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Verordnung über Pressfreiheit zu übersenden mit der blossen Versicherung, dass
"Weitzel aller Veranlassung zu weiteren Beschwerden aus dem Wege gehen
werde. Als Mettingh seinen Auftrag jetzt mit mehr Nachdruck wiederholte,
beschwerte sich Marschall seinerseits über das anmassende Benehmen des
preussischen Ministerresidenten und hatte die Genugtuung, dass der preussische
Minister des Auswärtigen Jordan ihm durch den nassauischen Ministerresidenten
Generalmajor von L’Estocq erklären liess, dass von Mettinghs Zudringlichkeit
und seine Zumutung, den Redakteur der Rheinischen Blätter zur Nennung seines
Korrespondenten zu zwingen, in Berlin durchaus missbilligt werde.
Wie Weitzel in dieser Weise, durch keine Rücksichten beirrt, der
allgemeinen Stimmung in den Rheinlanden Ausdruck gab, so wurde er andrer-
seits durch nachdrückliche Vertretung seiner politischen Überzeugungen wiederum
auch ein Bundesgenosse der preussischen Regierung. Bekanntlich wurde dem
Staatskanzler Hardenberg gelegentlich seiner Rheinreise, die er unternahm, um
die Stimmung der neuen Provinzen aus eigner Anschauung kennen zu lernen, in
Engers auch von Abgesandten des rheinischen Adels die Denkschrift, die Ver-
fassungsverhältnisse der Lande Jülich, Cleve, Berg und Mark betreffend, überreicht,
in der die Berufung der alten Landstände verlangt und gegen die „allverwirrende
Gleichheit der französischen Revolution“ Protest erhoben wurde. Noch weiter ging
die von Görres verfasste Koblenzer Adresse an den Staatskanzler in ihren
Forderungen zu Gunsten des Adels, der katholischen Kirche und der Wieder-
herstellung des Feudalsystems. Mit beiden setzte sich Weitzel alsbald in den
Rheinischen Blättern auseinander, um gegenüber dem Reaktionären in diesen
Kundgebungen die soziale Gleichheit und kirchliche Parität mit aller ihm zu Ge-
bote stehenden Beredsamkeit als zeit- und volksgemäss zu verteidigen. Der liberale
preussische Staatsminister verkannte den Einfluss nicht, den die Rheinischen
Blätter sich in den Rheinlanden erworben hatten und trachtete alsbald danach,
diesen Herold der öffentlichen Meinung dauernd in das preussische Lager hinüber
zu ziehen. Durch seinen Günstling Dorow, der sich seit Mitte August 1817
zur Stärkung seiner Gesundheit, sowie zum Zweck von Ausgrabungen in Wies-
baden aufhielt und hier vielleicht zunächst nach höherer "Weisung Weitzel nebst
den Präsidenten Ibell und von Dalwigk persönlich näher getreten war, liess er
mit ersterem Verhandlungen anknüpfen, um ihn mit seinen Rheinischen Blättern
zum Überzug nach Bonn zu bewegen. Gelegentlich von Hardenbergs Durch-
reise durch Wiesbaden Ende 1818 wurden dann durch den Geheimen Ober-
Regierungsrat Koreff die Grundzüge von Weitzels Übersiedlung festgestellt.
Ibell und Weitzel hatten, wie Dorow meldet, damals beide den Wunsch, in
preussische Dienste zu treten. „Weitzel, den Deutschland durch seine Schriften
und den Anfang seiner Selbstbiographie kennt“, heisst es bei Dorow 26), „er-
schien besonders als ein grosser Gewinn, denn seine Stimme hatte guten Klang
in den Rheinprovinzen.“
Damals liess Weitzel dem Staatskanzler durch Dorow die von letzterem
ihrem Wortlaut nach mitgeteilte27) Denkschrift „Rheinpreussen im Dezember 1818'*
26) Erlebtes I, S. 170.
27) a. a. 0. II, S. 151—166.
