Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 14.1877

DOI Artikel:
Schwartz, Karl: [Lebensnachrichten über den Regierungspräsidenten Karl von Ibell]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62666#0067
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
49

schwerlich für eine derselben seine Autorschaft mit voller Sicherheit nach-
weisen lassen, wenn sie auch bei manchen durch Inhalt und Darstellungs-
weise einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit gewinnt.
Wir erwähnten oben, dass Hofrath D o r o w während seines Aufent-
haltes in Wiesbaden in den J. 1817 und 1818 durch seine freundschaft-
liche Verbindung mit Weitzel auch zu dem Präsidenten Ibell in
nähere Beziehungen gebracht wurde. Weitzel’s hervorragende Fähig-
keiten kannte Dorow schon aus früherer Zeit; Ibell’s Geist, Kenntnisse,
Charakter und ganze Persönlichkeit übten auf ihn einen so mächtigen
Eindruck, dass er sich entschloss, die Gewinnung der beiden ausge-
zeichneten Männer für den preussischen Staat zu betreiben und nach
dieser Richtung hin bei dem Fürsten Hardenberg zu wirken. Nach
Dorow’s Plane sollte Weitzel in Bonn mit Unterstützung der Regierung
ein vorzugsweise für die neuerworbene Rheinprovinz bestimmtes grosses
politisches Blatt von gemässigt liberaler Tendenz herausgeben, Ibell
aber in angemessener Stellung in den preussischen Staatsdienst berufen
werden. Wir gestatten uns zunächst, eine Stelle in Dorow’s Schriften,1 2)
in welcher er über diese Angelegenheit berichtet, hier wörtlich aufzu-
nehmen :
„Dorow’s freundschaftliche Verhältnisse zu Weitzel, dem be-
kannten ausgezeichneten Publicisten und Redacteur der „„Rheinischen
Blätter“wie zu dem Präsidenten Ibeil und von D alwigk 2) wurden
mit jedem Tage inniger und erheiterten gar sehr den Aufenthalt in
Wiesbaden; es lag wohl in dem Sinne der beiden Ersten, in preussische
Dienste zu gehen, wenn sie gerufen würden. Der Staatskanzler war im
Januar 1818 nach dem Rhein gekommen und residirte in Engers; die
Hoffnung, ihn zu sehen, wenn er Wiesbaden passiren sollte, war bei
diesen ausgezeichneten Männern sehr lebhaft. Weitzel, den Deutsch-
land durch seine Schriften und den Anfang seiner Selbstbiographie
kennt, erschien besonders als ein grosser Gewinn; denn seine Stimme
hatte guten Klang in den Rheinprovinzen. Ibell, ein Mann, wie
Preussen ihn brauchen konnte, im kräftigsten Alter, hat mit eiserner
Consequenz in Nassau die Regierung gegründet, die Macht des Fürsten
festgestellt, die Versuche der Anarchisten niedergeschlagen, das Staats-
schiff über die gefährliche Stelle gesteuert, wo die Klippen der Aristo-
kratie und der Sturm demagogischer Bewegungen sich zu seinem Unter-

1) „Erlebtes aus den Jahren 1813 — 1820“ Tbl. I, S. 170 f.
2) Er war Präsident des Ober-Appellationsgerichts und hatte sich durch eine
Schrift über die Anwendbarkeit der mündlichen öffentlichen Rechtspflege bei bür-
gerlichen Rechtssachen auch in weiteren Kreisen bekannt gemacht.

4
 
Annotationen