Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Architectura: Zeitschrift für Geschichte und Aesthetik der Baukunst — 1.1933 [ISSN 2365-4775]

DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:
Sommer, Kurt: Die konstruktiven Grundlagen des Bogens in Dach und Giebel der alt-indischen Baukunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19241#0229

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
bogigem Querschnitt. Die Köpfe der Dach-
pfetten durchdringen die Giebelwand und fin-
den dort ihr Auflager. Außerdem ist in Kämp-
ferhöhe ein horizontaler Absatz sichtbar. Wie
bei den Santschihütten mit massiver Wand-
bildung ist es auch hier unbestimmbar, ob sich
unter dem glatten Putz ein Pfostengerüst bezw.
Flechtwerk verbarg, oder ob die Wände durch-
weg aus Lehm bestanden. Das Dach überragt
die Hauswand am Giebel und ebenso an der
Längsseite, wo es für die Ableitung des Regen-
wassers eine Traufe bildet. Mit dem vorigen
durch die einfache Gliederung in Dach und
massive Wand übereinstimmend, aber durch die
besondere Betonung des an der Langseite ge-
legenen Einganges durch einen Giebel in der
Wirkung gesteigert, erscheinen die vom Baharat-
relief (Taf. 43 e) und aus Santschi (Taf. 43 b)
stammenden Hausbilder. Der Dachfirst ist nicht
mehr glatt durchlaufend, sondern mit Spitzen
oder Knäufen in wechselnder Zahl versehen.
Der Giebel in der Höhe des Hauptdaches hat
die bei dem Barahatrelief übliche Form. Aus
gebogenem Material hergestellt, besteht er aus
einem äußeren Bogen, auf dem die Köpfe der
aufliegenden Dachpfetten sichtbar werden, und
aus einem inneren Bogen, der die Tür bildet.
Zwischen beiden sind ein oder zwei Zwischen-
bögen sichtbar, deren Enden in Richtung der
Kämpfer der ersten beiden Bögen weisen.
Radial gerichtete Stäbe mit kreuzweiser Ver-
spannung verbinden die Bögen untereinander,
die am Kämpfer zusammengeführt und, wie
deutlich auf Abb. 5 zu erkennen ist, mitein-
ander verbunden werden. Die Pfetten liegen
mit ihrer flachen Seite auf dem Rundbogen auf
und folgen seiner Linienführung. Die Dächer
der Quergiebel springen über die Flucht des
Hauses vor.

Die Felshöhle von Lomas Rischi und die
Sudamahöhle wurden schon im Zusammenhang
mit der Rundhiitte erwähnt. Ihre rechteckigen
Teile mit rundbogiger Decke geben ein Bild
der räumlichen inneren Gestaltung des ein-
stöckigen Rechteckhauses. Die Eingänge liegen
ebenfalls an der Breitseite, wenn auch nicht in
der Mitte. In Lomas Rischi wiederholt sich auch
die Betonung des Eingangs durch den Giebel.
Aus der einstöckigen Hausform mag durch Er-
höhung um eine Pfostenstellung die zwei-
stöckige entstanden sein, die auf den Barahat-
reliefs, besonders aber auf den Santschireliefs,

zahlreich vertreten sind. Die Häuser sind also
zu Pfahlbauten geworden, oder eine auf Pfählen
ruhende Plattform dient ihnen als Unterbau.
Gleichzeitig mit der Höhe wurde die Länge des
Hauses gesteigert und statt des einen mittleren
Giebels werden zwei und mehr angebracht. Die
über dem Pfostenunterbau eingezogene Ge-
schoßdecke ladet verandaartig vor dem Haus-
körper aus und ist mit einem Geländer um-
geben. Die Umrißlinie dieser Plattform folgt
nicht immer streng der Grundrißform des
eigentlichen Hauses, oft ist sie um so viel größer,
daß sie einer aus mehreren verschiedenen Haus-
typen zusammengesetzten Hausgruppe Platz
bietet. Man kann sich ein Bild machen, wie
eine solche gruppenförmige Anlage ausgesehen
haben mag, wenn man eine entsprechende
moderne Anlage aus Oberbirma betrachtet
(Taf. 44 c).

Die zweistöckigen Häuser der Barahatreliefs
(Taf. 43 f) haben, von unten beginnend, fol-
gende allgemeine Gliederung: Pfostenstellung,
vielfach nur dekorativ angedeutet; Balkenlage
oder Plattform, durch Balkenköpfe gekenn-
zeichnet; das eigentliche Haus, dessen Dach
von Pfostenstellungen bezw. vollen Wänden ge-
tragen wird. Daran schließen sich seitliche
Giebel, die formal dem bisherigen gleichen und
offenbar Türen darstellen. Das Geländer in
Höhe des ersten Stockes ist an den Türgiebeln
gekröpft, was darauf schließen läßt, daß es
ringsum den gleichen Abstand von der Haus-
flucht hatte. Spitzen- oder Dachknäufe als Be-
krönung der Firslinie sind in verschiedener
Zahl vorhanden. Häufig liegt der erste in der
Verlängerung der Schmalwand des Hauses, ein
weiterer in der Verlängerung des Firstes des Sei-
tengiebels, die übrigen verteilen sich in glei-
chen Abständen über die Länge des Firstes,
aber man scheint ihre Anordnung in bautech-
nischer Hinsicht nicht sehr genau genommen und
mehr auf die dekorative Wirkung gesehen zu
haben.

Das zweistöckige Haus der Santschireliefs zeigt
zwei Typen: einen mit Mittelgiebel und einen
solchen mit Seitengiebeln. Der im übrigen glei-
chen Gesamtgliederung ist ein hier in Santschi
beim Rechteckhaus erstmalig auftretender Teil
eingefügt: das Vordach zwischen Pfostenkopf
und Balkenlage des Obergeschosses. Taf. 42 c
ist eine Darstellung vom Südtor, auf der die
Einzelteile der Gliederung klar zu erkennen

207
 
Annotationen