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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 2.1822

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Sechster Abschnitt
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Böttiger, Carl August: Weitere Ausführung der Amymone-Fabel und des Mythos vom Poseidon, als Zusatz zu obigem Vasengemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.9752#0334

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merkt er sehr treffend, daß diese Satyrmaske in keiner Ver-
bindung mit der Jvfabel selbst zu denken scy. Wie viel
erzwungene Erklärungen würden auf diesem Wege den Ar-
chäologen, die so gern alles auslegen, erspart worden seyn!

Bei der Hauptfigur des Neptuns auf unsrer Vase
dürfte noch der ihn charakterisirende Kranz von Fichten-
zweigen,*) berühmt als Siegerkranz in den Jsthmischen
Spielen (Plutarch Symp. V, 5. p. 676. C) und die
gleichfalls hier herkömmliche, und das kleine Mäntelchen
abgerechnet, auf welchem er sitzt, gänzliche Nacktheit des
Gottes einige Aufmerksamkeit verdienen. Es laßt sich in
der theilweisen oder völligen Entkleidung des obersten Meer-
gottes nicht nur im Allgemeinen eine Verschiedenheit der
alten und neuen Vorstellung, sondern auch eine sehr wohl-
berechnete Rücksicht auf die jedesmalige Verrichtung und
Wirksamkeit des Gottes bemerken und dadurch ein klei-
ner Beitrag zu der archäologischen Frage gewinnen, welche
Hirt neuerlich in einer Vorlesung über das Nackte in der
alten Kunst aufgeworfen hat. **) Es ist ein unwandclba-

*) So erscheint er auch mit Fichtenzweigen gekränzt auf der
Vase in Millingens Sammlung pl. 23. mit der Anmerkung des
Herausgebers S. 44. Dagegen hat er weit öfter mir das Diadem
eder auch gar kein weiteres Abzeichen am Haare.

**) Ueber die Bildung des Nackten bei den Alten
Berlin 1821. 16 S. in 4. Man wird mit Vergnügen und Belehrung
besonders die Bemerkungen lesen, wodurch der Verfasser cs darzu-
thun versucht, daß schon die frühere Kunst zn Pericles Zeit bei den
Asklepiaden in der Anatomie Studien gemacht haben könne. Allein
da, wo von den Ursachen gesprochen wird, warum man bei so vielen
Götter- und Heroeli-Figuren das Nackte vorzvg, dürfte wohl der
Wunsch übrig bleiben, daß Hirt bei dem allmähligen Entkleidungspro-
ceß jeder einzelnen Gottheit genauer diese Spur verfolgend mehr das
Einzelne ins Auge gefaßt hätte, und so erst am Schluß zu allgemei-
nen Resultaten gekommen wäre. ,Auch hängt alles genau mir der
Kleidung zusammen. So ist in der Epheben - Chlamys ohne Luniks
 
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