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Tagebüchern, die nicht in den Text verwebt werden konnten, wurde verzichtet.
Da Schwartz auf Beibehaltung der Orthographie Meusebachs keinen Wert
gelegt, sondern alles nach der seinigen aufgezeichnet hatte, so glaubte der Be-
arbeiter hier freie Hand zu haben und folgte der jetzt in Preussen eingeführten
Rechtschreibung. Zunächst bringen wir zwei Abschnitte, die Jugend und die
Dillenburger Lebenszeit.
Wiesbaden. F. Otto.
I. Jugend, 1781—1803.
Der Freiherr Karl Hartwig Gregor von Meusebach1) wurde am 6. Juni
1781 zu Neubrandenburg geboren, wo seine Eltern wegen eines Rechtsstreites
sich einige Jahre aufhielten; er hatte einen vier Jahre älteren Bruder Friedrich
und eine zwei Jahre ältere Schwester Amalie. Sein Vater Christian Karl von
Meusebach war Anhalt-Zerbstischer Kammerrat, seine Mutter Benigna Friderike,
die Tochter des Königl. schwedischen Kammerherrn Andreas v. Nordenflycht2),
Nichte der damals gefeierten Dichterin Hedwig v. Nordenflycht3); sie starb, als
er kaum das vierte Lebensjahr vollendet hatte, fand aber in der zweiten Ge-
mahlin des Vaters, Christine Tugendreich Viedmar, welche Kammerfrau der-
selben gewesen war, eine würdige Nachfolgerin, die sich die Erziehung der drei
Kinder angelegen sein liess und deren volle Liebe gewann. Obgleich der Vater,
geb. den 28. November 1734, f den 11. März 1802, die Rechtswissenschaft
studiert hatte, so übernahm er, weil der ältere Bruder4) die Beamtenlaufbahn
wählte, die Bewirtschaftung der ansehnlichen väterlichen Besitzungen Schloss
und Gut Vockstedt5) im Mansfeldischen und brachte sie als kundiger Landwirt
in einen blühenden Zustand. Daneben pflegte er mit Eifer botanische Studien,
die er auch auf seinen Sohn vererbte, und machte bis zum Ende seines Lebens
gern grosse botanische Spaziergänge, von denen er sich an einem vorher be-
stimmten Orte durch seinen Wagen abholen liess. In seinem Hauswesen
herrschte die grösste Ordnung und einfache Sitte. Wie er selbst ein Ehren-
mann war und sein Gesinde mit Milde und Sorgsamkeit behandelte, so setzte
er auch in dasselbe das Vertrauen einer entsprechenden Treue und Redlichkeit,
das ihn nicht täuschte. „Über dem Spiegel meiner Eltern", sagt Karl v. Μ. in
seinen Gedenkbüchern, hingen sämtliche Hauswirtschaftsschlüssel, recht hübsche
9 Über die Familie s, Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adelslexikon VI, S. 271.
Der Stammort des Geschlechts ist das eine Stunde südlich von Roda im Herzogtum Sachsen-
Altenburg gelegene Dorf Meusebach, welches schon im zehnten Jahrhundert im Besitz der
Familie war. Reichsfreiherrn seit dem 26. Januar 1690. Aus den fünf Anfangsbuchstaben
seines Namens bildete Meusebach den anagrammatischen Spruch: Komm heute Glück, verjünge
mich. Schwartz, Leben des Gen. v. Clausewitz, II, S. 182. Anm. — 2) Andreas Norden-
flycht war 1740 als Ober-Bergdirektor nach Kurland berufen und hier in den Freiherrnstand
erhoben worden; er starb 1762. Die Trauung seiner Tochter Benigna mit Meusebachs Vater
wurde am 14. Februar 1776 zu Vockstedt vollzogen. — 3) Dieselbe war geboren den 28. Nov.
1718 und starb den 28. Juni 1763 auf ihrem Landgute am Mälar-See. — 4) Über ihn s. unten. —
5) Diese hatte Heinrich Christoph von Meusebach durch Vermählung mit Anna Magdalena von
Wülfrodt 1666 erworben.
