Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 17.1894

DOI article:
Wilhelm, Adolf: Kietis: zu Tacitus und Josephus
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12276#0012

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
3

die .sogenannten .Kliteir nicht, wie Marquardt R. St. V. I2 384 11 angibt,
nur ein Gebiet bei der von den Aufständischen im Jahre 52 n. Chr.
belagerten Stadt Anemurion. Schon der Umstand, dass die Landes-
fürsten jene Empörungen zu bewältigen nicht im Stande waren und
beidemal erst syrische Reichstruppen sie niederzuwerfen vermochten
(Th. Mommsen Rom. Gesch. V 309), spricht für eine gewisse Bedeutung
der Völkerschaft und liisst annehmen, dass sie ein ausgedehnteres
Gebiet ihr Eigen nannte. Zudem scheint der römische Geschichts-
schreiber an der zweiten Stelle unter dem Namen der ,Kliten' mehrere
kleinere Bergstämme zusammenzufassen.5) Nun zeigen die Angaben des
Ptolemaios, der die ganze Küste von Anemurion bis zur Kalykadnos-
mündung,6) aber auch Olba im Inneren zu seiner Ketis rechnet, die
Nachricht des Basilios von Seleukeia, dass der Kalykadnos änö twv -r(c
KyjT'l^og [xo/atTctteov ywo-lcov komme, vor allem aber die Lage der Städte
des Binnenlandes, welche auf Inschriften oder Münzen als zur Kietis
gehörig bezeichnet werden — Philadelpheia (B. V. Head Numismatie
Chronicle 1888, 301; Imhoof-Blumer Griechische Münzen S. 188),
Koropissos ("Waddington Rev. num. 1883, 33; J. N. Sworonos T&p. äoy.
1889, 67, 212; Imhoof-Blumer a. a. 0. S. 183), Olba (zuletzt K. Hennig
Symbolae ad Asiae minoris reges sacerdotes etc. diss. Lips. 1893, 26 .
— dass Kietis als Gesammtbezeichnung für den weitaus grössten Theil
des westlichen Kilikiens zu gelten hat.

Dieser Sachverhalt ist bisher verkannt worden. Der ausgezeichnete
Kenner des alten Klcinasiens, welcher der Wissenschaft soeben entrissen
worden ist, W. H. Waddington, hat die Bedeutung der Kietis im allge-
meinen richtig, aber doch zunächst nur zur Bestimmung der Lage von
Koropissos erörtert (Rev. num. 1883, 33). Die Kietis gegen die anderen
Landschaften der Tracheiotis abzugrenzen hat erst Ramsay in einer
längeren Darlegung unternommen, welche leider weder als durchsichtig
noch als durchweg überzeugend gerühmt werden kann (Hist. geogr.
363 ff. Ramsay gilt als Kietis, wie am besten aus der Karten-

beilage zu p. 330 zu ersehen ist, 1. die Landschaft an dem nördlichen
der beiden Flüsse, welche durch ihre Vereini^-une; den mächtigen
Kalykadnos bilden, 2. das Gebiet der von J. Th. Beut 1890 wieder
entdeckten Stadt Olba — also überhaupt (p. 364) der ganze nordöst-

'•>) Vergl. H. Xettleship Comment. Woelfflin. 186, wo unsere Stelle zu denen
gestellt ist .ubi cognomen et cognomentum significant nomen alterum sive
adieeticium'.

G) Sicherlich steckt der Name der Kieten. wie schon C. Maller vermathet hat,
in der verderbt überlieferten Bezeichnung einer Schifferstation üstlich von Xagidos
in Skylax Periplus (Geogr. Gr. min. I p. 76) 102 CHTOX Xipiva.

1*
 
Annotationen