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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 3.1879

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Petersen, Eugen: Die Gruppe der Tyrannenmörder: auf einem Lekythos der Sammlung Scaramanga in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.9393#0095
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an einer Nachbildung oder Reminiscenz des berühmten Werkes
damit begründet, dass die Figur allein sei, ohne den Begleiter. In
einem der von Benndorf angeführten Beispiele Arch. Zeit. 1854
T. LXVIII sind es aber zwei — Tydeus und Lykurgos vermuthete
Jahn S. 243 zweifelnd, weil ohne rechten Grund — bärtig der vor-
dere, nach dem andern sich umsehende, dieser unbärtig, beide mit
gezücktem Schwerte linkshin vordringend, die Linke von der Chlamys
gedeckt vorstreckend; indem aber der Bärtige sich umsieht, folgen
auch die Arme der rückgängigen Bewegung, ohne dass man, wie
mir scheint, an Feindseligkeit gegen den Unbärtigen denken darf.
Wenn auch nicht zu beweisen, dünkt mich doch die Beziehung auf
die Tyrannenmörder noch wahrscheinlicher als jede andere: freilich
wäre es keine Copie der Gruppe, sondern nur eine von ihr etwas
beeinflusste, in der Bekleidung realistischere, selbstständige Dar-
stellung. Dieselbe Auffassung ziehe ich auch bei der im Arch. Anz.
1847 S. 24 von Panofka beschriebenen Feolischen Vase seiner Deu-
tung auf Aigisthos vor. „Ein bärtiger Mann", heisst es da, „mit
Olivenkranz im Haar sticht das Schwert in den Leib eines lorbeer-
bekränzten Mannes mit Keulenstab, während ein zweiter, unbärtig
und auch mit Peplos, dieselbe Mittelfigur andererseits mit gezücktem
Schwert bedroht, die Scheide in der Linken haltend" u. s. w. „Auf
der Rückseite erblicken wir dieselben Männer, ohne Aigisthos sich
besprechend, der eine mit einer Lanze bewaffnet, der andere un-
bärtig". Wieder sehen wir einen bärtigen Mann, das Himation
shawlartig über beiden ausgebreiteten Armen, jederseits von einem
bärtigen Mann in ähnlicher Weise angegriffen, in einem rothfig.
Vasenbild nach Tischbein Engravings I, 23, bei Miliin gall, myth.
CLV, 572 wiederholt, die zweifelhafte Inschrift in kaum möglicher
Weise gelesen C. I. Gr. I S. 12, 5. Beide Angreifer schreiten mächtig
aus, nackt bis auf die Chlamys, welche deckend über den vorge-
streckten 1. Arm hängt; beide halten in der Linken die Scheide,
in der rückwärts ausholenden Rechten das gezückte Schwert. Alle
diese drei Vasenbilder scheinen noch dem strengen Stil anzugehören.
Von etwas anderer Art ist das gleichfalls rothfigurige Bild bei Des
Vergers Etrurie Atlas XII, wo zwei jugendliche Männer, der eine
nackt, mit einer Binde im Haar, der andere mit der Chlamys be-
kleidet, einen gleichfalls jugendlichen Mann von beiden Seiten her
anfallend schon gepackt haben und jeder ein Knie anstemmend mit
ihren Dolchen bedrohen, während jener nackt mit der Rechten nur
eine spiralförmig geformte Masse (Gewand?) zur Vertheidigung er-
hebt. Hier scheint sich so wenig wie bei den früheren eine mythische
 
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