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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 17.1894

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Zingerle, Josef: Über die Glaukos-Polyeidosvase des Sotades
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https://doi.org/10.11588/diglit.12276#0136

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eines To;j.ßwp6yo? die in diesen Grabbauten geborgenen »Schätze zutage
gefördert haben. So gewann die rege Volksphantasie neue Nahrung und
Anregung; die von altersher von der Sage umwobenen Stätten als
Oyjoaopoi aufzufassen. Allerdings stimmt dies nur für die schätzereichen
Grabstätten mächtiger Herrschergeschlechter, wie es die von Mykenai
und Orchomenos waren, nicht aber für alle Kuppelbauten, die als letzte
Ruhestätte benützt wurden und die, wie die Ausgrabungen lehrten, weit
ärmlicher ausgestattet waren (vergl. Kuppelgral) v. Menidi p. 52). Aber
die Bezeichnung Orjoaopo«; ist ja auch nur für erstere bezeugt. Dass
sich die gleiche Tradition auf die beträchtliche Anzahl aller anderen
erstreckt hätte, ist an sich nicht wahrscheinlich und in keiner Weise
nachweisbar. Die Thatsache, dass bei einer Anzahl derselben der Inhalt
unberührt gefunden wurde, lässt den Schluss zu, dass nach dem Aus-
sterben des Geschlechtes die Begräbnisstätte der Vergessenheit anheim-
fiel : andere haben nachweisbar bis tief in historische Zeit hinein als
Gräber weitergedient. Mit Recht hat daher schon Stamatakis nach dem
Befunde im Grabe am Heraion geschlossen, dass an einzelnen Orten
die Kenntnis von der ursprünglichen Bestimmung dieser Bauten sieh
bis in hellenische Zeit forterhielt (athen. Mitth. III p. 279). Auch die
volksthümliche Bezeichnung des Grabes von Volo als Gespensterhaus
weist auf eine derartige ununterbrochene Überlieferung hin, denn sehen
nach altgriechischem Volksglauben ist es in der Nähe von Gräbern
nicht geheuer.4)

So erklärt sich auch, dass Sophokles das Felsengrab der Antigene,
wie längst bekannt, in einer Weise beschreibt, dass alle einzelnen
Theile ihre Parallelen in der Construction der Kuppelgräber finden.
Unverkennbar hat man es hier nicht etwa mit antiquarischer Gelehr-
samkeit zu thun. Vielmehr muss angenommen werden, dass, wie sich
ja die Tragiker, gerade was den Cultus der Todten anlangt, getreu an
den Glauben ihrer Zeit halten, die Erinnerung an die Bedeutung dieser
Grabbauten noch lebendig war. Auch kehrt das Motiv von der
Einschliessung in ein oItwjjmc 671677.107 in der vielbehandelten Danae-
sage wieder.

Charakteristisch ist der Boden des Kuppelbaues wiedergegeben;
es ist offenbar mit Steinen und Kieseln durchsetztes natürliches Erdreich,
wie es in den bisher ausgegrabenen Tholoi fast durchwegs auftritt, wo

4) Vergl. Rohde, Psyche p. 223, 2; sicher derselbe Glaube spiegelt sich in
den Worten eines koischen Grabgedichtes wieder, mit denen der Todte den Wanderer
anspricht: Xai'pu>v afikafisioq tovSs rcäpeXös taepov (Paton und Hicks, inscr. of Cos.
n. 335).
 
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