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https://doi.org/10.11588/diglit.35430#0201
Merkzeichen und Knotenschrift. Knotenschnüre.
185
nung über Vorspann, den er für russische Reisende geleistet, durch
Knoten, die er in eine Schnur oder einen Riemen macht und fordert
danach die ihm zukommende Entschädigung. x) Speke’s Getreue, mit
denen er seine Reise von Sansibar nach Alexandria zurücklegte,
hielten ihre Rechnung mittels Knoten, die sie in Stricke machten,
oder durch Kerbhölzer* 2). Bei verwickelten Rechnungen, besonders
in ihrem Verkehr mit den meisten Kaufleuten, bedienen sich die
Angolesen in verschiedene Formen geknoteter Strohstränge3). An
der Loangoküste spielen Rang- und Standesverhältnisse sogar eine
Rolle bei den Knotenschnüren, dort Muchinga genannt. Die aus Ana-
nasfasern gefertigte Muchinga mafugo wird vom Gatten der Frau
übergeben, damit sie an deren Knoten erkennen möge, wie viel Tage
der verreiste Gemahl abwesend bleiben will. In dickerer Drehung wird
dieser Knotenstrick von den Prinzen für ihre Botschaften benutzt. Die
Muchinga babingo bungo, welche man aus Gras fertigt, dient zum
Verkehr zwischen Sklaven; von Prinzen wird sie benützt, wenn es
in deren Absicht liegt, eine beleidigende Botschaft damit zu schicken.
Will man einen bestimmten Tag, z. B. den Sonntag, mit solchen
Schnüren bezeichnen, so wird ein andrer Streifen eingeflochten oder
der Knoten verdoppelt. Bei Rechnungen über Zeugstoffe knüpft
man die Schnur Umsinga kanga bluma, welche Knoten an beiden
Enden hat, über das Entnommene und Bezahlte. Daneben sind
auch Kerbhölzer im Gebrauch4).
Von den Madagassen heisst es, dass sie über die Waaren,
welche sie empfangen oder abgeben, durch drei an einem Ende
verknüpfte, ungleich lange Schnüre Rechnung halten. Auf einer der-
selben bezeichnen sie durch Knoten die Ganzen, auf der zweiten die
Halben, auf der dritten die Viertel der in Rechnung stehenden
Waaren5).
Um einen Auftrag zu geben bedienen sich die Alfurus auf Ce-
rarn der Knotenzeichen. Ein direkt auszuführender Auftrag wird in
der Regel angedeutet durch einen Bindfaden, um den linken Puls
geschlungen; bei einem Auftrag für mehrere Tage oder längere Zeit
giebt man dem Betreffenden einen Bindfaden mit Knoten, jeden Tag
*) A. Erman, Reise um die Erde. I. 622.
2) Grant in Transact. Etlrnol. Soc. III. 90. (1865.)
3) Bastian, San Salvador. 235.
4) Bastian, Loangoküste. I. 181.
5) Mace Descartes, Madagascar. Paris 1846. 323.
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nung über Vorspann, den er für russische Reisende geleistet, durch
Knoten, die er in eine Schnur oder einen Riemen macht und fordert
danach die ihm zukommende Entschädigung. x) Speke’s Getreue, mit
denen er seine Reise von Sansibar nach Alexandria zurücklegte,
hielten ihre Rechnung mittels Knoten, die sie in Stricke machten,
oder durch Kerbhölzer* 2). Bei verwickelten Rechnungen, besonders
in ihrem Verkehr mit den meisten Kaufleuten, bedienen sich die
Angolesen in verschiedene Formen geknoteter Strohstränge3). An
der Loangoküste spielen Rang- und Standesverhältnisse sogar eine
Rolle bei den Knotenschnüren, dort Muchinga genannt. Die aus Ana-
nasfasern gefertigte Muchinga mafugo wird vom Gatten der Frau
übergeben, damit sie an deren Knoten erkennen möge, wie viel Tage
der verreiste Gemahl abwesend bleiben will. In dickerer Drehung wird
dieser Knotenstrick von den Prinzen für ihre Botschaften benutzt. Die
Muchinga babingo bungo, welche man aus Gras fertigt, dient zum
Verkehr zwischen Sklaven; von Prinzen wird sie benützt, wenn es
in deren Absicht liegt, eine beleidigende Botschaft damit zu schicken.
Will man einen bestimmten Tag, z. B. den Sonntag, mit solchen
Schnüren bezeichnen, so wird ein andrer Streifen eingeflochten oder
der Knoten verdoppelt. Bei Rechnungen über Zeugstoffe knüpft
man die Schnur Umsinga kanga bluma, welche Knoten an beiden
Enden hat, über das Entnommene und Bezahlte. Daneben sind
auch Kerbhölzer im Gebrauch4).
Von den Madagassen heisst es, dass sie über die Waaren,
welche sie empfangen oder abgeben, durch drei an einem Ende
verknüpfte, ungleich lange Schnüre Rechnung halten. Auf einer der-
selben bezeichnen sie durch Knoten die Ganzen, auf der zweiten die
Halben, auf der dritten die Viertel der in Rechnung stehenden
Waaren5).
Um einen Auftrag zu geben bedienen sich die Alfurus auf Ce-
rarn der Knotenzeichen. Ein direkt auszuführender Auftrag wird in
der Regel angedeutet durch einen Bindfaden, um den linken Puls
geschlungen; bei einem Auftrag für mehrere Tage oder längere Zeit
giebt man dem Betreffenden einen Bindfaden mit Knoten, jeden Tag
*) A. Erman, Reise um die Erde. I. 622.
2) Grant in Transact. Etlrnol. Soc. III. 90. (1865.)
3) Bastian, San Salvador. 235.
4) Bastian, Loangoküste. I. 181.
5) Mace Descartes, Madagascar. Paris 1846. 323.