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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 2.1822

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Levezow, Konrad: Ueber die Königlich Preußischen Sammlungen der Denkmäler alter Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9752#0393

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des Christenthums herstammend, ist noch nach altägypti-
scher Art, hart, mit dunklem geschmolzenen Harze balsa-
mirt, oder in allen seinen ursprünglich weichen Lheilen
davon völlig durchdrungen und damit ausgefüllt; er zeich-
net sich durch einen sehr starken Moschusgeruch aus,
den die übrigen Mumien nicht an sich tragen. Durch bas
Einschlagen eines Theils einer gesprungenen Bombe bei der
letzten Belagerung Danzigs ist der rechte Arm vom Rumpfe
getrennt worden. Da, wo der Arm fehlt (der aber noch
im Sarge dabei liegt), befindet sich im Thorax auf der lin-
ken Seite ein rundes eingebvhrtes Loch, durch welches man
mit dem Finger in der inner» linken Seite der Brusthöhle
ein ähnliches herausfühlen kann, welches aber noch von dem
dem darüber festliegcndcn Arme verdeckt wird. Wahrscheinlich
würden durch diese Löcher die Eingeweide der Brusthöhle
hcrausgcholt, oder sie dienten zu den Einspritzungen des ge-
schmolzenen Harzes in die von unten durch den Bauch geleerte
Brusthöle. Denn, daß das Harz geschmolzen in den todtcn
Leichnam und dessen Theile eingegossen, oder gespritzt wurde,
geht offenbar aus der Gestalt der im Fluß erkalteten Ober-
fläche desselben in den inner» großen Höhlen des Körpers
hervor, wie sie der halbe Uebcrrest einer andern Mumie
dieses Museums, mit erhaltenem Kopfe und Rumpfe, doch
ohne Bauch, Arme und Füße, sehr deutlich zu erkennen
gicbt. Sehr instruktiv ist dieser Ucberrcst für die Kennt-
niß der Beschaffenheit und Wirkung der alten Harzmumi-
sirung auf die noch vortrefflich erhaltene, wenn gleich sehr
schlaffe und magere Muskulatur, besonders des Rückens,
und des Kopfs, aus dessen zahneflarschendem Munde die
durch das Harz aufgetriebene Zunge etwas widerlich hcr-
vorguillt. Aber der Moschusgcruch fehlt diesem Fragmente
gänzlich.

Von diesen größeren Mumien befinden sich fünf noch
in ihren größtenthcils gut erhaltenen alten, hölzernen Sär-
gen, in ihren äußeren Masken, Hüllen und Binden; die
letzter,,, wenn sie nicht von braunen Harzen durchdrungen
sind, von wuüdcrbarer guter Erhaltung, nankinahnlicher
Amalth. ik. 23
 
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