Verordnung über Pressfreiheit zu übersenden mit der blossen Versicherung, dass
"Weitzel aller Veranlassung zu weiteren Beschwerden aus dem Wege gehen
werde. Als Mettingh seinen Auftrag jetzt mit mehr Nachdruck wiederholte,
beschwerte sich Marschall seinerseits über das anmassende Benehmen des
preussischen Ministerresidenten und hatte die Genugtuung, dass der preussische
Minister des Auswärtigen Jordan ihm durch den nassauischen Ministerresidenten
Generalmajor von L’Estocq erklären liess, dass von Mettinghs Zudringlichkeit
und seine Zumutung, den Redakteur der Rheinischen Blätter zur Nennung seines
Korrespondenten zu zwingen, in Berlin durchaus missbilligt werde.
Wie Weitzel in dieser Weise, durch keine Rücksichten beirrt, der
allgemeinen Stimmung in den Rheinlanden Ausdruck gab, so wurde er andrer-
seits durch nachdrückliche Vertretung seiner politischen Überzeugungen wiederum
auch ein Bundesgenosse der preussischen Regierung. Bekanntlich wurde dem
Staatskanzler Hardenberg gelegentlich seiner Rheinreise, die er unternahm, um
die Stimmung der neuen Provinzen aus eigner Anschauung kennen zu lernen, in
Engers auch von Abgesandten des rheinischen Adels die Denkschrift, die Ver-
fassungsverhältnisse der Lande Jülich, Cleve, Berg und Mark betreffend, überreicht,
in der die Berufung der alten Landstände verlangt und gegen die „allverwirrende
Gleichheit der französischen Revolution“ Protest erhoben wurde. Noch weiter ging
die von Görres verfasste Koblenzer Adresse an den Staatskanzler in ihren
Forderungen zu Gunsten des Adels, der katholischen Kirche und der Wieder-
herstellung des Feudalsystems. Mit beiden setzte sich Weitzel alsbald in den
Rheinischen Blättern auseinander, um gegenüber dem Reaktionären in diesen
Kundgebungen die soziale Gleichheit und kirchliche Parität mit aller ihm zu Ge-
bote stehenden Beredsamkeit als zeit- und volksgemäss zu verteidigen. Der liberale
preussische Staatsminister verkannte den Einfluss nicht, den die Rheinischen
Blätter sich in den Rheinlanden erworben hatten und trachtete alsbald danach,
diesen Herold der öffentlichen Meinung dauernd in das preussische Lager hinüber
zu ziehen. Durch seinen Günstling Dorow, der sich seit Mitte August 1817
zur Stärkung seiner Gesundheit, sowie zum Zweck von Ausgrabungen in Wies-
baden aufhielt und hier vielleicht zunächst nach höherer "Weisung Weitzel nebst
den Präsidenten Ibell und von Dalwigk persönlich näher getreten war, liess er
mit ersterem Verhandlungen anknüpfen, um ihn mit seinen Rheinischen Blättern
zum Überzug nach Bonn zu bewegen. Gelegentlich von Hardenbergs Durch-
reise durch Wiesbaden Ende 1818 wurden dann durch den Geheimen Ober-
Regierungsrat Koreff die Grundzüge von Weitzels Übersiedlung festgestellt.
Ibell und Weitzel hatten, wie Dorow meldet, damals beide den Wunsch, in
preussische Dienste zu treten. „Weitzel, den Deutschland durch seine Schriften
und den Anfang seiner Selbstbiographie kennt“, heisst es bei Dorow 26), „er-
schien besonders als ein grosser Gewinn, denn seine Stimme hatte guten Klang
in den Rheinprovinzen.“
Damals liess Weitzel dem Staatskanzler durch Dorow die von letzterem
ihrem Wortlaut nach mitgeteilte27) Denkschrift „Rheinpreussen im Dezember 1818'*
26) Erlebtes I, S. 170.
27) a. a. 0. II, S. 151—166.