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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 9.1885

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Schuchhardt, Carl: Die römischen Grenzwälle in der Dobrugea
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https://doi.org/10.11588/diglit.12270#0118
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ebenen Weg der Porta decumana durch Wälle und Gräben hindurch-
ziehen.

Zwei Kilometer weiter, da wo der Erdwall schon ganz nahe
ist, liegt am Ausgang einer Thalsenkung ein Lager mit einfachen
Wällen (IX), südlich davon ein türkischer Kirchhof und westlich
dicht am Wall ein paar bulgarische Hirtenhütten. Dann beginnt
gemeinschaftlich mit dem grossen Erdwall der schon bei der Be-
schreibung des letzteren geschilderte Uebergang über den Berg.
Am Ende dieses beschwerlichen Weges finden wir neben der Chaussee
ein 204 M. langes Lager (X) mit einfachen aber 11/2 M. hohen,
steinigen Wällen, deren Profil sich sehr scharf erhalten hat.

Bis Megidie und darüber hinaus theilt unser Wall die Schick-
sale des grossen Erdwalles, ohne selbst etwas Bemerkenswerthes
zu bieten. Er hält sich beständig am Rande, während der Erdwall
weiter oben über die Höhe zieht. Die dritte der hinter Megidie
durchschneidenden Wasserrinnen trägt auf ihrem Westrande einen
2 M. hohen starken Wall, welcher denen des letztbeschriebenen
Lagers X ähnlich ist und den Steinwall mit dem Erdwall verbindet.
Ich vermuthete auch hier ein Lager, zu dessen hinterer Seite dann
der Erdwall benutzt worden wäre, fand aber für die westlich zu
suchende vierte Seite keinerlei Anhaltspunkte.

Der Wall hat schon auf seinem bisherigen Wege von den
durchziehenden Wasserläufen viel zu erdulden gehabt, weiterhin
geht es ihm noch schlimmer. Er hält sich auch hier mit wenigen
Ausnahmen dicht an dem hohen Uferrande und ist an vielen Stellen
mit sammt diesem Rande verschwunden. Die Sohle des Karasu-
thales liegt nur wenig höher als der Donauspiegel, bei jedem hohen
Wasserstande ist der Fluss früher hier hereingefluthet, hat die
breite Niederung ausgefüllt und an den steilen Rändern Scholle um
Scholle zu Fall gebracht. Seit dem Bau der Eisenbahn ist das
anders geworden; zu deren Sicherung musste das Thal bei Cerna-
voda durch einen grossen Steindamm geschlossen werden. Die
Seen, die vorher das ganze Thal bedeckten, sind nun sehr zusammen-
geschrumpft und fristen ihr Dasein nur noch durch das Grundwasser;
das hohe Röhricht ist mehr und mehr durch fruchtbaren Graswuchs
verdrängt, ja stellenweise sieht man sogar geackerte Fluren.

Der Steinwall überschreitet nach dem Aufhören des grossen
Erdwalles den ersten grösseren Hügel dieser Uferstrecke und hat
auf dessen Westseite ein einfach umringtes Lager (XI), dessen
 
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