Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Snethlage, Rolf [Editor]; Langenstein, York [Editor]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege / Zentrallabor [Contr.]; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Natursteinkonservierung: Internationales Kolloquium, München, 21./22. Mai 1984 — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 31: München: Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, 1985

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/arbeitshefte_blfd_31/0179

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


Salzkruste hindurch noch deutlich die Meißelspuren, die die da
maligen Steinbrucharbeiter an der Steinbruchwand hinterlassen
haben. Nach Abheben der Salzkruste kann man unter dieser
noch den völlig intakten Kalkstein mit seinem original Meißel-
spurgefüge erkennen, so, als seien die Arbeiten erst in jüngster
Zeit durchgeführt worden. Mit anderen Worten: Trotz der inten-
siven Salzkrustenbildung ist dank der verhältnismäßig hohen
Permeabilität des Gesteins dieses in seiner Oberflächenstruktur
nicht gestört worden, sondern hat sich über eine Zeit von fast
viereinhalbtausend Jahren nahezu verwitterungsfrei erhalten.
Bei der Bearbeitung von Kalksteinen bzw. Sandsteinen, auf de-
nen in altägyptischer Zeit Reliefs angebracht worden sind, wur-
de jedoch durch die glättende Bearbeitung die Oberfläche selbst
in ihrer Gesteinsstruktur mehr oder weniger intensiv verdichtet.
Dadurch war genau in der Position der Reliefdekoration in vie-
len Fällen unbeabsichtigt eine Permeabilitätssperre errichtet
worden, die während der Benutzungszeit der Bauwerke in alt-
ägyptischer Zeit infolge des trockenen, ariden Klimas nur unter-
geordnet zu Bauschäden führte. Nachdem jedoch diese Bauwer-
ke nach ihrem Zerfall oft über mehrere Jahrhunderte im salzhal-
tigen Fruchtland lagerten und anschließend nach ihrer Ausgra-
bung den zum Teil veränderten klimatischen Bedingungen
wieder ausgesetzt worden sind, führten diese Salzlösungsbewe-
gungen an den Reliefoberflächen infolge der Auskristallisation
unmittelbar unter der Verdichtungszone, die im allgemeinen we-
nig mächtiger als etwa 1 mm ist, zur Abplatzung der Oberflä-
chendekoration selbst. Dieser Effekt tritt selbstverständlich
ganz besonders verstärkt in Feuchtklimaten auf, d. h. die teil-
weise rapide Oberflächenzerstörung ägyptischer Reliefs in euro-
päischen Museen findet damit ihre einfache Erklärung.
Insbesondere für Museumsobjekte ist der beste Schutz gegen
diesen Verwitterungseffekt das völlige Auslaugen der internen
Salzgehalte der Kalke, was ein sehr aufwendiger und vor allen
Dingen außerordentlich problematischer Vorgang ist, der in je-
dem Fall an Blindproben zuvor eingehend überprüft werden
muß. In Einzelfällen nämlich haben sich bei dieser Behandlung

Abb. 3: Aufnahme aus den 30er Jahren vom Pylon des Amon-Tempels
in Hermopolis aus der Zeit Sethos' II (um 1200 v. Chr.). (Foto: G. Roe-
der).
Abb. 4: Detailaufnahme von 1982. Starke Salzkorrosion besonders an
den reliefierten Partien des Bauwerkes.

Abb. 5: Detail aus Abb. 4. Abplatzungen der Reliefoberfläche durch
Salzausblühungen.


177
 
Annotationen