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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 25.1893

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Cohausen, August von: Vorrömische Altertümer
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https://doi.org/10.11588/diglit.70478#0033
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„Brunhildens Stärke zeigte sieh nicht klein,
Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein,
Gross und ungeheuer, rund und stark und breit,
Ihn trugen kaum zwölfe dieser Degen kühn im Streit.
Den warf sie allerwegen — wie sie den Spiess verschossen.
. . . Da trat sie hin geschwinde, zornig war ihr Mut,
Den Stein hoch erhob sie, die edle Jungfrau gut;
Sie schwang mit grossen Kräften ihn ferner von der Hand,
Dann sprang sie nach dem Wurfe, dass laut erklang ihr Gewand,
Der Stein war geflogen zwölf Klaftern von dem Schwung,
Die Jungfrau, wohlgeschaffen, erreicht ihn doch im Sprung.“
Nibelungen-Lied, übersetzt von Dr. K. Simmroek, 7. Abenteuer.

2. Dei’ Abschnittswall und der Ringwall auf dem Rücken der
Hofheimer Kapelle. — Ein Jadeitbeil (Taf. III).
Den Abschnittswall, welcher den Rücken, an dessen südlichem Ende die
Hofheimer Kapelle liegt, begrenzt, haben wir im Bd. XX, p. 9 der Annalen dar-
gestellt. Da wo eine Schneise 300 Schritt hinter dem Wall dessen Biegung
durchschneidet, um zum Lorsbacher Thal zu führen, wurden bei der Anlage
eines Promenadenwegs in dem Gerolle des Walldurchschnittes zwei Steinbeile,
welche zurZeit der Wallanlage keine Beachtung erweckt hatten, gefunden und
durch Herrn Otto Engelhard aus Hofheim dem Altertumsmuseum in Wies-
baden geschenkt. Das eine, von grünlich-grauer Grauwacke, ist 16 cm lang,
6 cm breit und 2,5 cm dick, das andere, bei weitem kostbarer, aus hellgrau-
grünem Jadeit mit einer in bräunlichen Wolken angedeuteten Schichtung unter
45°, bildet ein gleichschenkliges Dreieck von 25 cm Höhe und einer beilförmig
abgerundeten Grundlinie von 97 mm und ist nirgends dicker als 17 mm.
Der genannte Geschenkgeber mit dem Herrn Forstmeister Kehrein und
Herrn Fach entdeckten am Südende des Bergrückens, 200 Schritt südwestlich
von der Kapelle, eine im Sand und Kies geebnete Fläche, deren Rand nach
Norden ansteigt, nach den anderen Seiten aber abfällt und einem elliptischen
Ringwall von äusserst schwachen Profilen Raum gewährt. Derselbe ist von
Westen nach Osten innerhalb seiner äusseren Grabenlinie 38 m und von Norden
nach Süden 37 m breit. Die Mitte bildet eine 6 ä 11 m grosse Fläche, von
einem seichten Graben und niederen Wall umgeben, den der äussere Graben
mit dem oben bemessenen Rand umzieht. Kein Graben ist 50 cm tiefer und
kein Wall 30 cm höher als diese Mittelfläche, die man sich mit einer Flecht-
wand umgeben und in irgend einer Weise gedeckt als Wohnraum vorstellen
mag, während der äussere Wall, auch mit Pfählen besetzt, die durch Flechtwerk
miteinander verbunden sind, das Vieh beherbergte. Die Nordseite ist die, auf
die der Angreifer vom Gebirge her zuerst stösst und den Ringwall überhöht,
während die anderen abfallenden Seiten ihm keinen Vorteil bieten.
Auch der oben erwähnte, 1800 Schritt nordwärts auf dem Gebirgsrücken
gelegene Abschnittswall hat seinen Graben auf der Nordseite, als derjenigen,
 
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