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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0084

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Galliern tributpflichtig gewesen, wie Livius 38, 16 berichtet. Der in der Plinius-
notiz erwähnte Eumenes kann also nur der zweite dieses Namens sein, der von
197 bis 159 regierte. Wir müssen also mindestens bei einigen der von Plinius
erwähnten Künstlern eine Tätigkeit im 2. Jahrhundert annehmen.

Der einzige von diesen vier Künstlern, dessen Name uns auch anderweitig
begegnet, ist Pyromachos. Allerdings lassen sich nicht alle Nachrichten über
diesen Namen auf einen einzigen Künstler vereinigen. Plinius (Nat. hist. 34, 51)
nennt einen Pyromachus unter den Erzbildern der 121. Olympiade (296 bis 292).
Es dürfte derselbe attische Künstler sein, der in einer delischen Inschrift mit
einem Nikeratos zusammen signiert hat, da diese Inschrift nach dem einmütigen
Urteil der Epigraphiker ins 3. Jahrhundert, wahrscheinlich in seine erste Hälfte
gehört295. An der Darstellung der pergamenischen Gallierkämpfe kann dieser
Pyromachos nicht mehr mitgearbeitet haben, da er, der in der 121. Olympiade
seine ük^)]300 gehabt hat, nach dem Jahr 240 über 90 Jahre alt gewesen wäre.
Man wird somit notwendig zur Annahme eines zweiten, jüngeren Pyromachos
geführt.

In der Tat wird ein Bildhauer Pyromachus von Plinius, Nat. hist. 35, 146 in
einer alphabetischen Liste von Malern des 3. und 2. Jahrhunderts als Lehrer
dreier Maler erwähnt: . . . Euthymides, Heraclides Macedo, Milon Soleus Pyro-
machi statuari discipuli. . . Von diesen kann man nur einen zeitlich festlegen, den
Makedonier Herakleides. Von ihm wird in einer anderen Pliniusnotiz berichtet
(Nat. hist. 35, 135): Est nomen et Heraclidi Macedoni. initio navis jrinxit capto-
que Perseo rege (168 v. Chr.) Athenas commigravit,. . . Die merkwürdige Fest-
stellung, im Anfang habe dieser Künstler Schiffe bemalt, schließt den Gedanken
ein, daß er später Maler geworden sei. Am wahrscheinlichsten ist, daß dieser
Wechsel im Schaffen des Künstlers mit seiner Auswanderung nach Athen zu-
sammenhängt, was bedeuten würde, daß der jüngere Pyromachos ums Jahr 168 in
Athen ein Atelier gehabt habe. Gleichviel ob dies so ist oder nicht, soviel ist
sicher, daß ein Pyromachos zur gleichen Zeit gelebt hat wie der Maler Hera-
kleides von Makedonien, also in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr.301

Dieser Pyromachos, von dem ausdrücklich gesagt wird, daß er Bildhauer war,
kann sehr wohl derselbe gewesen sein, den Plinius, Nat. hist. 34, 84 unter den
Künstlern nennt, welche die Gallierkämpfe des Eumenes und Attalos darstellten.
Die wesentlichste plastische Darstellung der Gallierkämpfe während der Regie-
rungszeit dieser beiden Fürsten ist das kleine Attalische Weihgeschenk. Auch
wer nicht zugeben will, daß die oben S. 80 f. angeführten Argumente ausreichen,
um die gemeinsame Arbeit des Pyromachos mit drei weiteren Künstlern am klei-
nen Attalischen Weihgeschenk zu sichern, hat keinen Grund daran zu zweifeln,
daß wenigstens Pyromachos an diesem Denkmal gearbeitet hat.

Wenn dem so ist, verlangt die Notiz Plinius', Nat. hist. 35, 146 noch einmal
unsere besondere Aufmerksamkeit. In ihr wird Pyromachos als Lehrer dreier
Maler bezeichnet, muß also selbst auch Maler gewesen sein. Von mehr als zwanzig
Künstlern aus der Antike haben wir Nachricht, daß sie sowohl Bildhauer als auch
Maler gewesen sind302. Der bekannteste unter ihnen ist Euphranor. Handelte es
sich bei den Künstlern vor ihm um Maler, die auch Bildhauer oder um Bildhauer,
die auch Maler waren, so weiß man von ihm nicht, in welchem Zweig er berühm-

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