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der samische Weift sich selbst unterzog, gehört ohnstreitig zu
diesen offenkundigen, späten Ceremonien. Man zeigte dort
nicht nur die Windeln des kleinen Zevs (ra anä^yava)—
wobei gewisse neue Reliquien ein sehr altes Vorbild finden —
sondern auch die Spuren des Bluts, welches der Mutter bei
der Geburt entflossen war, und das noch immer mit einem
besonder» Schein im Dunkeln phosphorescirtel! (Antoninus
Liberalis c. 19. p. 95O Hier hätten wir also zwar nicht
ein flüssig werdendes, aber doch ein Licht ausströmendes
Wunderblut! Da man aber nach Diodors ausdrücklichem
Zeugnisse in diesen Cretensischen Mysterien auch die heilige
Hochzeit des Zevs mit der Here repräsentiere; *) und wieder
in einer andern Grotte das Grabmal des Zevs selbst zeigte,
zum großen Aergerniß aller Gläubigen und zum fortdauernden
Tadel der Cretenser, die nun als Atheisten bald tüchtig aus-
gescholten , bald von Sophisten in eignen Prunkreden ver-
theidigt wurden: **) so wird wohl in diesen Cretensischen
*) Dlodor Vj ?2. TiiyovSi toIjs ydfiovs tovs te /Jios nai 7tjs
"ffpas iv 7r] KvooSSicav jccapcc. ysvisBai — Kai tovs ydp.ovs
&Tcofup.£iGSai KaSdrrEp iE äpjeijs yEVE6$ai nuptboSt]. Es wurde
also der Ehestand, die Grundfeste aller Sitte und Cultur, durch
diese Ur-Ehe, wie sie Zevs mit seiner Schwester vollzogen habe, als
ein wahres Sacrament pantomimisch dargestellt. Das ist der hpds
•yajios, woraus die Inno proimba als Ehemutter in der ganzen alten
Welt hervorging. S. Wernsdorf's Excurs. xi. zu ben Poetis
Latinis minoribus T. III. p. 539, ff. und d i e aldvbrandi nische
Hochzeit, archäologische Ausdeutung von Böttiger
S. 140. f. Auch hierauf bezogen sich die Bacchischen und Cretensischen
Mysterien. Denn das in den Bacchanalen auf Vasengemalden so oft
vorkommenden teXos, die Weihe des Eiber und der Eibeia ist nur
eine spatere Umdeutung jenes frühesten auto sacramentale in Creta.
**) Daher der Vorwurf: KprjTEs äei yevGTai, den man dem
Epimenides zuschrieb, beim Callimachns in lov. g. (wo schon Spa n-
heim gelehrt von diesem Grabmal des Zevs gehandelt hat) ein
Tummelplatz für die Znvectiven der Kirchenvater wurde; z.B. bei
der samische Weift sich selbst unterzog, gehört ohnstreitig zu
diesen offenkundigen, späten Ceremonien. Man zeigte dort
nicht nur die Windeln des kleinen Zevs (ra anä^yava)—
wobei gewisse neue Reliquien ein sehr altes Vorbild finden —
sondern auch die Spuren des Bluts, welches der Mutter bei
der Geburt entflossen war, und das noch immer mit einem
besonder» Schein im Dunkeln phosphorescirtel! (Antoninus
Liberalis c. 19. p. 95O Hier hätten wir also zwar nicht
ein flüssig werdendes, aber doch ein Licht ausströmendes
Wunderblut! Da man aber nach Diodors ausdrücklichem
Zeugnisse in diesen Cretensischen Mysterien auch die heilige
Hochzeit des Zevs mit der Here repräsentiere; *) und wieder
in einer andern Grotte das Grabmal des Zevs selbst zeigte,
zum großen Aergerniß aller Gläubigen und zum fortdauernden
Tadel der Cretenser, die nun als Atheisten bald tüchtig aus-
gescholten , bald von Sophisten in eignen Prunkreden ver-
theidigt wurden: **) so wird wohl in diesen Cretensischen
*) Dlodor Vj ?2. TiiyovSi toIjs ydfiovs tovs te /Jios nai 7tjs
"ffpas iv 7r] KvooSSicav jccapcc. ysvisBai — Kai tovs ydp.ovs
&Tcofup.£iGSai KaSdrrEp iE äpjeijs yEVE6$ai nuptboSt]. Es wurde
also der Ehestand, die Grundfeste aller Sitte und Cultur, durch
diese Ur-Ehe, wie sie Zevs mit seiner Schwester vollzogen habe, als
ein wahres Sacrament pantomimisch dargestellt. Das ist der hpds
•yajios, woraus die Inno proimba als Ehemutter in der ganzen alten
Welt hervorging. S. Wernsdorf's Excurs. xi. zu ben Poetis
Latinis minoribus T. III. p. 539, ff. und d i e aldvbrandi nische
Hochzeit, archäologische Ausdeutung von Böttiger
S. 140. f. Auch hierauf bezogen sich die Bacchischen und Cretensischen
Mysterien. Denn das in den Bacchanalen auf Vasengemalden so oft
vorkommenden teXos, die Weihe des Eiber und der Eibeia ist nur
eine spatere Umdeutung jenes frühesten auto sacramentale in Creta.
**) Daher der Vorwurf: KprjTEs äei yevGTai, den man dem
Epimenides zuschrieb, beim Callimachns in lov. g. (wo schon Spa n-
heim gelehrt von diesem Grabmal des Zevs gehandelt hat) ein
Tummelplatz für die Znvectiven der Kirchenvater wurde; z.B. bei