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Anschauungen, wie sie die französische Revolution zur Folge hatte, dem Natur-
recht huldigten und dasselbe zum Ausgangspunkte ihrer politischen Bestrebungen
machten, nicht verkannt und geschmälert werden.63)
Weitzel nimmt unter ihnen, wenn er auch nicht als praktischer Politiker
gewirkt und nicht die Popularität eines Rotteck oder Jordan erlangt hat,
doch eine beachtenswerte Stellung ein. Als ein Sohn seiner Zeit, in ihren
Anschauungen und Ideen fussend, ist er vom besten Willen beseelt und von
ehrlicher Überzeugung geleitet, in nie rastender Thätigkeit bestrebt gewesen,
an der politischen Erziehung des Volkes und, was bei seinem kosmopolitischen
Standpunkt ein und dasselbe war, an der Erziehung der Menschheit zu Humanität
und Sittlichkeit mitzuarbeiten. Seine Zeit hat ihn geehrt und gefeiert, und
wenn er ihr auch den Vorwurf macht, dass sie die Preis- und Ehrenmünzen
allzu freigebig auspräge64), so können wir, die wir zwar über ihn und seine
Zeit hinausgewachsen sind, doch in die Anerkennung seiner Zeitgenossen65)
einstimmen.
A n h a n g.
Zur Ergänzung der bei Dorow (Erlebtes II, 109—150) mitgeteilten
Briefe seien drei von dem Staatskanzler Fürsten von Hardenberg teils selbst,
teils in seinem Auftrag an Weitzel in Sachen der Rheinischen Blätter gerichtete
Schreiben, die bisher nur in der Vossischen Zeitung a. a. 0. veröffentlicht
worden sind, nach den mir gütigst von Herrn Dr. G. A 1 e f e 1 d , einem Urenkel
Weitzels, übersandten Originalen mitgeteilt.
I.
Da aus den bereits gepflogenen Unterhandlungen mit Ew. Wohlgeboren und
aus den mündlichen Verabredungen mit dem Hofrath Dorow und dem Geheimen
Ober-Regierungsrath Koreff hervorging, dass Sie geneigt wären, unter den mir von
diesen, durch mich Beauftragten, mitgetheilten Bedingungen Ihre Zeitung: die
Rheinischen Blätter betitelt, in den Preuss. Rhein-Provinzen künftig er-
scheinen zu lassen und in diesen Ländern Ihren Aufenthalt zu wählen, so habe
ich Seiner Majestät dem König Vortrag davon gemacht und bin autorisirt, Ihnen
die Bestätigung Ihrer vorgeschlagenen Bedingungen in der Voraussetzung zuzusichern,
dass Sie in Ihrer Zeitung: die Rheinischen Blätter, das Interesse des preus-
63) Weit gerechter als Treitschke urteilt über diese Publizisten liberaler Richtung Georg
Kaufmann in seiner soeben erschienenen Politischen Geschichte Deutschlands im neunzehnten
Jahrhundert, S. 231 ff.
64) Scherz und Ernst, S. 49.
65) Nicht ohne Interesse ist das Gedicht, welches der Rektor Muth zu Hadamar in
seiner „Nassovia, Vaterländische Gedichte“, S. 125—128 sechs Jahre nach Weitzels Tode diesem
gewidmet hat.
Anschauungen, wie sie die französische Revolution zur Folge hatte, dem Natur-
recht huldigten und dasselbe zum Ausgangspunkte ihrer politischen Bestrebungen
machten, nicht verkannt und geschmälert werden.63)
Weitzel nimmt unter ihnen, wenn er auch nicht als praktischer Politiker
gewirkt und nicht die Popularität eines Rotteck oder Jordan erlangt hat,
doch eine beachtenswerte Stellung ein. Als ein Sohn seiner Zeit, in ihren
Anschauungen und Ideen fussend, ist er vom besten Willen beseelt und von
ehrlicher Überzeugung geleitet, in nie rastender Thätigkeit bestrebt gewesen,
an der politischen Erziehung des Volkes und, was bei seinem kosmopolitischen
Standpunkt ein und dasselbe war, an der Erziehung der Menschheit zu Humanität
und Sittlichkeit mitzuarbeiten. Seine Zeit hat ihn geehrt und gefeiert, und
wenn er ihr auch den Vorwurf macht, dass sie die Preis- und Ehrenmünzen
allzu freigebig auspräge64), so können wir, die wir zwar über ihn und seine
Zeit hinausgewachsen sind, doch in die Anerkennung seiner Zeitgenossen65)
einstimmen.
A n h a n g.
Zur Ergänzung der bei Dorow (Erlebtes II, 109—150) mitgeteilten
Briefe seien drei von dem Staatskanzler Fürsten von Hardenberg teils selbst,
teils in seinem Auftrag an Weitzel in Sachen der Rheinischen Blätter gerichtete
Schreiben, die bisher nur in der Vossischen Zeitung a. a. 0. veröffentlicht
worden sind, nach den mir gütigst von Herrn Dr. G. A 1 e f e 1 d , einem Urenkel
Weitzels, übersandten Originalen mitgeteilt.
I.
Da aus den bereits gepflogenen Unterhandlungen mit Ew. Wohlgeboren und
aus den mündlichen Verabredungen mit dem Hofrath Dorow und dem Geheimen
Ober-Regierungsrath Koreff hervorging, dass Sie geneigt wären, unter den mir von
diesen, durch mich Beauftragten, mitgetheilten Bedingungen Ihre Zeitung: die
Rheinischen Blätter betitelt, in den Preuss. Rhein-Provinzen künftig er-
scheinen zu lassen und in diesen Ländern Ihren Aufenthalt zu wählen, so habe
ich Seiner Majestät dem König Vortrag davon gemacht und bin autorisirt, Ihnen
die Bestätigung Ihrer vorgeschlagenen Bedingungen in der Voraussetzung zuzusichern,
dass Sie in Ihrer Zeitung: die Rheinischen Blätter, das Interesse des preus-
63) Weit gerechter als Treitschke urteilt über diese Publizisten liberaler Richtung Georg
Kaufmann in seiner soeben erschienenen Politischen Geschichte Deutschlands im neunzehnten
Jahrhundert, S. 231 ff.
64) Scherz und Ernst, S. 49.
65) Nicht ohne Interesse ist das Gedicht, welches der Rektor Muth zu Hadamar in
seiner „Nassovia, Vaterländische Gedichte“, S. 125—128 sechs Jahre nach Weitzels Tode diesem
gewidmet hat.