Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zur Reformationsgeschichte der Grafschaft Diez.

171

so vill und schir die halbe graveschast eingeraumbt und nachgeben, domit s. g.
aus der gemeinschast mit Trier kommen und sonderlich mit der bapistischen religion
nichts zu thun haben möge: So ist aus solchem leichtlich abzunehmen, das beder
partheien intent dardurch gar nicht wurde erlangt werden und Naßaw diß sür keine
gnad, ehr noch freundschast achten oder auch beide theil in ruhe und srieden sein
können, wan Naßaw gegen sein gewißen ein wiederwertige und also zweierlei re-
ligionen, kirchendienern und zuhörer, welche sonder allen Zweisel einander stets
und ohne underlaß in hären liegen und beiderseits herrschasten alzeit klagen und
gegen einander verhetzen wurden, in seinen gebieten haben und gestatten solte.
11) Als dann auch sürs elste Trier ahnzeiget, das ihme als einem geistlichen
vielmehr dann Naßaw gepüre sich der religion ahnzunehmen und er dessals auch so
wohl us sein gewißen als Naßaw zu sehen habe, so gibt Naßaw darus den bericht,
das s. g. solches in ihren gebieten zu thun und was dessals in andern gebieten ge-
schehe und sonderlich sür nun so vill und zwanzig jaren bei den vorigen chursursten
eingesurt worden, nun mehr zu endern und ein andere religion einzusuhren, wohl
sür entschuldigt zu halten sei, und pillich einem andern nicht ahn und zuzumuten,
was er selbsten in seinen landen und gebieten nicht gehrn sehen und zulaßen wolle.
12) Und im sall schon sürs zwölste Naßaw wie Trier vorgipt, dem verdrage
mit einsuhrung der religion und Verwendung der geistlichen geselle in deine etwas
zuwieder gehandelt hette, deßen doch Naßaw mit nichten gestendig, und sonderlich
in und mit deine, das ohne vorwissen Triers die resormation und enderung in stisten
und klöstern geschehen, so hat doch Trier hergegen in viel und mancherlei wegen
dem usgerichten verdrage zuwieder gehandlet und Naßaw hin und wieder in dem
seinen dem klaren, hellen buchstaben zugegen eindragk und Verhinderung gethan,
in maßen dan auch noch geschehen.
13) Zum dreizehenden so hat man zu bedenken, das wann schon mit beder
hern vorwißen die resormation und enderung vorgenommen worden were oder noch
werden solte, das doch bede parteien sich der religion halben nimmer vergleichen,
sondern alzeit ein streit sein wurde und derhalben pillich die praesumptio, das
Naßaw seine religion dero ort einzusuhren, sür ihne Naßaw sein wurde aus Ursachen
das die graveschast Dietz in Naßaws gebiet, da Trier noch zur zeit, so lang der
stamb Naßaw Dillenburgk und Bredaw wehret, nichts zu gebieten hat, und das
nicht allein wie vorgemelt die Augspurgische consession sowohl den geistlichen als
auch den weltlichen undersaßen in Naßaw Dietzischem theil durchaus srei und zu-
gelaßen wird und Naßaw im verdragk anderst nichts dann, das deren keiner mit
der that von der bapistischen religion gezwungen werden solte, auserlegt, auch der
geistlichen Jurisdiction, so Trier ihm vorbehalten, und das mit deßen consens und
verwilligung Naßaw zu handlen schuldig sei, mit keinem wort gedacht werde und
Trier nicht allein durch den verdragk sowohl ahn geistlichen als auch in weltlichen
guttern sein antheil, ja mehr dan ihme gebürt, reichlich bekommen und deßhalben
den stist Diekirchen, unahngesehen derselbig in die sieben Naßaw Dietzische kirspel
und Denier zehnten gehörig, im verdragk vorbehalten und erlangt hette, sondern
das auch Naßaw pillich mit der religion unbedrangt und unmolestirt gelaßen werden
solte, dieweil solches eine eben und rechtmeßige gleicheit zu beiden theilen gipt
und solches dem wort Gottes wie auch aller natürlichen erbar und pilligkeit, dem
religionssrieden und gemeinen gebrauch genieß und zu underhaltung und vortpssanzung
gutter nachparschast, ruhe, sriedens, rechten vertrawens und getrewer dinstwilligkeit
am meisten verdreglich und dienlich ist.
Und ob wohl Trier hiemit nicht zusrieden, sondern Naßaw ahnbeut, den ver-
tragk lieber wiederumb auszuheben und es mit der graveschast Dietz in vorigen
stand und gewesene gemeinschast kommen zu laßen oder diesen irtumb mit der
religion, stist und klöstern, zu der kay. Mat. als der höchsten Obrigkeit und all-
gemeinen haupts erkantnus zu stellen, so acht sich doch Naßaw nicht schuldig sein,
den verdragk cassiren und ausheben zu laßen und mit Trier in gemeinschast wieder
 
Annotationen