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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0062

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Greussen.

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gestickt ist. Am Fusse des Kreuzes befinden sich die Symbole des Todes, ein
Todtenschädel und zwei über einander gekreuzte Gebeine, ebenfalls mit Seide gestickt.

"Von den vier Kirchenglocken mit 1,56,—1,18,-0,92 und 0,75 m Durchmesser
ist keine von besonders hohem Alter. Die grosse Glocke wurde 1727 von Paul Hiob Hahn
zu Gotha, die zweitgrösste, ein Andenken der Bürgerschaft an die dreihundertjährige
Jubelfeier der Uebergabe der Augsburgischen Confession 1830, wurde von Gebr. Ulrich
zu Laucha, die dritte 1742 von Joh. Heinrich Brauhoff zu Nordhausen und die kleine
1704 von Jacob Poppe zu Erfurt gegossen.

In die Kirche St. Martini sind eingepfarrt: die Ziegelei, die Krähmermühle
und die Steinfahrtsmühle, sämmtlich nördlich von Greussen gelegen.

In kirchlicher Beziehung ist noch zu erwähnen, dass Greussen der Sitz eines
Erzpriesterthums vom Archidiaconat Jechaburg war. lieber die Orte, deren Kirchen
und Capellen der sedes Greussen unterworfen waren, vergl. Einleitung.

Die Hospitalkirche (Betsaal) besteht in einem zum gottesdienstlichen Gebrauche
eingerichteten Zimmer des 1705 neu erbauten Hospitals St. Spiritus vor dem Grüninger
Thore. Bis dahin hatte das Hospital ein besonderes Kirchengebäude, welches dem
jetzigen Hospital gegenüberlag, aber wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. Als ein
schönes Andenken an die alte Kirche besitzt der Betsaal einen zwar kleinen, aber
ziemlich gut erhaltenen Altarschrein (s. Beilage IX), dessen zum Theil vergoldetes
Bildwerk samt der Holzschnitzerei nicht ohne Kunstwerth ist. Auf dem Mittelstücke
befinden sich drei Figuren; rechts St. Christopherus, das Christuskind mit der Welt-
kugel in den Händen auf der linken Schulter tragend, während er mit der rechten
Hand einen in einen Baum verwandelten Stab ergriffen hat; in der Mitte eine Figur
mit einem Buche in der Hand (Jesus?) und links die gekrönte Maria mit dem
Kelch in der Hand. — Auf dem rechten einfachen Flügel befindet sich die heilige
Anna selbdritt, auf dem rechten Arm das Christuskind, auf dem linken die Maria
haltend. Auf der Kückseite dieses Flügels ist die Verkündigung der Maria dar-
gestellt: der Engel Gabriel steht vor der Maria, und auf einem zwischen beiden be-
findlichen gewundenen Bande stehen die Worte: AVE MARIA GRACIA PLENA DNS
TECVM. — Auf der Vorderseite des linken Flügels steht rechts St. Thomas, links
ein Pilger; auf der Rückseite stehen St. Michael und St. Erasmus.

Von den drei Capellen, welche sich nach Chroniken und Urkunden vormals
in Greussen befanden, ist keine Spur mehr vorhanden, aber ihr Andenken zum Theil
noch unvergessen. Es waren: die Capelle St. Crucis vor dem Clingenschen Thore
oder den sog. drei Linden, welche Bonifacius 731 gegründet und die bis ins fünfzehnte
Jahrhundert gestanden haben soll; — die Capelle B. M. V. in appfenthail, unter
welchem Namen sie im Jechaburger Archidiaconatsregister als zur sedes Greussen ge-
hörig aufgeführt wird, welche am nördlichen Ende des Marktplatzes lag, 1437 während
und wahrscheinlich auch wegen des von 1424 bis 1483 dauernden Baues der dortigen
Stadtkirche gegründet, aber bereits 1558 auf Befehl des Grafen Hans Günther wegen
Baufälligkeit wieder abgebrochen wurde. An dieselbe wurde 1528 Johannes Thal
als Vicar berufen, der sich um die Einführung der Reformation in Schwarzburg, be-
sonders in Greussen und Grossenehrich, verdient machte. — Die dritte der erwähnten
Capellen war die St. Urbani und St. Gertrudis, die ebenfalls im Jechaburger Archi-
diaconatsregister erwähnt wird, von der aber jede weitere Kunde fehlt.

Profangebäude. Das erste Gebäude der Stadt Gr. soll nach den Berichten
 
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