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Die Verlegung der Mündung der Neuhofer Strasse in das Stumpfe Thor
im Jahre 1714 hatte auch eine Änderung der Schwalbacher Strasse zur Folge.
Man zog einen geraden Weg vom Stumpfen Thore aus „durch das Baumstück,
dem Sturmenhof gehörig, am Leimen (Lehmgrube)“, die heutige Emserstrasse.
Hierbei ist zu beachten, dass die Stadtmauer an der Rückseite der Hochstätte
herlief und alles Terrain westlich davon aus Gärten und Ackerland bestand.
Ferner war der neue Weg, der weiter die Lahnstrasse hinaus zur Klostermühle
führte, keine Chaussee, sondern nur der besseren, direkten Verbindung halber
angelegt; die alte von der Höhe der Platter Strasse hinter der Holhe nach dem
Atzelberg führende Strasse blieb einstweilen noch bestehen.
Um 1753 wurde geplant, die Schwalbacher Hauptstrasse chausseemässig
von der Hohen Wurzel über Mosbach, Kastel nach Frankfurt zu leiten, während
sie bisher über Clarenthal, Wiesbaden und Erbenheim nach Frankfurt gegangen
war. Als Grund dafür wurden die schlechten Wegverhältnisse auf letzterer
Richtung angegeben. Und in der That scheint sowohl die Strecke über Claren-
thal, wie die über Erbenheim (s. w. u.) in einem bedauernswerten Zustande
gewesen zu sein. Dazu kam der Umstand, dass der Weg beschwerlicher war
als der andere zum Ausbau vorgeschlagene. Aber die Wiesbadener setzten
sich mit allen Kräften zur Wehr, damit der Verkehr nicht von ihrer Stadt
abgelenkt würde. Sie beschrieben, wie sie grossen Mangel an Nahrung erleiden
müssten, wenn namentlich die Lastwagenführer und Hauderer nicht mehr im
Gasthause zum Einhorn einkehren würden. Die Mosbacher dagegen hätten die
Hinüberlenkung des Verkehrs über die alte Holzstrasse nicht so ungern ge-
sehen. Der Fürst Karl von Nassau-Usingen holte Gutachten der drei Ge-
meinden ein. Der Stadtschultheiss Hoffmann zu Wiesbaden, unterstützt von
dem gesamten Stadtvorstande, legte darauf einen Plan vor, wonach der Schwal-
bacher Weg zum Stumpfen Thore hinaus bis an die Klostermühle, chaussee-
mässig erbreitert, neu angelegt werden sollte. Von da sollte er nach dem
Kloster zugeführt werden und von dort, „wie er gegenwärtig ist, nur dass unten
an dem Wald derselbe etliche Schuh weiter in die Wiesen und an das Kloster,
wo die Hohl ist, über der Hohl her durch das Feld getrieben müsste werden,
dann gerade durch den Wald an den Wiesen her fort bis in die Höhe in die
Schwalbacher Strasse an dem Stock“ (vor dem Chausseehaus?). Der Schultheiss
von Mosbach und seine Gemeinde sprachen für die andere Strassenführung und
die Dotzheimer schlossen sich an; doch gelang es den Wiesbadenern zu be-
weisen, dass die Holzstrasse des schlechten Bodens wegen nicht geeignet sei,
eine Hauptverkehrsstrasse zu werden. Man wies dann weiter darauf hin, dass
ein Weg von der Wald- oder Holzstrasse nach der Schwalbach-Wiesbadener
Strasse, der sogenannte Klosterweg, als Verbindungsweg bestehe und dass von
Dotzheim zwei Wege durchs Hollerbornfeld und durchs Wiesbadener Feld nach
letzterer Stadt liefen.
Die Wiesbadener behielten den Sieg. Aber erst zehn Jahre später kam
der neue Chausseebau in der von dem Stadtvorstande vorgeschlagenen Weise
zur Ausführung. Anno 1763 begann man mit der Erbreiterung des Weges
zunächst auf der Strecke vom Stumpfen Thore bis zur Junkersmühle (Ecke der
Die Verlegung der Mündung der Neuhofer Strasse in das Stumpfe Thor
im Jahre 1714 hatte auch eine Änderung der Schwalbacher Strasse zur Folge.
