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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 14.1891

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Kubitschek, Wilhelm: Römerfunde aus Klosterneuburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.12275#0123
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117

entsprechend Z. 4 nach et das Gentile einer Frau anzunehmen sei,
erscheint mir wenig wahrscheinlich, ist aber nicht ganz ausgeschlossen.

Von den Ziegelstempeln habe ich die aus der of. Arn. Ursicini
mag. (C. I. L. III 4668 f. g.); da sie nur fragmentarisch erhalten waren,
nicht copiert. Einen anderen Stempel, in Sohlenform eingeschlossen,
konnte ich, da er zu stark abgescheuert war, nicht entziffern (ich sah

bloß //OHIS///PTRVi-), ein anderer |a^XenTIaVIN ist, glaube ich,

mit dem in Düna Keszi gefundenen Eph. epigr. 4, 446 a OF ARN
MAXENTI AVIN zusammenzustellen.

Für die Frage, ob an der Stelle des heutigen Klosterneuburg eine
größere antike Niederlassung sich befunden habe, beweisen die oben
mitgetheilten Funde gar nichts. Der Steinbruch, aus dem die Quadern
für den Bau des Klosters und des Kreuzganges seit 1106 gewonnen
wurden, muss im Nordwesten der Stadt gesucht werden, etwa bei
Kritzendorf oder noch weiter aufwärts. Die Schiffe, die die neu ge-
brochenen Bausteine brachten, mochten auch mitunter antike Steine,
die dort irgendwo zutage gekommen waren, mitbringen. Ich bin auch,
seit ich die übrigen vier Römersteine, die das Kloster aus dem 1834
gemachten Funde besitzt, selbst gesehen habe, keineswegs zur Annahme
geneigt, dass sie noch in situ gefunden worden sind. Sie sind zwar
nach Max Fischers Bericht (Anzeigeblatt der Jahrbücher der Literatur,
Bd. 86, 70 f.) cin einer beträchtlichen Tiefe unfern der Kirche5 gefunden
worden ; aber die Ära C. I. L. III 5646 hatte zwischen dem Aufsatz und
Z. 2 eine handbreitgroße und handbreittiefe Rinne, offenbar zur Auf-
nahme eines viereckigen Balkens erhalten (die Angabe des Corpus in-
betreff der Rasur führt irre), und die Meilensteine 5752 und 5753
haben, doch wohl um eine breite Lagerfläche zu gewinnen, einen Theil
der Rundung sammt der darauf befindlichen Schrift verloren. Indes
bestreite ich, schon wegen der übrigen Ausführungen Fischers a. a. O.,
die Möglichkeit, dass nahe dem Weidling- oder dem Kierlingbache
eine römische Ansiedlung sich befunden hat, mit nichten • hoffentlich
wird Prof. Drexler, der seit geraumer Zeit auf alle Thatsachen,
die für jene zu sprechen scheinen, geachtet hat, uns bald ausführlich
berichten.

Wien, 18. October 1890

J. WILH. KUBITSCHEK
 
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