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Apuleius; Klinger, Max [Editor]
Amor und Psyche: ein Märchen des Apullejus — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.41353#0092
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Notli der Unschuld nicht verborgen. Denn der könig-
liche Vogel des Jupiter, der rasche Adler, erschien
plötzlich mit ausgespannten Flügeln; des einstigen
Dienstes eingedenk, als er unter Amors Leitung den
phry gischen Knaben dem Jupiter brachte, verliess er
hilfebereit und um den Cfott in dem Beistand der
Gattin zu ehren, die olympischen Höhen, flog zu dem
Mädchen und sagt: „Hoffst du, schwächlich und solcher
Dinge unkundig, von der heiligen, aber fürchterlichen
Quelle auch nur einen Tropfen zu stehlen oder auch
nur ihr nahe zu kommen'? Hörtest du nicht, dass den
Göttern, ja dem Jupiter selbst, jene stygischen Ge-
wässer schrecklich sind? und was ihr bei den Göttern,
die Götter bei der Hoheit des Styx beschwören? Gib
mir daher diese Urne.“ Kasch ergriff er das Gefäss
und füllte es, indem er aufseinen Flügeln sich schwebend
erhielt und mitten unter den zähnefletschenden Drachen
das widerwillige und zur Flucht mahnende Wasser
schöpfte; wobei er vorgab, dass er dies auf Befehl der
Venus thue und ihr damit einen Dienst leiste. So er-
hielt Psyche hocherfreut die volle Urne und brachte
sie eiligen Laufes ihrer Herrin.
Aber selbst damit konnte sie nicht den Zorn der-
selben besänftigen; denn mit noch Schlimmerem sie
bedrohend, spricht sie zu ihr mit tödtlichem Lächeln:


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