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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 5.1881

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Petersen, Eugen: Die dreigestaltige Hekate, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9395#0007
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sichtbar angelegten Gürtels32). Ich kann nicht umhin, die in beiden
Dingen sich vollziehende Veränderung in Kürze darzulegen, der-
gestalt, dass ich allbekannte Werke eben ohne weiteres Citat nenne-

Bis zum fünften Jahrhundert unterscheidet die griechische
Kunst, die darin wenigstens nicht von der ägyptischen gelernt hat,
den weiblichen Körper — also von der Bekleidung wie von der
Färbung abgesehen — eigentlich nur durch mehr äusserliche Zu-
fügung oder Weglassung vom männlichen. Weggelassen sind natür-
lich Geschlechtstheil und Bart, zugefügt die Brüste. Dass die Vasen-
malerei auch durch verschiedene Bildung der Augen wie gelegentlich
durch andere kleine Züge beide Geschlechter unterscheidet, beweist
ebensowohl Beobachtung der Natur wie das Streben nach con-
ventionellem Ausdruck, kann jedenfalls hier beiseite gelassen werden.
Dagegen bleibt in Vorder- wie in Seitenansicht der grosse Unter-
schied, dass beim Weibe Brust und Schultern schmal, Leib und
Hüften voller ausladend gebildet sind, beim Manne umgekehrt Brust
und Schultern breiter, der Leib flacher, die Hüften schmaler sind,
unbemerkt oder wenigstens unausgedrückt.

So schlanke Formen und dabei den Gürtel auffallend tief in's
Kreuz gelegt, so dass der Theil über dem Gürtel zu dem unter
demselben sich wie 2 zu kaum 3 verhält, zeigen schon die nicht
seltenen Xoana besonders auf Vasen vom fünften Jahrhundert an
dargestellt, in Zeiten, wo es solcher alten Schnitzbilder überall genug
gab 33). Für die Treue ihrer Wiedergabe mache ich die mitunter
nur durch ein bestimmtes Vorbild erklärlichen Attribute geltend,
mehr noch die Uebereinstimmung mit den natürlich viel roheren
Thonfiguren von Tiryns, Mykenai und Nauplia 34), in der hier wie

3l) Müller Archäologie §. 339, Weiss Costürnkunde I 717 ff., Hermann-Stark
Lehrb. der griech. Privatalterth. §. 22, Guhl u. Kohner das Leben d. Griechen u.
Römer S. 184 ff., alle sind mehr auf Systematik bedacht als die geschichtliche Ent-
wicklung zu verfolgen.

33) Athena Denkm. alt. K. I 5; G; 7 minder treu, aber doch tiefer Gürtung;
202; Mon. ined. d. I. II 36 ; 30 in etruskiscber Nachbildung; Mus. Gregor. II 5, 2a
unförmlich mit hoher Gürtung; Arch. Zeit. 1867 T. 224. 2. Chryse Denkm. a. K. I,
10; Arch. Zeit. 1845, 35; Mon. ined. d. I. VI 8. Hera Gerhard Ak. Abh. 82, 3;
Denkm. a. K. II, 37 ; die Samische auf Münzen Overbeck Kunstmyth. HI Münztaf. I.
Artemis Denk. a. K. I, 11; unbestimmt auf der Meidiasvase Gerhard Ak. Abh. T. 13,
Parthenonsmetope Michaelis 3, 21 (4, 25 ohne sichtbare Gürtung); auf dem Fries
von Phigalia u. s. w. Ebenso männlich Dionysos Denkm. a. K. II 583; M. i. d.
I. VI 37.

34) S. Schliemanns Mykenai und 'AQrjvouov VII Tafel B. Keine dagegen in
den Kuppelgräbern beim Heraion in Argos und Menidi.

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