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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 1.1820

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Osann, Friedrich: Ueber eine vor kurzem in Pompei ausgegrabene Hermaphroditenstatue
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https://doi.org/10.11588/diglit.9751#0402

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348

liegenden Hermaphroditen) in Bronze weniger vorteil-
haft als in Marmor, und daher von einem einsichtsvollen
Künstler wohl verschmäht worden seyn. Ohne den auf Ge-
setzen der Optik beruhenden Grund jetzt auseinander setzen zu
wollen, berufen wir uns nur zur Bestätigung dieses im Alter-
thum angenommenen Kunstgrundgcsetzes auf die Beobachtung,
durchaus noch keine bronzene so horizontal liegende Statue
entdeckt zu haben, als der Hermaphrodit ist. Auch würde
ein Künstler ohne besondere individuelle Veranlassung schwer-
lich zur Ausführung dieser mehr schwerfälligen als leichten
Gruppirung dem bequemen Marmor das kostbare Erz vor-
gezvgen haben, indem er denselben Zweck mit weniger Auf-
wand und größerer Wirkung in Marmor erreichen konnte.
Und baß die Statue des Polykles von Bronze war, lehrt der
Zusammenhang des Textes bei Plinius, 34, Sr 20. und
es scheint überhaupt dieser Künstler meistens in Bronze gear-
beitet zu haben, wie aus einer Stelle beim Nonius Mar-
cellus erhellt, wo bronzener Musen dieses Künstlers gedacht
wird*). Pausanias 6, 4, 3. 1. 2. x. 139. nennt zwar
denselben Künstler wie es scheint TcXacrr^g und erwähnt einen
Pankratiasten von ihm: aber den Lesern des Pausanias wird
bekannt seyn, daß dieser Ausdruck auch von Künstlern in Erz
gebräuchlich ist.'

Nach dieser Induction wird jedoch keineswegs die Be-
hauptung gewagt, der pompeische Hermaphrodit sei vielmehr

*) Unter dem Worte Ducere km vierten Buche p. 2S3. (Parisiis
1586) wird aus Narro's TvqoSi mavrdv verdorben angeführt: Nihil
sunt Musae Polyclis (sonst Policis) vestrae quas aerifi.ce duxti,
wo statt des unerklärlichen duxti man leicht duxit mit der eigenthüm-
lichen vom Erzguß üblichen Bedeutung ändern kann; ferner muß nach
vier andern Stellen des Nonius unter dem Worte Aerificium, wo
derselbe Vers, aber noch verdorbener, angeführt wird, nothwendig
serificio verbessert werden, da an dem letztem Orte die Stelle
Varrv's als Beweis des Worts aerificium angeführt wird.
 
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