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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Snethlage, Rolf [Hrsg.]; Langenstein, York [Hrsg.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege / Zentrallabor [Mitarb.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Natursteinkonservierung: Internationales Kolloquium, München, 21./22. Mai 1984 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 31: München: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, 1985

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Abb. 3a, b: Pfarrkirche Rattenberg, Tirol; Quaderbau aus Kramsacher Marmor, Südfassade (Zustand vor Restaurierung, 1982).

direkter Beziehung zur jeweiligen Menge an lehmigen Ein-
schlüssen, die stark variieren kann. Entlang dieser lehmigen
Adern kommt es von außen nach innen hin abnehmend zu
Gipseinlagerungen. Dies kann an Querschliffen aller Alpenmar-
mortypen festgestellt werden.
Als Beispiel sind Untersuchungen mittels Rasterelektronenmi-
kroskopie von Proben des Kirchturms in Schwaz, Tirol, ange-
führt. Der Kirchturm wurde als Quaderbau aus Schwazer Mar-
mor 1509 bis 1513 errichtet, zu einer Zeit als der Schwazer
Silber- und Kupferbergbau in Blüte stand. Durch die SO2-
Abgabe bei der Erzröstung (Fahlerze) war der Kirchturm bereits
seit Erbauung einer frühen SO2-Umweltbelastung ausgesetzt.
Frühe SO2-Schäden dürften auch für die baldigen «Restaurie-
rungen» (Übermalungen) der Wandmalereien im Kreuzgang des
Franziskanerklosters in Schwaz, die ebenfalls aus dieser Zeit
stammen, verantwortlich gewesen sein, da sie «kainen Bestand»
hatten1. Der Kirchturm ist ca. 50 m hoch. Er ist zur Zeit für
die geplante Konservierung eingerüstet.
Der Zustand der Marmorquader im unteren Bereich des Turmes
ist relativ gut, ändert sich aber kontinuierlich nach oben hin zu
einem allgemein hohen Verwitterungsgrad (überlagert den
lehmabhängigen indiviudellen Unterschieden zwischen den je-
weiligen Marmorquadern). Es dürfte dies auf eine vertikal sehr
unterschiedliche SO2-Immission zurückzuführen sein, begün-
stigt durch die Tallage und durch die benachbarte
SO2-Emission bei der Erzabröstung. Dieser vertikale Verwitte-

rungszunahme findet sich auch bei Zersetzung von Pyrit und
Anätzung der Oberfläche (siehe unten).
Der Schwazer Marmor gehört zu den «homogenen» Typen der
Alpenmarmore. Die dunkelgraue Farbe im bruchfrischen Zu-
stand (poliert fast schwarz) ist durch eingelagerte Verkohlungs-
produkte bedingt. Dieser Alpenmarmor enthält relativ viel Py-
rit, der in den unteren Turmetagen selbst an der Oberfläche
kaum zersetzt ist. Nur in den Mitteletagen erscheint die Mar-
moroberfläche um die Pyritkörner stärker verrostet. In den zer-
störten oberen Bereichen fehlen diese Roststellen wieder, aber
hier durch die inzwischen eingetretenen großen Oberflächenver-
luste (vielfach frische Bruchflächen).
Wie erwähnt, setzt die Verwitterung der Alpenmarmore entlang
der lehmigen Adern ein. Bereits durch hygrische Schwankungen
ergeben sich hier dünne Haarrisse, die dann durch Gipseinlage-
rungen vergrößert werden. Abb. 1 zeigt solche Aufweitungen
des Steines entlang der lehmigen Adern. Abb. 2a greift solch ein
Detail heraus. Die kleinen hellen Punkte sind Pyrit, der entlang
der lehmigen Einschlüsse (senkrechtes Band in Bildmitte), ge-
häuft auftritt. Das dazugehörige Si-Verteilungsbild (Abb. 2b)
markiert in Form dieses breiten Bandes die lehmigen Einschlüs-
se in der Ader, die durch die Verwitterung bereits auf das Dop-
pelte aufgebläht wurde (ca. 0,1 mm). Die Zuordnung des Si-
Signals in diesem Band zu lehmigen Teilchen erklärt das gleich-
zeitige Auftreten von Kalium- und Aluminium-Signalen in die-
sem Bereich. Die Si-«Flecken» dagegen, besonders im linken

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