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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 49.1924

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Wrede, Walther: Phyle
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https://doi.org/10.11588/diglit.29493#0184
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PHYLE

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Mit Sockelschicht (0,62), einer Normalschicht (0,48) und
Deckstein (0,32) dürfte den Zinnen ihre einstige ausreichende
Höhe (1,40—1,45) wiedergegeben sein. Zu höheren Aufbauten
reichen die gestürzten Steine nicht aus. — Über die Höhe
griechischer Zinnen fehlt es sonst an Beobachtungen. Aus
den Zinnendarstellungen der Reliefs von Gjölbaschi und des
Nereidenmonuments von Xanthos 1 ist nichts zu gewinnen, da
sie entweder nur eine abschließende Mauerzierde darstellen
oder aber die darüber erscheinenden Krieger, um sie zu zeigen,
im Verhältnis zu groß wiedergegeben sind 2. — Die Stadtmauer
im Troi'losbilde der Fran^oisvase 3 ist von Zinnen bekrönt,
deren Breite denen der Scharten gleich ist. Sie stehen auf
einem Brüstungssockel, der, wie in Phyle, höher ist als die
darunter liegenden isodomen Quaderschichten. Ebenso ent-
sprechen sich Zinnen- und Schartenbreite auf dem Schulterbild
der spätschwarzfig. Hydria München 1700 (Jahn 65) = Mon.
d. I. I 34. Die Brustwehr reicht hier den Kämpfern bis in die
Mitte der Oberschenkel, der Zinnenrand liegt in Brusthöhe. —
Auch römische Zinnen sind im allgemeinen nicht so hoch, daß
sie den Mann ganz decken 4. — Ob aus den Ruinen der für
die Geschichte der Befestigungskunst so wichtigen Festungen
von Syrakus und Selinunt, die ins V. Jh. datiert sind, noch
etwas für die Rekonstruktion ihres oberen Mauerabschlusses
zu gewinnen ist, weiß ich nicht zu sagen.

Im Laufe des IV. Jhs. zwingt die in steigendem Maße ver-
besserte Belagerungstechnik zur Konstruktion wirksamerer Ver-
teidigungseinrichtungen 5. Am Wendepunkt steht Messene, dessen
Türme z. T. schon die moderne halbrunde Form bekommen 6,

1 Winter-Seemann, Kunstgesch. in Bildern I Heft 8/9, S. 263, 3 u. 4
und S. 265, 2 u. 4.

2 Diese halbrunde Zinnenform ist östlichen Ursprungs und in der
phönikischen Kolonie Motya auf Sizilien zu Tage gekommen: Whitaker,
Motya 180 f., Fig. 20. Von einer Winkelberge scheint dort keine Spur
gefunden zu sein. Die halbrunden Zinnensteine sind 0,95 m hoch.

i 3 Furtw.-Reichh. 11/12.

4 Jacoby, D. Römerkastell Saalburg 69ff.

5 Krischen, MiletIII2, S.50. Frickenhaus, Athens Mauern 44f.

6 Vgl.Diels-Schramm, Exzerpteaus PhiIons Mechanik B.VII/VIII
p. 79, S. 17, 12.

ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXXIX 1924. 12
 
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