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Eine besondere Sorgfalt verwandte der Fürst auf die Kirche1) und das
Schloss zu Wiesbaden. Die alte Mauritiuskirche war zwar nach den
schlimmen Läuften des grossen Krieges im Jahre 1650 ausgebessert worden,
doch war dies so mangelhaft geschehen, dass am 17. August 1714 in einem
Berichte an das fürstliche Konsistorium über die höchst notwendige Erneuerung
des Daches und des Obergebälkes sowie über den Abbruch des Turmes Vor-
stellung gemacht wurde. Dies stimmte mit den Wünschen des Fürsten über-
ein, der mit einem teilweisen Umbau eine Erweiterung und Verschönerung der
Kirche im Innern wünschte. Alles Flicken hatte bisher nichts geholfen. Im
Jahre 1702 hatte der Hahn auf der Turmspitze eine neue Vergoldung erfahren;
das war alles, was zur „Verschönerung" seither geschehen war. Am 5. März
1715 wiederholte der Gemeinderat seine Bitte um Reparatur und legte später
einen Kostenüberschlag des Werkmeisters Bager vor. Die Regierung verwies
auf Beiträge der Klöster, die in der Stadt begütert seien, auf die Kollekten im
Lande, auf die Beiträge von Fremden und auf Erhebungen in der Stadt selbst,
wozu dann auch die Herrschaft ihr Teil beisteuern wollte. Man wandte sich
auch nach Frankfurt, wo man eine Hauskollekte bewilligt erhielt. So fing man
im Sommer des Jahres 1716 auf Wunsch des Fürsten mit der Niederlegung
des Schiffes an, während der Turm und der hintere Teil des Chores stehen
blieben. Der Werkmeister Bager reiste hierauf in den Schwarzwald, um das
Tannenholz für den Dachstuhl zu beschaffen, dessen Anführung (342 Stämme
und 4000 Borde) 1570 Gulden, dazu 300 Gulden Fracht und 324 Gulden Zoll
(an sechs Zollstätten) von Pforzheim bis Biebrich kostete. Es gab besonders
wegen der hohen Zollsätze viel Schreibereien um Nachlass u. s. w.; wahr-
scheinlich musste schliesslich doch alles bezahlt werden. Um das Geld zum
Baue zusammen zu bringen, wurde auch in Darmstadt, Usingen, Saarbrücken,
Ottweiler, Worms, Speier um Bewilligung von Hauskollekten nachgesucht, die
auch mit Ausnahme von letzterer Stadt genehmigt wurden. Daneben wurden
die Landleute zu Holzfuhren angehalten, und in Wiesbaden selbst mussten die
Bürger stark beisteuern. Bis zum 24. Juli 1717 waren laut Rechnungsextrakts
in Summa 3593 Gulden eingegangen; dagegen betrugen die Ausgaben bereits
3596 Gulden 7 Albus ± 1603 Gulden = rund 5200 Gulden. Der Gemeinderat
reichte diesen Rechnungsüberschlag stillschweigend ein. Nichtsdestoweniger
musste man jetzt mit Bauen fortfahren. So begann denn auch im Frühjahr
1717, nachdem man am 21. Mai einen Vertrag mit dem Zimmermann Goslar
wegen des Baues abgeschlossen hatte, der letztere von neuem und wurde mit
Energie fortgesetzt, so dass am Ende des Jahres der Rohbau fertiggestellt war.
