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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 3.1879

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Kekulé von Stradonitz, Reinhard: Marmorgruppe der Sammlung Modena in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.9393#0021
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15

nicht Eros, sondern ein ungeflügelter Knabe32) anzugehören, der
dann zu Eros umgedeutet worden ist und die in den pompejanischen
Bildern der römischen Gruppirung genauer entsprechende Darstellung
von Aphrodite und Eros ist von der eigentlichen Venus Pompeiana
wesentlich verschieden.

Eine alterthümliche Formgebung zeigt zunächst die Aphrodite
mit Scepter und Blüte und mit dem schwebenden Eros an ihrer
rechten Schulter in dem Relief der Basis aus Gabii im Museo Chia-
ramonti33). Aber wenn auch der Gedanke, dass hier ein der alter-
thümlichen Kunst angehöriger Typus wiedergegeben sei, am nächsten
zu liegen scheint, so ist es doch auch denkbar und, nach der Form-
gebung des Eros zu schliessen, ungleich wahrscheinlicher, dass dieser
Typus nur fingirt34) oder genauer gesprochen, dass zu dem echt
alterthümlichen Typus der Figur der Aphrodite ein zu diesem Typus
ursprünglich nicht zugehöriger Eros hinzugefügt sei. Ein unzweifel-
haftes griechisches Vorbild für jene römische Gruppirung bietet
dagegen eine Terracottagruppe aus Rugge, welche sich im akade-
mischen Kunstmuseum zu Bonn befindet und von welcher eine
Skizze35) auf Taf. II, 1 gegeben ist. Das Original misst 028 M. in
der Höhe und ist in den Formen im Ganzen wohl erhalten, doch etwas
abgescheuert, am auffälligsten an den Gesichtern; der rechte Flügel
des Eros ist oben nicht ganz vollständig; die Spitze des linken ist
ergänzt. Von Farbspuren ist, ausser Resten von Deckweiss, erhalten
einiges helles lebhaftes Rosa am Gewand, besonders an dem Zipfel
über der 1. Schulter, am Gewandbausch und an der Partie mit den
gerade herabgehenden Falten neben dem 1. Bein; ferner an dem
Kopfschmuck, der von vorn kranzartig aussieht, aber hinten in eine
spitze Haube zuläuft. Auch am Hals ist ein Strich Rosa, wie von
einem Halsband, verfolgbar. Geringe Spuren,, wie es scheint der-
selben Farbe, finden sich neben dem Gewand an der linken Schulter
und am Leib. Die Rückseite ist flach, mit rundem Brennloch; die
Basis ist unten offen. Die Arbeit ist nicht fein, aber in dem Cha-
rakter durchaus griechisch in dem Sinne, wie es apulische Terra-
cotten zu sein pflegen. Wir werden sie etwa dem Ausgang des dritten
Jahrhunderts vor Chr. zuschreiben dürfen; unter allen Umständen
aber fällt sie sehr geraume Zeit vor Caesar und vor das erste Auf-

82) Nissen Pompejanische Studien S. 329.

S3) Visconti e Guattani Museo Chiaramonti tav. 36.

34) Bernouilli a. a. 0. S. 118.

35) Nach einer grösseren Zeichnung von L. Otto im Apparat für das vom
archäologischen Institut des deutschen Reiches unternommene Terracottenwerk.
 
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