevase — er erwähnt nur eine — für echt, die Nachbildungen
aus Bucchero für falsch. Die Frage kann nur durch eine Nachprüfung
dieser Gefäße in Amerika gelöst werden. Auf alle Fälle aber wollte
ich das mir zugängliche Material hier vorlegen. Beiläufig möchte ich auf
einige ältere Fälschungen in Bucchero hinweisen: die längst bekannten
Masken im Britischen Museum (Benndorf, Antike Gesichtshelme Taf. 11
Cat. of Vases I 2, H. 177, 178, Taf. XVIII S. 239 f.) und die zugehörigen
feinen Täßchen daselbst II S. 238 und im Musee Fol in Genf. Ein solches
Täßchen (jetzt im Bonner Kunstmuseum) habe ich vor Jahren in Rom
von dem alten Kunsthändler Falcioni erworben, der mir bestätigte, daß
der bekannte Pennelli es selbst gemacht und ihm geschenkt habe.

Halle.

Georg Karo.
 
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