Tagebüchern, die nicht in den Text verwebt werden konnten, wurde verzichtet.
Da Schwartz auf Beibehaltung der Orthographie Meusebachs keinen Wert
gelegt, sondern alles nach der seinigen aufgezeichnet hatte, so glaubte der Be-
arbeiter hier freie Hand zu haben und folgte der jetzt in Preussen eingeführten
Rechtschreibung. Zunächst bringen wir zwei Abschnitte, die Jugend und die
Dillenburger Lebenszeit.
Wiesbaden. F. Otto.
I. Jugend, 1781—1803.
Der Freiherr Karl Hartwig Gregor von Meusebach1) wurde am 6. Juni
1781 zu Neubrandenburg geboren, wo seine Eltern wegen eines Rechtsstreites
sich einige Jahre aufhielten; er hatte einen vier Jahre älteren Bruder Friedrich
und eine zwei Jahre ältere Schwester Amalie. Sein Vater Christian Karl von
Meusebach war Anhalt-Zerbstischer Kammerrat, seine Mutter Benigna Friderike,
die Tochter des Königl. schwedischen Kammerherrn Andreas v. Nordenflycht2),
Nichte der damals gefeierten Dichterin Hedwig v. Nordenflycht3); sie starb, als
er kaum das vierte Lebensjahr vollendet hatte, fand aber in der zweiten Ge-
mahlin des Vaters, Christine Tugendreich Viedmar, welche Kammerfrau der-
selben gewesen war, eine würdige Nachfolgerin, die sich die Erziehung der drei
Kinder angelegen sein liess und deren volle Liebe gewann. Obgleich der Vater,
geb. den 28. November 1734, f den 11. März 1802, die Rechtswissenschaft
studiert hatte, so übernahm er, weil der ältere Bruder4) die Beamtenlaufbahn
wählte, die Bewirtschaftung der ansehnlichen väterlichen Besitzungen Schloss
und Gut Vockstedt5) im Mansfeldischen und brachte sie als kundiger Landwirt
in einen blühenden Zustand. Daneben pflegte er mit Eifer botanische Studien,
die er auch auf seinen Sohn vererbte, und machte bis zum Ende seines Lebens
gern grosse botanische Spaziergänge, von denen er sich an einem vorher be-
stimmten Orte durch seinen Wagen abholen liess. In seinem Hauswesen
herrschte die grösste Ordnung und einfache Sitte. Wie er selbst ein Ehren-
mann war und sein Gesinde mit Milde und Sorgsamkeit behandelte, so setzte
er auch in dasselbe das Vertrauen einer entsprechenden Treue und Redlichkeit,
das ihn nicht täuschte. „Über dem Spiegel meiner Eltern", sagt Karl v. Μ. in
seinen Gedenkbüchern, hingen sämtliche Hauswirtschaftsschlüssel, recht hübsche
9 Über die Familie s, Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adelslexikon VI, S. 271.
Der Stammort des Geschlechts ist das eine Stunde südlich von Roda im Herzogtum Sachsen-
Altenburg gelegene Dorf Meusebach, welches schon im zehnten Jahrhundert im Besitz der
Familie war. Reichsfreiherrn seit dem 26. Januar 1690. Aus den fünf Anfangsbuchstaben
seines Namens bildete Meusebach den anagrammatischen Spruch: Komm heute Glück, verjünge
mich. Schwartz, Leben des Gen. v. Clausewitz, II, S. 182. Anm. — 2) Andreas Norden-
flycht war 1740 als Ober-Bergdirektor nach Kurland berufen und hier in den Freiherrnstand
erhoben worden; er starb 1762. Die Trauung seiner Tochter Benigna mit Meusebachs Vater
wurde am 14. Februar 1776 zu Vockstedt vollzogen. — 3) Dieselbe war geboren den 28. Nov.
1718 und starb den 28. Juni 1763 auf ihrem Landgute am Mälar-See. — 4) Über ihn s. unten. —
5) Diese hatte Heinrich Christoph von Meusebach durch Vermählung mit Anna Magdalena von
Wülfrodt 1666 erworben.