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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Böttiger, Carl August: Almathea oder der Cretensische Zeus als Säugling: (zur Erläuterung des Titelkupfers)
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Erster Abschnitt
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Levezow, Konrad: Amor und Ganymedes die Knöchelspieler: zur Erläuterung eines alten Kunstwerks in dem königlichen Schlosse zu Charlottenburg bei Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0232

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auch das bedauernswürdige Loos dieser zarten lieblichen
Bildung gewesen. Der rechte Arm und der ganze rechte
Fuß, so wie auch der linke Fuß bis zur Kniebeugung, waren
abgebrochen, da man das Werk fand. Diese Theile sind
durch eine neuere Hand, eben nicht sehr geschickt, wieder
ergänzt. Auch war der Kopf von Rumpf getrennt, mit
dem er wieder glücklich vereinigt ist. Auch der äußerste
Theil der Nasenspitze und der Unterlippe ist neu.

Diese Bildsäule nun zeigt einen nackten, aufrechtste-
henden Knaben, im zartesten Alter von etwa drei bis vier
Jahren, in der lieblichsten Gestalt und zwar lächelnd, mit
schalkhaft geöffnetem Munde, doch so, daß die kindliche,
aus den blinzelnden Augen und dem ganzen Gesichte her-
vorstrahlende Freude noch mit einem gewissen Anfluge von
Schlauheit und Muthwillen sich auf das feinste und be-
wundernswürdigste mischt. Das niedliche Köpfchen bedeckt
die weiche Zierde des Haupthaars, das schon anfängt, sich
in vollem Löckchen zierlich zu kräuseln, wie an jenem ge-
fährlichen Kinde bei Mo sch us (Idyll. I. v. ii. 12.) *)
Die Schläfe umgürtet der Schmuck des Diadems, das
hier und dort durch die Haare schleicht und gleichsam still-
schweigend die göttliche Abkunft dessen verrath, der damit
gefchmückt erfcheint. Die linke Hand des eingebogenen
Arms hält einen Vorrath von Spielknöchelchen Qaar^d-
yaJLoi, tali), das heißt, von den kleinen Gelenk'knöchel-
chen aus dem unteren Theil der Füße der Ziegen und
Schaafe und anderer Thiere, oft aus Stein und Metall
nachgebildet, womit die Kinder des Alterthums, wie mit
Würfeln, häufig zu spielen pflegten und wie es auch noch
heut zu Tage von unserer Jugend hier und dort zu ge-
schehen pflegt. Der Vorrath ist so groß, daß die kleine

¥) Ovbiv d'XaBe.voov, tö?iiov ßp£<pos, uypia rcaisSsi.

Evk%6riCLfxov To riäpavov, £jt£i ö' ira/idu to npösooTtov.
Ohne Wahrheit, ein Kind, voll Lisi, das schrecklich uns mitspielt,
Locken verhüllen sein Haupt, doch nicht die schaamlose Stirne.

M a n s 0.
 
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