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Sehr wahrscheinlich ist dagegen Visconti's Vermuthung,
baß dieses Bartsurrogat aus Fasern der Papyrusstaude,
die ja zu allem zu gebrauchen war und wirklich gebraucht
wurde, zubereitet worben sey. Diese Büschel konnten auf
vielerlei Weise geschnitten und geflochten werben. Denn
man muß allerdings die zopfartig geflochtenen und die
bloß zapfenartig geformten Barte selbst in den ältesten
Bildwerken genau unterscheiden. Vielleicht galt der Un-
terschied, daß wo Gott Horns selbst vorgestellt wurde, er
mit einem geflochtenen Bart erschien, wo aber ein Prie-
ster ober Priesterkönig im Dienste des Horns gebildet wer-
den sollte, die Form des Bartes mehr wie ein bloßes
Schnitzwerk anzusehn war. *) Daß auf unserer Mem- **)
**) Es verdient in dieser Rücksicht ein Bildwerk in der De'scri-
ption de l’Egypte Vol III. pl 47, 5. (auch von Hirt wiedergege-
ben Taf. 8. Fig. 58.) eine ganz besondere Beachtung. Man glaubte
hier in der Figur, welche das zopfartig geflochtene Bärtchen hat, den
Horns selbst zu erblicken mit dem Mschlüssel und Augurstab in den
Händen. Ihm gegenüber steht ein König im Ornat des Horusprie-
stcrs, dem Gott in einem Gefäß die heilige Nilspende darbringend.
Sowohl die Osirismütze, als der in einen spitzen Winkel verlaufende
Schurz (ein oft vorkommendes Abzeichen der Helden und Krieger)
bezeichnen ihn als einen königlichen Horusdiener. Auch hat er diesel-
ben Armbänder an der Handwurzel, wie sie Visconti an der Statue
im Ko - Clementino findet. Man würde dadurch den Priester von dem
Gotte auch in andern Denkmälern unterscheiden können. Ein solcher
ists, der in dem Bilde, welches Crcuzer in seinem Atlas Taf. XVIII, 1.
aus der Description de 1’ Egypte Vol. I. pl. 22, 2. mittheilt, der
säugenden Isis die Lotoskelche darbringt. Es würde übrigens gar
nicht ungereimt scyn, wenn man den auf altgriechischen Monumen-
ten so häufig vorkommenden spitzen, vorwärts gebogenen Bart, wel-
chen Winckelmann (Geschichte der Kunst IN, 2. Werke III,
195 ) einen Pantalonsbart nennt, weil die Personen dieses Namens
in der italienischen Komödie einen so gestalteten Bart zu haben pfleg-
ten , von diesem ägyptischen Hornsbart ableiten wollte. Denn obgleich
Sehr wahrscheinlich ist dagegen Visconti's Vermuthung,
baß dieses Bartsurrogat aus Fasern der Papyrusstaude,
die ja zu allem zu gebrauchen war und wirklich gebraucht
wurde, zubereitet worben sey. Diese Büschel konnten auf
vielerlei Weise geschnitten und geflochten werben. Denn
man muß allerdings die zopfartig geflochtenen und die
bloß zapfenartig geformten Barte selbst in den ältesten
Bildwerken genau unterscheiden. Vielleicht galt der Un-
terschied, daß wo Gott Horns selbst vorgestellt wurde, er
mit einem geflochtenen Bart erschien, wo aber ein Prie-
ster ober Priesterkönig im Dienste des Horns gebildet wer-
den sollte, die Form des Bartes mehr wie ein bloßes
Schnitzwerk anzusehn war. *) Daß auf unserer Mem- **)
**) Es verdient in dieser Rücksicht ein Bildwerk in der De'scri-
ption de l’Egypte Vol III. pl 47, 5. (auch von Hirt wiedergege-
ben Taf. 8. Fig. 58.) eine ganz besondere Beachtung. Man glaubte
hier in der Figur, welche das zopfartig geflochtene Bärtchen hat, den
Horns selbst zu erblicken mit dem Mschlüssel und Augurstab in den
Händen. Ihm gegenüber steht ein König im Ornat des Horusprie-
stcrs, dem Gott in einem Gefäß die heilige Nilspende darbringend.
Sowohl die Osirismütze, als der in einen spitzen Winkel verlaufende
Schurz (ein oft vorkommendes Abzeichen der Helden und Krieger)
bezeichnen ihn als einen königlichen Horusdiener. Auch hat er diesel-
ben Armbänder an der Handwurzel, wie sie Visconti an der Statue
im Ko - Clementino findet. Man würde dadurch den Priester von dem
Gotte auch in andern Denkmälern unterscheiden können. Ein solcher
ists, der in dem Bilde, welches Crcuzer in seinem Atlas Taf. XVIII, 1.
aus der Description de 1’ Egypte Vol. I. pl. 22, 2. mittheilt, der
säugenden Isis die Lotoskelche darbringt. Es würde übrigens gar
nicht ungereimt scyn, wenn man den auf altgriechischen Monumen-
ten so häufig vorkommenden spitzen, vorwärts gebogenen Bart, wel-
chen Winckelmann (Geschichte der Kunst IN, 2. Werke III,
195 ) einen Pantalonsbart nennt, weil die Personen dieses Namens
in der italienischen Komödie einen so gestalteten Bart zu haben pfleg-
ten , von diesem ägyptischen Hornsbart ableiten wollte. Denn obgleich