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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0092

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Jechaburg.

herren und Canonici dasselbe; es bestand jedoch noch bis 1552 als katholische An-
stalt. In diesem Jahre besetzte Graf Günther XL. das erledigte Decanat mit einem
evangelischen Dechanten. Valentin Vogler, und 1572, nach andern 1592, wurde
das Stift säcularisirt. Ein Theil seiner Einkünfte wurde zur Besoldung neu ange-
stellter Lehrer an der Stadtschule zu Sondershsusen und der Geistlichen daselbst, so
wie zu der des Pfarrers zu Jechaburg verwendet; die meisten nahe gelegenen Län-
dereien aber wurden mit den Vorwerken zu Stockhausen und Sondershausen vereint.

Zur Gründung des Dörfchens Jechaburg soll eine Burg als erstes Gebäude dort
Veranlassung gegeben haben, in deren Nähe man sich allmählich angesiedelt habe.
Johannes Rothe in seiner Chronik und andere erzählen, dass jene Burg vom
Könige Ludwig, einem Sohne Ludwig des Deutschen, auf dem Berge, der nach-
mals den Namen Frauenberg erhielt, ums Jahr 878 entweder neu erbaut oder
wenigstens restaurirt und vergrössert worden sei, und dass er auf derselben gern Hof
gehalten habe.— Gleichwohl war schon zur Zeit des Johann Rothe auf dem ganzen Berge
nichts zu finden, was auf das einstige Vorhandensein einer Burg, also eines grossen
Gebäudes hätte schliessen lassen. Zwar sieht man dort noch heute allerlei Bodenerhebungen
und Furchen, die ohne genaue Prüfung leicht verleiten könnten, jener Erzählung von
einer" Burg daselbst Glauben zu schenken. Doch dieser früher ziemlich weit ver-
breitete Glaube dürfte seit der gründlichen Untersuchung, welcher man vor mehreren
Jahren die obere Fläche jenes Berges unterzog, wohl allgemein als ein irriger er-
kannt werden.

Bei der Aufgrabung der Grundmauern von der Capelle auf dem Frauenberge,
über welche oben berichtet worden, wurde nach dem glücklichen Erfolge derselben
auch das ganze übrige Terrain jenes Berges, namentlich seine obere Fläche einer ein-
gehenden Besichtigung und Untersuchung unterworfen, durch welche es sich als ganz
unzweifelhaft herausstellte, dass dort niemals eine Burg gestanden habe; zugleich aber
wurden jene Bodenerhebungen und Senkungen nicht blos sorgfältig untersucht und
beschrieben, sondern man verschaffte sich auch über den Zweck derselben eine be-
stimmte und, wie jeder Unbefangene zugeben muss, zweifellos richtige Ansicht.

Ueber das gewonnene Resultat erstattete Prof. Dr. Irmisch in dem Sonders-
häuser Regierungsblatte vom Jahr 1873, No. 153—155, Bericht und knüpfte daran die
dankenswerthesten Erklärungen über den Zweck jener Bodenerhebungen oder Wälle
und Gräben, über die muthmassliche Zeit ihrer Entstehung u. a. m. — Jenem Berichte
entnehmen wir Folgendes:

Die Bodenerhebungen und Furchen auf dem Frauenberge stammen unstreitig aus
uralten Tagen. Sie gehören zu den Befestigungen und Umfriedigungen, welche Ring-
wälle oder Hünen bürgen genannt werden. Eine solche Umwallung umgibt den
grössten Theil des Ost-, Süd- und Nordrandes der baumlosen Fläche. Sie ist indessen
an den bezeichneten Rändern nicht vollständig gut erhalten; am deutlichsten ist der
Wall an der Mittagsseite. Die den Rand umsäumenden Wälle hatten nach aussen
keine Gräben, da der Abhang des Berges sie unnöthig machte. Das Material für diese
Randwälle gewann man lediglich dadurch, dass man an der Innenseite den Boden
aushob und ihn kunstlos ohne irgend ein Mauerwerk zu einem Walle aufwarf. Am
besten erhalten sind die Wälle, welche von dem südlichen Rande quer über die ebene
Fläche des Berges nach Norden laufen.

Der erste Querwall findet sich etwa 300 Schritte von der Stelle, wo man auf
 
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