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Apfelstedt, Heinrich Friedrich Theodor [Hrsg.]; Fürstlich-Schwarzburgischer Alterthumsverein [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen (Band 1): Die Unterherrschaft — Sondershausen, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.19416#0111

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so

Sondershausen.

aus dem Jahre 1578, welcher besonders darum von Interesse ist, weil er einem Manne
gewidmet wurde, der sich um die Stadt dadurch ein Verdienst erwarb, dass er ihr
zur Anlegung eines Gottesackers ausserhalb der Stadt seinen Garten vermachte. Auf
dem Grabsteine, der sich bis vor wenigen Jahren auf dem sog. alten Gottesacker be-
fand, ist das Bild des Verstorbenen in ganzer Figur von kunstfertiger Hand aus-
gemeisselt mit der Umschrift:

ANNO 1578 DEN 15. AVGVSTI IST CASPAR SCHVWHART IN GOTT
VERSTORBEN. GOTT BIST MIR SVNDER GNAEDIG!

Unter der Figur befinden sich ein aus Stein gemeisseltes deutsches Vorlege-
schloss und ein eben solcher Schlüssel.

Unter den heiligen Gefässen der Kirche zeichnen sich ein Abendmahls-
kelch und eine Abendmahlsweinkanne durch ihren Kunstwerth aus.

Der Abendmahlskelch (s. Beilage XII), nach dem Urtheile von Sachkennern
ein seltenes Kunstwerk und aus dem 14. Jahrhundert stammend, ist mit reicher Orna-
mentik versehen, silbern und vergoldet, von 0,27 m Höhe und 0,18 m obern Durch-
messer, hat einen doppelten sechstheilig ausgeschweiften Fuss, der durch eine durchbrochene
Gallerie verbunden ist. Auf den sechs Feldern des Fusses befinden sich folgende aus
Silber getriebene und vergoldete Figuren: die mit einem Diadem geschmückte
Maria, das Christuskind auf dem rechten Arm und das Zepter in der linken Hand
haltend; St. Matthaeus mit einem Heiligenschein und Flügeln; ein Löwe mit
Flügeln als Sinnbild des St. Lucas; ein Stier mit Flügeln als Sinnbild des St.
Marcus; ein Adler als Sinnbild des St. Johannes und eine betende Figur. —
Diese sechs Felder laufen in einen • sechseckigen Schaft aus, aus dessen Mitte ein
zwölftheiliger Knauf mit zwölf Nischen, in der Form einer Bogengallerie, hervortritt,
von welchen sechs, je eine um die andere je einen männlichen Kopf enthalten und an
jeder Seite von je einem gothisch geformten Säulchen begrenzt werden, während die
andern Nischen leer sind. — Der obere Theil, der eigentliche Kelch, ist an seiner
Aussenseite durch schwache Einritzungen in sechs Felder getheilt, in welche Figuren
von Bischöfen und Heiligen eingravirt sind. Um den obern Band läuft die Inschrift:

CALICEM SALVTARIS (REM) ACCIPIAM ET NOMEN DOMINI INV0CAB0 —

die Originalschrift in Minuskeln.

Die Abendmahlsweinkanne (s. Beilage XIII), silbern und vergoldet, acht-
seitig und mit einem Deckel versehen, hat eine Höhe von 0,20 m und einen obern
Durchmesser von 0,13 m. Die acht emaillirten Seiten derselben enthalten sehr feine
Gravirungen und Ciselirungen; auf vier derselben sind die Namen, Figuren und Sinn-
bilder der vi er Evangelisten zu finden, auf den vier anderen skizzirte Abbildungen
von Kirchen, Burgen und der Stadt Jerusalem, hinter welcher sich der Berg Golgatha
mit drei auf demselben errichteten Kreuzen erhebt. — Auf der Aussenseite des Bodens
steht fein eingravirt: Henning Müller, Gräflich Schwarzb. gemeinschaftlicher
Bergrath. Anna Margaretha Müllerin, gebohrene Döplerin. A° 1686. -—
In der Mitte dieser Inschrift sind zwei Wappen, jedenfalls die der Schenkgeber,
eingravirt.

Zu erwähnen ist noch ein uraltes, ausser Gebrauch gesetztes Taufbecken. Es
besteht aus einer besonderen dunkeln Masse; in der Mitte desselben befinden sich die
Figuren des Josua und Caleb und auf seinem Bande Abbildungen von Hirschen. —
 
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