Man zog einen geraden Weg vom Stumpfen Thore aus „durch das Baumstück,
dem Sturmenhof gehörig, am Leimen (Lehmgrube)“, die heutige Emserstrasse.
Hierbei ist zu beachten, dass die Stadtmauer an der Rückseite der Hochstätte
herlief und alles Terrain westlich davon aus Gärten und Ackerland bestand.
Ferner war der neue Weg, der weiter die Lahnstrasse hinaus zur Klostermühle
führte, keine Chaussee, sondern nur der besseren, direkten Verbindung halber
angelegt; die alte von der Höhe der Platter Strasse hinter der Holhe nach dem
Atzelberg führende Strasse blieb einstweilen noch bestehen.
Um 1753 wurde geplant, die Schwalbacher Hauptstrasse chausseemässig
von der Hohen Wurzel über Mosbach, Kastel nach Frankfurt zu leiten, während
sie bisher über Clarenthal, Wiesbaden und Erbenheim nach Frankfurt gegangen
war. Als Grund dafür wurden die schlechten Wegverhältnisse auf letzterer
Richtung angegeben. Und in der That scheint sowohl die Strecke über Claren-
thal, wie die über Erbenheim (s. w. u.) in einem bedauernswerten Zustande
gewesen zu sein. Dazu kam der Umstand, dass der Weg beschwerlicher war
als der andere zum Ausbau vorgeschlagene. Aber die Wiesbadener setzten
sich mit allen Kräften zur Wehr, damit der Verkehr nicht von ihrer Stadt
abgelenkt würde. Sie beschrieben, wie sie grossen Mangel an Nahrung erleiden
müssten, wenn namentlich die Lastwagenführer und Hauderer nicht mehr im
Gasthause zum Einhorn einkehren würden. Die Mosbacher dagegen hätten die
Hinüberlenkung des Verkehrs über die alte Holzstrasse nicht so ungern ge-
sehen. Der Fürst Karl von Nassau-Usingen holte Gutachten der drei Ge-
meinden ein. Der Stadtschultheiss Hoffmann zu Wiesbaden, unterstützt von
dem gesamten Stadtvorstande, legte darauf einen Plan vor, wonach der Schwal-
bacher Weg zum Stumpfen Thore hinaus bis an die Klostermühle, chaussee-
mässig erbreitert, neu angelegt werden sollte. Von da sollte er nach dem
Kloster zugeführt werden und von dort, „wie er gegenwärtig ist, nur dass unten
an dem Wald derselbe etliche Schuh weiter in die Wiesen und an das Kloster,
wo die Hohl ist, über der Hohl her durch das Feld getrieben müsste werden,
dann gerade durch den Wald an den Wiesen her fort bis in die Höhe in die
Schwalbacher Strasse an dem Stock“ (vor dem Chausseehaus?). Der Schultheiss
von Mosbach und seine Gemeinde sprachen für die andere Strassenführung und
die Dotzheimer schlossen sich an; doch gelang es den Wiesbadenern zu be-
weisen, dass die Holzstrasse des schlechten Bodens wegen nicht geeignet sei,
eine Hauptverkehrsstrasse zu werden. Man wies dann weiter darauf hin, dass
ein Weg von der Wald- oder Holzstrasse nach der Schwalbach-Wiesbadener
Strasse, der sogenannte Klosterweg, als Verbindungsweg bestehe und dass von
Dotzheim zwei Wege durchs Hollerbornfeld und durchs Wiesbadener Feld nach
letzterer Stadt liefen.
Die Wiesbadener behielten den Sieg. Aber erst zehn Jahre später kam
der neue Chausseebau in der von dem Stadtvorstande vorgeschlagenen Weise
zur Ausführung. Anno 1763 begann man mit der Erbreiterung des Weges
zunächst auf der Strecke vom Stumpfen Thore bis zur Junkersmühle (Ecke der