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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 47.1922

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Buschor, Ernst: Der Dreileibige
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https://doi.org/10.11588/diglit.29497#0066
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Ernst Buschor

anderes als loderndes Feuer bezeichnen. Das dritte Attribut, das Heberdey
so glücklich durch neu angepaßte Bruchstücke bereichert hat (S. 57),
ist ein Vogel. Nicht ein aufgescheuchter Wasservogel, der bei dein Alten
Schutz sucht und findet, dieser genrehafte Zug hat in der frühen Kunst
noch keine Stelle, sondern wieder die Andeutung einer Verwandlung.
Die starke Zeichensprache der frühgriechischen Zeit, die uns Naturalisten
so entgegengesetzt und vielfach unverständlich ist, setzt dabei offenbar
‘Vogel’ für ‘Luft’: es gibt kein Element, in das der Alte sich nicht
verwandeln kann. So stellt sich denn heraus, daß dieses bisher unerklärte
Wesen genau das ist, was wir im Zusammenhang der ganzen Darstellung
erwarten inüssen; daß es in seiner Erscheinung gerade der Stufe ent-
spricht, auf der es entstand, der Stufe zwischen dem sich verwandelnden
Seedämon und dem rein menschlichen Nereus; und daß unser Dreileibiger
gar kein Dreileibiger ist, kein phantastisches Mischwesen, dessen Prägung
älteren Stufen griechischer Kunst angemessen wäre, sondern eine feste
Sagengestalt, fest in eine bestimmte Sagendarstellung eingebunden, nicht
in einer bestimmten Situation, sondern echt archaisch als koordinierter
‘Zuschauer’, kein Monstrum, sondern ein Stück Erzählung, vom Meeres-
alten, der vielgestalt auftreten kann, ÖQäxoiv, vöojq, tivq, ärjQ.

A t h e n , Winter 1921/2. Ernst’Buschor.

Abb. 1. Von einer Lekythos im Louvre.
 
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