Das Schiff wurde erneuert und an den Turm, der früher freistand, links und
rechts angeschlossen; auch das Chor erfuhr eine Veränderung. Aber die Arbeit
ging allzurasch von statten, das Material, das verwendet wurde, war nicht das
beste, und die Bindemittel waren schlecht bereitet. Das hatte zur Folge, dass
in den nächsten Jahren fortwährend geflickt und gebessert werden musste;
auch machte der Ausbau im einzelnen so schlechte Fortschritte, dass ein
0 Nach Rossel, Denkmäler I, und Roth, Geschichte von Wiesbaden,
Eine besondere Sorgfalt verwandte der Fürst auf die Kirche1) und das
Schloss zu Wiesbaden. Die alte Mauritiuskirche war zwar nach den
schlimmen Läuften des grossen Krieges im Jahre 1650 ausgebessert worden,
doch war dies so mangelhaft geschehen, dass am 17. August 1714 in einem
Berichte an das fürstliche Konsistorium über die höchst notwendige Erneuerung
des Daches und des Obergebälkes sowie über den Abbruch des Turmes Vor-
stellung gemacht wurde. Dies stimmte mit den Wünschen des Fürsten über-
ein, der mit einem teilweisen Umbau eine Erweiterung und Verschönerung der
Kirche im Innern wünschte. Alles Flicken hatte bisher nichts geholfen. Im
Jahre 1702 hatte der Hahn auf der Turmspitze eine neue Vergoldung erfahren;
das war alles, was zur „Verschönerung" seither geschehen war. Am 5. März
1715 wiederholte der Gemeinderat seine Bitte um Reparatur und legte später
einen Kostenüberschlag des Werkmeisters Bager vor. Die Regierung verwies
auf Beiträge der Klöster, die in der Stadt begütert seien, auf die Kollekten im
Lande, auf die Beiträge von Fremden und auf Erhebungen in der Stadt selbst,
wozu dann auch die Herrschaft ihr Teil beisteuern wollte. Man wandte sich
auch nach Frankfurt, wo man eine Hauskollekte bewilligt erhielt. So fing man
im Sommer des Jahres 1716 auf Wunsch des Fürsten mit der Niederlegung
des Schiffes an, während der Turm und der hintere Teil des Chores stehen
blieben. Der Werkmeister Bager reiste hierauf in den Schwarzwald, um das
Tannenholz für den Dachstuhl zu beschaffen, dessen Anführung (342 Stämme
und 4000 Borde) 1570 Gulden, dazu 300 Gulden Fracht und 324 Gulden Zoll
(an sechs Zollstätten) von Pforzheim bis Biebrich kostete. Es gab besonders
wegen der hohen Zollsätze viel Schreibereien um Nachlass u. s. w.; wahr-
scheinlich musste schliesslich doch alles bezahlt werden. Um das Geld zum
Baue zusammen zu bringen, wurde auch in Darmstadt, Usingen, Saarbrücken,
Ottweiler, Worms, Speier um Bewilligung von Hauskollekten nachgesucht, die
auch mit Ausnahme von letzterer Stadt genehmigt wurden. Daneben wurden
die Landleute zu Holzfuhren angehalten, und in Wiesbaden selbst mussten die
Bürger stark beisteuern. Bis zum 24. Juli 1717 waren laut Rechnungsextrakts
in Summa 3593 Gulden eingegangen; dagegen betrugen die Ausgaben bereits
3596 Gulden 7 Albus ± 1603 Gulden = rund 5200 Gulden. Der Gemeinderat
reichte diesen Rechnungsüberschlag stillschweigend ein. Nichtsdestoweniger
musste man jetzt mit Bauen fortfahren. So begann denn auch im Frühjahr
1717, nachdem man am 21. Mai einen Vertrag mit dem Zimmermann Goslar
wegen des Baues abgeschlossen hatte, der letztere von neuem und wurde mit
Energie fortgesetzt, so dass am Ende des Jahres der Rohbau fertiggestellt war.
Das Schiff wurde erneuert und an den Turm, der früher freistand, links und
rechts angeschlossen; auch das Chor erfuhr eine Veränderung. Aber die Arbeit
ging allzurasch von statten, das Material, das verwendet wurde, war nicht das
beste, und die Bindemittel waren schlecht bereitet. Das hatte zur Folge, dass
in den nächsten Jahren fortwährend geflickt und gebessert werden musste;
auch machte der Ausbau im einzelnen so schlechte Fortschritte, dass ein
0 Nach Rossel, Denkmäler I, und Roth, Geschichte von Wiesbaden,