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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 24.1892

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Schlieben, Adolf von: Geschichte der Steigbügel
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https://doi.org/10.11588/diglit.70479#0182
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Diis pedibus saxum.
Ciuciae, dorsiferae et cluniferae,
Ut insultare et desultare commodetur
Pub. Crassus mulae suae Crassae bene ferenti
Suppedaneum hoc cum risu posuit.
Vixit annos XI.
Wenn Beckmann behauptet, dass ein Trittstein im Wappen der alten-
burgischen Familie von Salern vorkomme und sogar mehrere Stufen zeige, so
dürfte dies auf einem Irrtum beruhen. Bei Siebmacher (Wappenbuch, Bd. VI, 1,
Abgestorbener bayr. Adel S. 174, Taf. 119) ist das Wappen abgebildet, wird
aber für einen Stufengiebel erklärt.
So viel wir suchen, wir finden keine Stelle, aus welcher das Vorkommen
von Steigbügeln vor dem 6. Jahrhundert, wie wir sehen werden, hervorginge;
andere behaupten, glücklicher gewesen zu sein. Sie übersetzen einfach άναβολεύς
mit Steigbügel, und wo Suidas (s. v. Masanasses) sagt, dass Masinissa bis
in sein spätestes Alter ohne Hilfe eines Dieners habe aufs Pferd steigen können,
„Ίππον χωρίς άναβολέως έπέβαινεν“ sagen sie einfach „ohne Steigbügel." Sie
berufen sich dabei vermutlich auf die Erklärungen, welche die Scholiasten von
diesem Werke geben.
Suidas selbst sagt: άναβολεύς ό έπί τον Ίππον άνάγων . . . άναβολεύς καί ή
παρά 'Ρωμάιοις λεγομένη σκάλα; unter σκάλα heisst es: σκάλα 'Ρωμαϊστί ό άναβολεύς.
Ferner sagt Eustathius: άναβολεύς ου μόνον το σιδήρων, φ τους πόδας έντιθέντες
έφιπποι γίνονται τινες, άλλά καί άνθρωπος, δς εις τοιδυτον έ'ργον καθυπουργε:. Beide
kannten natürlich, da sie im 12. und 14. Jahrhundert lebten, die Bügel, aber
wenigstens Suidas meinte in der Stelle über Masinissa sicher nur den Diener,
da er sein Citat aus Appian (Punic. 106) entnommen hat und zur Zeit der
Panischen Kriege und noch weit später eine solche Neuerung völlig unbekannt
war, welche einmal erfunden, nicht wieder verloren gegangen wäre. An und
für sich konnte ja, wie Beckmann anführt, das Wort άναβολεύς die Bedeutung
Steigbügel ganz nach Analogie des deutschen Wortes Stiefelknecht erhalten
haben, welches einen Menschen, welcher die Stiefel auszieht, bedeuten konnte
und dann auf das hölzerne Instrument, welches denselben Dienst leistet, über-
ging. So konnte auch der Steigbügel, weil er den Dienst des Reitknechtes
leistete, άναβολεύς heissen.
Andere berufen sich auf eine Stelle bei Pollux, welche in der Ausgabe
von Hemsterhuis, Amsterdam, 1706 in der lateinischen Übersetzung wirklich
das Wort stapedes, Steigbügel, enthält. Diese Übersetzung ist jedoch grundfalsch.
Der Text κάι γάρ ή ισχύς πλέον επί των έστηκότων, ή έπί των καθεζομένων ist so
übersetzt: stapedes enim magis ad standum quam insidendum parati sunt und
zeigt, dass der Übersetzer den Sinn gar nicht verstanden hat, denn ισχύς soll Kraft,
Nachdruck, aber nicht Steigbügel heissen. Pollux I, 11, 15 sagt ganz richtig, dass
der Reiter mehr Kraft hat und Schwert und Speer besser führen kann, wenn er
auf dem Pferde mehr steht als sitzt. Seine ganze Gelehrsamkeit ist ja nur
eine Umschreibung dessen, was Xenophon (Hipp. VII, 5) über diesen Punkt
 
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