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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 15.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.25929#0059
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Tafel 36. Villa F. Ferckel in Pirmasens; erbaut von
Architekt Gg. Neff in Magdeburg.

Der Hauptbau dieser Villa ist um 5 m hinter die bestehende
Bauflucht zurückgerückt worden, wodurch die gewählte Grund-
rissdisposition und die Gestaltung des äussern Aufbaues unter
Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse sich ergaben. Die
Architekturteile etc. sind aus rotem Sandstein, das Cyklopen-
mauerwerk des Sockels aus Granit; die Mauerflächen der Fassaden
wurden mit Verblendern erster Qualität von Holzmann & Cie.
verkleidet. Die Dachflächen sind
mit Cauber Schiefer nach deut-
scher Methode eingedeckt. —

Die Gesamtbaukosten ohne Ein-
friedigung betrugen ca. 40000 M.

Der umbaute Raum, vom Keller-
fussboden bis Mitte Dachgeschoss
gemessen, beträgt inklusive des
Vorbaues 2225 kbm; es stellt sich
demnach 1 kbm auf 18 M.

Tafel 37 u. 38. Rathaus
' in Limburg a. d. Lahn; erbaut von
Stadtbaumeister J. Kauter in
Limburg und Stadtbaumeister
F. Genzmer in Wiesbaden.

Südfront und Westfront.

Der in Ausführung begriffene
Neubau steht allseitig frei und
ist so gestaltet, dass er durch
Anbau an den auf der Rückseite
(Nord) vortretenden Flügel er-
weitert werden kann. Das Unter-
geschoss enthält auf der West-
seite mit besonderem Zugang die
Polizeiwache und das Eichamt.

Die auf der südöstlichen Ecke
gelegenen Räume, die ebenfalls
mit einem besonderen Eingang
von aussen versehen sind, sollen
für die Einrichtung einer Ratskellerwirtschaft reserviert bleiben.
Die übrigen Räume dienen als Aufbewahrungsort für Brenn-
material und als Keller für die im Dachgeschoss untergebrachten
Dienstwohnungen. Im Erdgeschoss befinden sich das Amtszimmer
des Bürgermeisters, ein Botenzimmer, ein Wartezimmer, die
Stadtkasse, die Registratur und sonstige Bureaus. Das Ober-
geschoss umfasst den Stadtverordnetensitzungssaal, das Magistrats-
zimmer, ein Kommissionszimmer, das Stadtbauamt und das Standes-
amt. Das Dachgeschoss enthält zwei Wohnungen für städtische
Unterbeamte.

Die äussere Gestaltung bewegt sich in den Formen der
heimischen Holzarchitektur. Die Architekturglieder des Sockels
sind aus Niedermendiger Basaltlava, die Verblendung der Sockel-

mauerflächen ist aus einem in der Nähe gewonnenen bräunlichen
Kalkstein in roh bearbeiteten Quadern hergestellt. Die Werk-
steingliederungen der Geschosse sind aus rotem Mainsandstein
gefertigt, die Wandflächen werden mit weisslichgrauem Putz
überzogen. Sämtliche äusserlich sichtbaren Holzteile bestehen
aus Eichenholz, das in Naturfarbe stehen bleibt; die Gefache
werden einen Stein stark ausgemauert und weiss verputzt. Die
Dächer und die Wände des Dachreiters werden mit Schiefer
gedeckt. — Die Baukosten sind auf 100000 M. veranschlagt.

Tafel 39. Villa von Seutter
in Lindau; erbaut von Architekt
E. Drollinger in München.

Aus Erdgeschoss, Oberge-
schoss und Kniestock bestehend,
erhebt sich der Bau inmitten schön
gepflegter Parkanlagen, von allen
Seiten freistehend. Der dieser
Lage gemäss frei gegliederte
Grundriss enthält nach dem mit
einem Pavillon überdeckten Haupt-
eingang an der einen Seiten-
fassade vier ineinandergehende
und ein kleineres, für sich gelegenes
Zimmer; ein Palmenhaus, Klosett,
Anrichtezimmer und das Zimmer
für den Diener, welcher von hier
den Eingang übersehen kann.
Den Hauptzimmern sind Terrassen
mit direktem Zugang zum Park
vorgelagert. Die Bedienung des
Speisezimmers geschieht von der
anschliessenden Anrichte aus, die
wieder durch eine Wendeltreppe
direkt mit den im Souterrain lie-
genden Küchen und Wirtschafts-
räumen verbunden ist.

Die nur vom Parterre zum
ersten Stock führende Haupt-
treppe erhebt sich ganz freistehend in der von Pfeilern gestützten
Treppenhalle, welche mit der Decke über dem ersten Stock ab-
schliesst und durch Oberlicht beleuchtet ist. Für den Verkehr
der Dienerschaft sorgt eine vom Keller bis zu den Dachstock-
räumen führende Nebentreppe, die auch einen direkten Zugang
von aussen im Erdgeschoss besitzt. Im ersten Stock sind die
Schlafräume untergebracht, und damit in Verbindung stehen zwei
Garderoben, Frühstückszimmer, Bad und Klosett, nebst einem
Schrankzimmer. Frühstückszimmer und ein Schlafzimmer be-
sitzen gedeckte Loggien. Gesondert von den Schlafräumen,
nach der Seite der freien Rundsicht, ist noch ein Billardzimmer
mit anstossendem Rauchsalon angeordnet. Das Dachgeschoss
enthält zwei Fremdenzimmer und die Dienerschaftsräume.

Grundrisse des Rathauses in Limburg a. d. Lahn; erbaut von Stadtbaumeister J. Kauter in Limburg und

Stadtbaumeister F. Genzmer in Wiesbaden.
 
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