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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0079

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er von vorne gesehen wird. Kaum daß noch eine Art, vom Pferde zu fallen, fehlt.

Nun erkannten wir aber gerade als eine der künstlerischen Absichten, die das
Vorbild der anderen Typen verfolgt, Variation der Motive und Gruppen. Es ist
also unwahrscheinlich, daß außer den beiden vom Pferde Stürzenden (1) und (3).
welche A., T. und D. bieten, noch zwei weitere in diesem Vorbild dargestellt
waren. Außerdem fehlt den beiden, die L. über die anderen hinaus zeigt, gerade
die den Typen von A., T. und D. eigene diagonale Komposition. Auch diese bei-
den Typen stammen demnach nicht aus dem Vorbild der anderen Sarkophage,
ebenso wenig wie die übrigen Figuren, die sich auf L. finden, bei denen es sich
um Füllfiguren in wenig charakteristischem Motiv handelt.

Um das Vorbild wiederzugewinnen, ist man also auf die Sarkophage A., T.
und D. allein angewiesen. Da alle Sarkophage nicht mehr als die behandelten
sechs Schemata zeigen, ist man berechtigt anzunehmen, daß auch in dem Vor-
bild nicht mehr dargestellt waren. Anderenfalls wäre nicht zu erklären, wieso
alle Sarkophage die gleiche Auswahl getroffen haben. Auch könnten weitere
Typen sich nur an den seitlichen Rändern der Darstellung befunden haben, denn
zwischen der Zweireitergruppe auf der einen und der Überwältigungsgruppe mit
dem dahinterstehendenTubicen auf der anderen Seite ist die Abfolge der Grup-
penschemata geschlossen. Da aber auf allen Sarkophagen außer auf T., wo rechts
noch der nackte Barbar angefügt ist, die Darstellung an den Seiten mit diesen
Gruppen abschließt, muß man annehmen, daß dies schon beim Vorbild so war.

Jeder der drei Sarkophage ist für die Rekonstruktion des Vorbildes unerläßlich.
T. hat die ursprünglich diagonale Anordnung der Gruppen am stärksten be-
wahrt. Auch wird durch die Darstellung auf ihm die Fassung, in der die Drei-
reitergruppe auf D. erscheint, als original gesichert. A. und D. lassen im Zu-
sammenhang mit der Parallelüberlieferung auf dem Magnesiafries und dem
Triumphbogen von Orange die ursprüngliche Fassung der Dreireitergruppe (3)
und der Gruppe mit dem vom Rücken gesehenen Barbaren (4) erschließen: Wir
erkannten, daß der vom Rücken Gesehene aus dem Gruppenzusammenhang, in
dem er auf D. erscheint, zu lösen ist Eine Lücke im Bild entsteht dadurch kaum.
Die Dreireitergruppe schließt vielmehr unmittelbar an den sich selbst tötenden
Anführer der Gallier an. Im Hintergrund schafft der auf dem Pferd nach links
fliehende Gallier die Verbindung. Auf A., dem einzigen Sarkophag, der den vom
Rücken gesehenen Barbaren an der richtigen Stelle und den von dem Barbaren
angegriffenen Reiter, wenn auch umgebildet, überliefert, ist die Darstellung eng
zusammengedrängt. Die Dreireitergruppe ist bis zur Unkenntlichkeit verstüm-
melt, der Tubicen ist ganz fortgelassen. An seine Stelle ist der von den Barbaren
angegriffene Reiter hinter die Überwältigungsgruppe gerückt. So kommt diese
zwischen den Reiter und den vom Rücken gesehenen Barbaren zu stehen, wodurch
die Darstellung so unklar wird. Dazwischen wurde im Hintergrund noch ein
nach rechts eilender Barbar angebracht. Darin äußert sich das auf römischen
Sarkophagen zu beobachtende „Verdichtungsprinzip"285.

Um das Vorbild kenntlich zu machen, muß man auf A. die Dreireitergruppe
vervollständigen und die Überwältigungsgruppe weiter nach rechts rücken, so
daß der Tubicen wieder hinter ihr stehen kann. Auf D. ist der vom Rücken Ge-
sehene von seiner Stelle fortzunehmen und mit dem verwundeten Reiter zusam-

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