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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 15.1892

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Heft 2
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Domaszewski, Alfred von: Die Thierbilder der Signa
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https://doi.org/10.11588/diglit.12272#0200
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Zodiakalzeichen sind, ist der Weg gewiesen, um ihre tiefere Bedeutung
zu verstehen. Sie sind die Nativitätsgestirne der Legionen,5) und als
solchen widerfährt ihnen göttliche Verehrung, die den Zodiakalzeichen
nach Ovids ausdrücklichen Worten zukommt. Demnach wird das in
Carnuntum gefundene Relief, welches den Stier der X. Gemina inmitten
einer aedicula darstellt (sieh Figur l),6) aus dem Lagerheiligthum des
oberpannonischen Heeres, dessen Hauptquartier Carnuntum war, stammen.

Die Thierbilder der Legionen sind mit geringen Ausnahmen that-
sächlich Zodiakalzeichen. Es überwiegt unter ihnen der Stier in einer
Weise, die von historischer Bedeutung ist. Denn der Stier findet sich
gerade bei jenen Legionen und zwar, soweit Zeugnisse erhalten sind,
beinahe ausnahmslos, die dem ältesten Bestand des von Augustus
reorganisierten Heeres angehören. Es sind dies die:

IV. Macedonica (sieh Figur 2),7) V. Macedonica,8) VII. Claudia,9)
VIII. Augusta, X. Fretensis, X. Gemina.10)

Es lässt sich aber nachweisen, dass Augustus bei der Reorgani-
sation des Heeres den Legionen die Ziffern beließ, welche sie unter
Caesar geführt. Denn die Legio V., welche bei Mutina focht11) und
allein in guter Ordnung unter Antonius'Führung bei Lepidus eintraf,12)

5) Man sieht jetzt erst, warum der Geburtstag des Legionsadlers und der
Signa gefeiert wurde. So Eph. I n. 145 ob natalem aqinlae, cf. C. I. L. II, 2552 und
ob natales signor(u?n) C. I. L. II, 2553.

6) Vgl. arch.-epigr. Mitth. 11 p. 12 und Kubitschek Führer durch Carnuntum
Fig. 38. Die Inschrift unter dem Bilde lautet einfach: l(egio) X G(emina) p(ia)
f(idelis) ein Beweis, dass es sich um ein Cultbild handelt und nicht um einen Votiv-
stein. Die Bedeutung der Hauptquartiere für die Concentration des militärischen
Dienstes ist bisher nicht richtig gewürdigt worden, bedarf jedoch einer eingehenden
Darlegung. Vgl. indessen meine Bemerkungen über die speculatores Rhein. Museum
1890 S. 209.

7) Vgl. den Kasten dieser Legion, welcher auf dem Schlachtfelde von Cre-
mona aufgefunden wurde. Abgebildet Notizie degli Scavi 1887, Taf. IV und dar-
nach wiederholt oben Figur 2, besprochen von Mommsen Correspondenzbl. der westd.
Zeitschr. 1888, S. 55.

8) Gesichert durch die Münze des Victorinus; weshalb sonst auf Münzen der
Adler als Thierbild erscheint, ist mir unklar.

9) Jetzt auch gesichert durch den Grabstein aus Viminacium. Vgl. den Schluss
dieser Abhandlung. —

10) Vgl. Anm. 6.

n) Cicero ad fam. X 33, 4 quartam — a quinta legione concisam esse. Danach
muss die legio V eine Veteranenlegion sein; denn tirones hätten die makedonische
legio IV nie vernichtet.

12) Cicero ad fam. X 34, 1: habebat antea legionem V et ex reliquis legionibus
magnam multitudinem, sed inermorum. Es ist nur öin Druckfehler bei Drumann I,
347, der sonst die richtige Ansicht hat (vgl. S. 210), wenn er die zweite nennt,
welche vielmehr in der Schlacht bei Forum Gallorum ihren Untergang fand. (Cicero
ad fam. X 30).
 
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