241
erhaben ausgearbeitetes Schnurornament. Interessant ist an dem nicht unbedeuten-
den Rand- und Bauchstück der Mangel eines Henkels, welcher durch zwei,
unterhalb des Halsornamentes angebrachte, 2 mm starke, Durchbohrungen der
Gefässwand zum Durchziehen einer gedrehten Sehne behufs Aufhängen des
Gefässes ersetzt ist. Diese Löcher befinden sich in einem Abstand von 3 cm
voneinander; ihnen würden zwei gegenüberliegende entsprochen haben. Der
obere Teil der Urne ist sorgfältig geplättet, der untere dagegen rauh gehalten
und lässt das Gefäss daher auf seine Verwendung zum Kochen schliessen.
Von menschlichen Überresten waren nur noch äusserst defekte Schädel-
bruchstücke vorhanden, welche eine Zusammensetzung nicht gestatteten. Merk-
würdig gut erhalten war dagegen der angeblich zu diesem Schädel gehörige
Teil des Ober- und Unterkiefers mit tadellosen Zähnen, welche beiderseits in
ganz auffälliger Weise horizontal abgeschliffen waren und damit auf vollständigen
Orthognatismus hinweisen.
Ein abschliessendes Urteil ist selbstverständlich im Augenblicke über die
neue interessante Fundstelle nicht abzugeben. Erst eine weitere sorgfältige
Untersuchung wird die gewünschten Aufschlüsse über diese, wie wir wohl trotz
der dürftigen bisherigen Erhebungen nicht ohne Wahrscheinlichkeit annehmen
dürfen, neolithische Begräbnisstätte liefern. Von Wichtigkeit für unsere Frage ist,
abgesehen von der in nächster Nähe gelegenen Mardelle, noch der ganz be-
deutende Umstand, dass bereits im Jahre 1876 (Ann. XIV, 431) der Konser-
vator, Herr Oberst von Cohausen, Schierstein als neusteinzeitliche Fischer-
station feststellen konnte, und zwar auf Grund einer Reihe einschlagender
Erhebungen aus der Ziegelei des Herrn Zimmermeister Jacob von der Rhein-
gewann am oberen Ende des Schiersteiner Hafens. In 180 cm Tiefe fanden sich
da im Löss ein geschliffenes, durchbohrtes Steinbeil, ein Bonaparteshut von
Lava, schwarze Topfscherben, Netzbeschwerer und andere aus Thon gebrannte
Gegenstände, gebrannter Lehmbewurf der Hauswand u. a, —
Schliesslich sei den Herren Dr. Peters und Seipel der beste Dank für
Überlassung der Fundgegenstände ausgesprochen mit der Bitte um weitere
gefällige Unterstützung.
16
erhaben ausgearbeitetes Schnurornament. Interessant ist an dem nicht unbedeuten-
den Rand- und Bauchstück der Mangel eines Henkels, welcher durch zwei,
unterhalb des Halsornamentes angebrachte, 2 mm starke, Durchbohrungen der
Gefässwand zum Durchziehen einer gedrehten Sehne behufs Aufhängen des
Gefässes ersetzt ist. Diese Löcher befinden sich in einem Abstand von 3 cm
voneinander; ihnen würden zwei gegenüberliegende entsprochen haben. Der
obere Teil der Urne ist sorgfältig geplättet, der untere dagegen rauh gehalten
und lässt das Gefäss daher auf seine Verwendung zum Kochen schliessen.
Von menschlichen Überresten waren nur noch äusserst defekte Schädel-
bruchstücke vorhanden, welche eine Zusammensetzung nicht gestatteten. Merk-
würdig gut erhalten war dagegen der angeblich zu diesem Schädel gehörige
Teil des Ober- und Unterkiefers mit tadellosen Zähnen, welche beiderseits in
ganz auffälliger Weise horizontal abgeschliffen waren und damit auf vollständigen
Orthognatismus hinweisen.
Ein abschliessendes Urteil ist selbstverständlich im Augenblicke über die
neue interessante Fundstelle nicht abzugeben. Erst eine weitere sorgfältige
Untersuchung wird die gewünschten Aufschlüsse über diese, wie wir wohl trotz
der dürftigen bisherigen Erhebungen nicht ohne Wahrscheinlichkeit annehmen
dürfen, neolithische Begräbnisstätte liefern. Von Wichtigkeit für unsere Frage ist,
abgesehen von der in nächster Nähe gelegenen Mardelle, noch der ganz be-
deutende Umstand, dass bereits im Jahre 1876 (Ann. XIV, 431) der Konser-
vator, Herr Oberst von Cohausen, Schierstein als neusteinzeitliche Fischer-
station feststellen konnte, und zwar auf Grund einer Reihe einschlagender
Erhebungen aus der Ziegelei des Herrn Zimmermeister Jacob von der Rhein-
gewann am oberen Ende des Schiersteiner Hafens. In 180 cm Tiefe fanden sich
da im Löss ein geschliffenes, durchbohrtes Steinbeil, ein Bonaparteshut von
Lava, schwarze Topfscherben, Netzbeschwerer und andere aus Thon gebrannte
Gegenstände, gebrannter Lehmbewurf der Hauswand u. a, —
Schliesslich sei den Herren Dr. Peters und Seipel der beste Dank für
Überlassung der Fundgegenstände ausgesprochen mit der Bitte um weitere
gefällige Unterstützung.
16