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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Kubitschek, Wilhelm: Ueber die Pompeius-Aera in Syrien
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0218
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von einander entfernten, und für die Zeit nach Actium bis auf den
Anfang von Tibers Regierung, da kein seleucid. Datum mehr vorliegt,
gleichfalls von drei Aeren, deren Anfänge um 15, resp. 18 Jahre aus-
einander liegen; noch etwas weiter, bis 25 n. Chr., wären die caesa-
rische und die pompeianische Zeitrechnung zugleich benutzt worden.
Hiemit wird ein Zustand des Datierungswesens behauptet, der dem
Charakter und dem Endzwecke der Aerenrechnung direct widerspricht
und gar keinen Glauben verdient.

Es liegt gewiss in der Natur der Sache, dass die amtliche Ein-
führung einer neuen Aera die amtliche Abschaffung der älteren vor-
aussetzt. Wenn es nicht an Fällen fehlt, dass die spätere Aera nach
einiger Zeit wieder der älteren definitiv weichen muss (so in Tripolis),
so beweist das meiner Meinung nach gar nichts für eine ursprüngliche
officielle Fortdauer der älteren Aera neben der späteren und einen aus
ihrer ungeschwächten Kraft erfolgenden endlichen Sieg, wodurch meine
Auffassung widerlegt werden könnte, sondern es sind solche Fälle als
Symptome politischer Veränderungen anzusehen, für deren Kenntnis
uns nicht immer noch andere Quellen zur Verfügung stehen. Dort
aber, wo thatsächlich nebeneinander zwei Aeren in Verwendung stan-
den, kann doch nur eine officiell als die hauptsächliche gegolten haben,
und von dieser wurde die andere durch eine besondere Benennung
unterschieden.9) Diesen Gedanken wird man festhalten müssen, wenn
man einmal die verwickelten Verhältnisse der in Kleinasien und in
Syrien üblichen Datierungsformen in kritischer Darlegung wird zeigen
können, wozu ja in nicht ferner Zeit gute Vorbedingungen geschaffen
sein werden. Man wird es z. B. nicht für möglich halten dürfen, dass
eine und dieselbe Gemeinde unterschiedslos zwei Aeren verwendete, wie
dies seit Belley (mem. de l'acad. des inscr. et b. 1. 30, 1764, 262)
und Eckhel (3, 324) bis auf Head von Rhossus in Syrien behauptet
wird. Diese Gelehrten fußen ihre Ansicht auf zwei Typen: Kopf des
Commodus mit Lorbeerkranz AY • K • A • AYP • KOMMOAOC) (Zeus mit
Blitz und Speer • 6T^C • 0IC [= Mionnet S. 8, 270] und ein

nummus D. Bosanquet3, den Wise in den Anmerkungen seines Münz-
katalogs des Museum Bodleianum S. 205a erwähnt: Septimii Severi
PQXEQN • ETOYI • SNX. Man sah sich bisher veranlasst, beide Angaben,
da sie sich nicht auf eine Aera zurückführen ließen, zwei verschiedenen
Datierungssystemen zuzuweisen, einer caesarianischen Aera von 48 und
einer actischen von 31. Man fragt sich aber unwillkürlich, zu welchem
vernünftigen Zwecke die Stadt Rhossus damals zwischen zwei Aeren,

9) tov üeßaörov in Macedonien, rrjg vlxtjg in Syrien, an verschiedenen Orten
die Regierungsjahre der Herrscher.
 
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