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28 Hausbau. Verlassen des Hauses. Amerika.
Königs residirte, eine viertel Meile westlich davon und Quizememe
zwei Meilen nördlich davon x). Cameron fand im Kannibalenlande
Manjuema (westlich vom Tanganjikasee) ein verlassenes Dorf, dessen
ehemalige Bewohner, einer allgemein verbreiteten Sitte gemäss, wegen
des Ablebens ihres Häuptlings fortgezogen waren und ein neues Dorf
gebaut hatten 1 2). Die Wanika in Ostafrika ändern gerne ihre Wohn-
sitze, wenn ihnen irgendwo ein Unfall zugestossen ist. Stirbt einer,
so wird die Hütte gewöhnlich verlassen oder zerstört und anderswo
neu aufgebaut, weil sie glauben, am Unglücksort sei kein guter Koma
(Geist eines Verstorbenen) 3).
Amerika. Bei dem Tode eines Inka wurden seine Schlösser
verlassen; alle seine Schätze —■ mit Ausnahme dessen, was zur
Leichenbestattung gebraucht ward — seine Geräthe und Kleidungs-
stücke blieben so liegen, wie er sie hinterlassen hatte, und seine zahl-
reichen Wohngebäude wurden auf ewig geschlossen. Der neue Herr-
scher musste sich alles zu seinem Haushalte neu anschaffen. Dies
gründete sich auf den Volksglauben, dass die Seele des verstorbenen
Herrschers nach einiger Zeit wiederkehren werde, um seinen Körper
auf Erden neu zu beleben; man wünschte, dass er alles, woran er
im Leben gewöhnt gewesen, zu seinem Empfange bereit finden möge4).
Die alten Peruaner beerdigten häufig die Todten in ihren Hütten und
verliessen dann dieselben5). Der Coroado in Brasilien begrub in
seiner Hütte und steckte dieselbe alsdann in Brand. Dann wurde
der alte Wohnsitz verlassen und ein neuer aufgesucht6). Die Hütte
der Macusis, in welcher ein Todter liegt, wird, wenn auch nicht un-
mittelbar nach der Beerdigung, sicher aber bald darauf von den
Bewohnern verlassen 7). Die californischen Indianer verbrennen die
Todten mit allem Eigenthum; selbst der Wigwam eines hervorragen-
den Mannes wird nach dessen Tode verbrannt8). Die Pirnas in Neu-
Mexiko zerstören äusser dem Haus auch die übrige Habe des Ver-
storbenen 9). Stirbt bei den wilden Wulwas in Centralamerika der

1) Pogge im Globus. XXXII. 28.
2) Cameron, Quer durch Afrika. Deutsche Ausgabe. I. 296.
8) Krapf, Reisen in Ostafrika. Kornthal 1858. I. 225.
4) Prescott, Eroberung von Peru. Leipzig 1848. I. 24.
5) v. Tchudi, Peru. II. 393.
6) v. Eschwege, Journal von Brasilien. Weimar 1818. 199. 200.
7) Schomburgk, Reisen in Britisch-Guiana. I. 422.
8) St. Powers, The Californian Indians in Overland Monthly. June 1874. 536.
s) Bancroft, Native Races of the Pacific States. I. 555-
 
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