Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 45.1920

DOI Artikel:
Rumpf, Andreas: Lydische Salbgefäße
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29495#0181
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lydische Salbgefäße

169

indem die plumpe Kegelform durch eine schlanke Röhre ersetzt wird,
die in gefälligem Umriß in die breite Scheibe der Standfläche übergeleitet
wird (Taf. V 2).

Auch in Mittelitalien, wo eine Anzahl der lydischen Gefäße gefunden
sind, wurden sie nachgeahmt 1). In der Form zeigen die dem VI. Jahr-
hundert angehörenden in der Art der ‘Dümmlerschen’ Amphoren 2)
dekorierten Nachbildungen zunächst den flachen Fuß, wie die Vasen aus
dem Alyattesgrab (z. B. München 1003 = Endt, Beiträge z. jon. Vasenmal.
56 Abb. 29; 1004 und 1005) und gehen dann zum Kegelstumpffuß über
(z. B. Berlin 1677 = Endt. a. a. 0. Abb. 27; 1678 = Endt Abb. 28, hier
Taf. V 3; Paris, Cab. med. 183, deRidder Taf.4). Unter dem Einfluß der
griechischen Keramik wird darauf ein an Gefäße des Nikosthenes erinnern-
der ausladender Fuß übernommen (Berlin 2111 = Böhlau, Nekrop. 146
Abb.69; Halle, Archäol. Sammlung d. Univ. (Taf. V4).) Die entsprechend
den etruskischen schwarzfigurigen Amphoren des V. Jahrhunderts in der
Art von München 821 verzierten endlich haben den Trichterfuß der
griechischen Kugelgefäße (z. B. München 535 und 536). Technik und
dekorative Einteilung trennen die italischen Töpfe grundsätzlich von den
eingeführten. Hier schlichte Streifen oder ‘Marmorierung’ in rötlich-
braunem Firnis auf verhältnismäßig dicker Wandung, dort figürliche
und vegetabilische Ornamente nach griechischem Muster in schwarzem
Firnis auf Gefäßen aus dünnwandigem hellgelben Ton, häufig in Friesen
und mit Ritzung und aufgesetztem Rot und Weiß. Für die Lyder scheint
der Inhalt das wesentliche, das Gefäß nur Zweckform, das sich als be-
scheiden dekorierte Umhüllung völlig unterordnet, ganz entsprechend
dem allgemeinen Charakter der lydischen Keramik, soweit er bisher
kenntlich ist. Alle bislang veröffentlichten Gefäße beschränken sich auf
Streifen- oder Flächendekoration, Tierfriese und Pflanzenreihen fehlen.
Die kümmerlichen ‘rhodischer’ oder ‘naukratitischer’ Ware nachgebildeten
Blüten auf dem Teller G. M. Richter, Metr. Mus. Handbook 3 53 Abb. 30
sind eine Ausnahme, die diese Regel nur bestätigt. Die Etrusker ver-

0 Barbarische Nachahmungen, wie die in Hrastje, Kfain gefundenen
(Hoernes, Urgeschichte der bildenden Kunst, f. Aufl., Taf. 22, 1, 2) fallen
außerhalb des Rahmens dieser Bemerkungen.

2) Zum italischen Ursprung dieser Gattung vgl. zuletzt Rumpf, Wand-

malereien von Veii, Lpz. Diss. 1917, 51. Italische Arbeit scheinen auch die un-
veröffentlichten Kugelgefäße im Louvre E 709—716 zu sein.
 
Annotationen