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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0039

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Bendeleben.

Der Tauf st ein, aus eichenen Bohlen verfertigt, ist ebenfalls mit kunstfertigen
Holzschnitzereien verziert, welche Bilder aus der biblischen Geschichte des N. T. dar-
stellen. Auf dem hohen hölzernen Deckel desselben sind Arabesken eingegraben.

Vor allen aber zeichnet sich durch seine schönen und kunstvollen Holz-
schnitzereien und andere Verzierungen das Epitaphium der Eitter von Bende-
leben aus (s. Beilage V). Dasselbe befindet sich an der Nordseite des Altarchors
erhebt sich über dem unter demselben befindlichen Grabgewölbe in einer Breite von
3 m bis zur Decke der Kirche und besteht aus drei sich über einander erhebenden
Abtheilungen, von denen die beiden unteren durch dunkelfarbige Säulen begrenzt
werden, während die in Holz geschnitzten Figuren und Zierathen weiss und ver-
goldet sind.

Die untere Abtheilung stellt die Kreuzigung Jesu dar und hat als Ueber-
schrift den Spruch Joh. HI., 16.: Also hat Gott die Welt geliebt, dass etc. — Die
mittlere und zugleich die grösste Abtheilung stellt die Auferstehung Jesu dar und
hat als Ueberschrift den Spruch Jes. XLIIL, 1.: Fürchte dich nicht etc. — Die obere
Abtheilung, welche das Ganze krönt, stellt die heilige Dreifaltigkeit dar, über den
Wolken schwebend und von Engeln umgeben.

Sämtliche Bilder sind durch kunstvoll in Holz geschnitzte Figuren dargestellt.

Der mittleren Abtheilung des Epitaphiums ist rechts und links noch ein kleiner
Seitenflügel mit in Holz geschnitzten Figuren angefügt; auf dem erstem ist Jesus in
Gethsemane, auf dem letztern Jesus auf dem Wege nach Golgatha, mit dem
Kreuz belastet, dargestellt.

Die untere Abtheilung hat an jeder Seite eine schildartige Tafel; die rechts hat
die Inschrift: Jacob Heinrich von Bendeleben und Magdalene von Bende-
leben, geb. Säcken, und ihre Ahnen, und auf der an dieser Seite des Epitaphiums
befindlichen Säule sind in zwei Beihen je vierzehn Wappen abgebildet. — Auf der
Tafel links steht: Balthasar Ludwig von Bendeleben und Anna Sophie, geb.
von Gehofen, und ihre Ahnen, und auf der daneben befindlichen Säule sind in zwei
Beihen ebenfalls je vierzehn Wappen angebracht.

Am Fusse dieser Äbtheilung und des Epitaphiums überhaupt befindet sich die In-
schrift: Dieses Epitaphium wurde gesetzt 1661 von Balthasar Ludwig von Bende-
leben und dessen Mutter Magdalene, geb. Säcken, angefangen von dessen Vater
Jacob Heinrich von Bendeleben — geb. 1581, gest. 1636, — im Jahre 1630, der
Kirche zur Zier und seiner adeligen Familie zum Gedächtniss.

Unter dem Epitaphium ist das Begräbnissgewölbe der Familie von Bende-
leben, zu welchem zwei eiserne Flügelthüren, dunkel colorirt und mit Rosetten und
Arabesken verziert, führen. Ueber demselben stehen die Worte: VIATOR- ABI ET
DISCE MORI! — An jeder Seite des Eingangs zu dem Grabgewölbe steht ein Engel,
der eine mit einem Spaten, der andere mit einer Schaufel in der Hand.

Vor dem Altar liegt der Denkstein des ersten lutherischen Pfarrers zu B.,
Johann Clajus. gest. 1592. Bevor er Pfarrer daselbst wurde, war er Rector zu Gold-
berg, dann zu Nordhausen und glänzte nicht blos als lateinischer Dichter, sondern
erwarb sich noch grössern Ruhm dadurch, dass er eine für die damalige Zeit sehr
gründliche Grammatik der deutschen Sprache schrieb, welche bis zum Jahre 1689 zehn
Auflagen erlebte und selbst in fremde Sprachen übersetzt wurde.

An der Wand hinter dem Altare hängen zwei alte grosse Bilder in Rahmen,
 
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